„So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lk 12,21)
Das Evangelium an diesem Sonntag endet mit einem Paukenschlag.
Jesus erzählt die Geschichte eines reichen Mannes, der so große Ernten einfährt, dass seine Vorratsräume zu klein sind.
Also reißt er sie ab und baut größere.
Er sagt sich: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre. Ruhe dich aus, iss, trink und freue dich des Lebens!“ (Lk 12,19)
Und dann kommt die Stimme Gottes:
„Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir fordern.“ (Lk 12,20)
Und mit einem Mal ist alles, worauf er gesetzt hat, nichts mehr wert.
Was für eine harte Pointe!
Gott nennt ihn einen Narren.
Es geht hier nicht nur um einen dummen Fehler, sondern um eine fundamentale Verblendung.
Jesus hält diesem reichen Mann nicht vor, dass er erfolgreich ist oder gute Ernten hat.
Das ist nicht das Problem.
Das Problem ist nicht der Reichtum sondern die Haltung dazu.
Seine ganze Planung, sein ganzes Denken kreist nur um sich selbst: „Meine Ernte, meine Speicher, meine Zukunft, meine Seele.“
Kein Gedanke an andere.
Kein Gedanke an Gott.
Kein Gedanke an Dankbarkeit oder Verantwortung.
Der Reichtum wird ihm zum Götzen, zur Sicherung des Ichs gegen die Unsicherheit des Lebens und am Ende sogar gegen den Tod.
Jesus sagt uns dazu: „So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lk 12,21)
Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis dieser Geschichte.
Jesus sagt nicht, dass es falsch ist, Vorsorge zu treffen oder sich an Erfolgen zu freuen.
Aber er stellt die entscheidende Frage: „Bist du vor Gott reich?“
Was bedeutet das „reich sein vor Gott“?
Es bedeutet, ein Leben zu führen, das nicht nur um das eigene Wohlergehen kreist.
Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen: für die Mitmenschen, für die Schöpfung, für das, was einem anvertraut wurde.
Es bedeutet, aus einer Haltung der Dankbarkeit und nicht der Selbstzufriedenheit zu leben.
Und es bedeutet, sich nicht auf Dinge zu verlassen, die vergehen, sondern auf Gott, der bleibt.
Ganz praktisch – was heißt das für uns heute?
Wir leben in einer Welt, in der Besitz, Sicherheit und Individualismus oft als höchste Werte gehandelt werden.
Die Versuchung, sich hinter materieller Absicherung zu verschanzen, ist groß.
Aber das Evangelium stellt uns eine unbequeme Frage: Wem dient unser Besitz? Wem dient unser Leben? Wofür leben wir wirklich?
Drei praktische Gedanken, wie man vor Gott reich werden kann:
1. Teilen statt horten
Es stellt sich mir die Frage: Wovon habe ich mehr, als ich brauche? Und wer braucht, was ich geben kann?
Das betrifft Geld, Zeit, Aufmerksamkeit.
Es geht nicht um Selbstaufgabe, sondern um bewusste Großzügigkeit.
2. Dankbarkeit statt Anspruchsdenken
Der Reiche redet von seiner Ernte, als sei alles sein Verdienst.
Aber was hat er wirklich selbst gemacht?
Hat er das Wetter kontrolliert, den Boden fruchtbar gemacht, das Leben geschaffen?
Alles ist letztlich Geschenk.
Dankbarkeit macht unser Herz weit und bringt uns Gott näher.
3. Beziehung statt Besitz
Ich frage mich und Sie: Wie viel Zeit und Energie investieren wir in Dinge und wie viel in Beziehungen?
Freundschaften, Familie, Glaube, Engagement das sind die Schätze, die bleiben, auch wenn der Speicher leer ist.
Der reiche Mann in Jesu Gleichnis hat nicht geahnt, dass sein Leben so schnell enden würde.
Wir wissen es auch nicht.
Aber das Evangelium will keine Drohung sondern eine Einladung sein!
Lebe so, dass du am Ende nicht sagen musst: Ich habe auf das Falsche gesetzt.
Jesus ruft uns nicht in ein Leben der Angst, sondern in ein Leben der Freiheit:
Frei von der Illusion, alles kontrollieren zu müssen.
Frei zum Geben.
Frei zum Vertrauen.
Frei zum Leben mit offenem Herzen vor Gott, mit den Menschen.
Dann – und nur dann – sind wir wirklich reich.

Lieber Martin, vielen Dank für die gute Predigt! Herzliche Grüße, Christoph