Am Kirchweihsonntag feiern wir nicht nur ein Gebäude aus Stein. Wir feiern, dass Gott unter uns wohnen möchte.
Unsere Kirchengebäude erinnern uns daran, dass wir selbst die lebendigen Steine sind, aus denen seine Kirche gebaut ist.
Mitten in das Kirchweihfest, das nicht selten recht triumphal gefeiert wird, hinein stellt uns das Evangelium heute eine ziemlich unbequeme Frage. „Wird der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben finden auf Erden?“ (Lk 18,8b)
Das ist keine Frage an die „Welt da draußen“.
Das ist eine Frage an uns – an unsere Gemeinden, an jeden und jede von uns persönlich.
Wird Jesus bei uns Glauben finden?
Einen Glauben, der trägt, der begeistert, der ansteckt?
Diese Frage ist für mich in den letzten zwei Wochen ganz lebendig geworden.
Denn unabhängig voneinander haben sich zwei Menschen bei mir gemeldet, die mich sehr berührt haben:
Da ist ein 19-jähriger junger Mann, der mir erzählt hat: „Ich bin zum Glauben gekommen.“ Und er möchte sich jetzt firmen lassen, weil er spürt: „Ich will zu Jesus gehören, ich will in dieser Kirche meinen Platz finden.“
Und dann ist da eine Frau, Mutter von mehreren Kindern, die sich entschieden hat: „Ich möchte katholisch werden.“ Sie kommt aus der evangelischen Kirche und sagt: „Ich spüre, dass hier in der katholischen meine geistliche Heimat sein soll. Ich möchte meinen Glauben in dieser Kirche leben.“
Beide kommen gar nicht aus dieser Gemeinde. Aber beide sind – auf je ganz eigene Weise – auf der Suche nach Gott, nach Glauben, nach Gemeinschaft.
Wahnsinn!
Es zeigt: Gott wirkt auch heute. Er spricht auch heute Menschen ins Herz.
Menschen finden zum Glauben, manchmal leise, manchmal ganz überraschend.
Und trotzdem stand ich dann vor einer sehr praktischen Frage:
Mit wem kann ich diese beiden Menschen zusammenbringen?
Wer aus ihrer konkreten Gemeinde oder auch aus unserer Pfarreiengemeinschaft kann ihnen helfen, im Glauben weiterzugehen, Fragen zu stellen, Vertrauen zu fassen, sich wirklich in der Kirche zuhause zu fühlen?
Und genau da trifft sich das Evangelium mit unserem Alltag.
Jesus fragt: „Wird der Menschensohn den Glauben finden?“
Ich glaube: Ja, er wird ihn finden – dort, wo Menschen einander helfen zu glauben. Wo Christinnen und Christen nicht nur nebeneinander sitzen, sondern miteinander ihren Glauben teilen und gewinnend wirken. Theologisch gesprochen – missionarisch sind.
Im Blick auf den Jugendlichen und die Frau und auf andere Menschen, denen es auch so geht wie dem beiden, frage ich mich:
Sind wir als konkrete Kirche – Sie und ich – als konkrete Katholiken, die man erleben kann – anziehend, begeisternd, bereit, andere Menschen für den Glauben zu gewinnen?
Wie müssten wir auftreten, wie uns aufstellen, was müssten wir selbst ändern, dass wir hier – Sie und ich – unseren Glauben positiv sichtbar, gewinnend und erlebbar machen?
Heute feiern wir Kirchweih.
Das heißt ja: Gott wohnt hier.
Aber ER wohnt nicht im Stein, sondern im Herzen, im Leben und in den Gesichtern der Glaubenden.
Unsere Kirchenmauern sind nur das äußere Zeichen.
Die eigentliche Kirche sind wir – lebendige Steine, die einander tragen und Halt geben.
Und so frage ich mich – und vielleicht dürfen wir uns alle das fragen: Wo kann ich selbst jemandem helfen, im Glauben Fuß zu fassen?
Wem kann ich etwas von meinem Glauben erzählen – ehrlich, ohne große Worte?
Wo kann ich einfach da sein für jemanden, der sucht, der fragt, der sich an ein Leben in unserer konkreten Kirche herantasten möchte?
Der junge Mann und die Mutter mit ihren Kindern – sie sind für mich ein Zeichen der Hoffnung.
Sie zeigen: Der Glaube lebt.
Aber sie sind auch ein Auftrag an uns.
Wird der Menschensohn, wenn er kommt, bei uns eine Gemeinde finden, die solche Menschen aufnimmt, begleitet, trägt?
Ich wünsche mir, dass wir als Kirche wieder mehr zu einer Gemeinschaft werden, in der Menschen sagen können: „Hier finde ich Glauben. Hier finde ich Menschen, die mir zuhören, die mit mir beten, die mit mir suchen.“
Wenn das geschieht, dann wird Jesus – wenn er kommt – den Glauben finden.
Nicht nur in diesen Mauern, sondern in unseren Herzen.
Und dann ist Kirchweih nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit, sondern ein Fest des lebendigen Glaubens – heute, mitten unter uns.

Sehr gut gebrüllt, Löwe!