Wie das Grab zum Zeichen der Hoffnung wird – Predigt zum Osterfest

In den vergangenen Wochen hatten wir in unserer Pfarreiengemeinschaft außergewöhnlich viele Beerdigungen. Und da bin ich – stehend vor dem offenen Grab – immer wieder an diesem Satz aus dem Begräbnisritual hängen geblieben.

Herr Jesus Christus, du hast drei Tage im Grab gelegen und durch deine Auferstehung das Grab für uns zum Zeichen der Hoffnung gemacht.

Das Grab – ein Zeichen der Hoffnung?
Ist das Grab nicht Zeichen des Abschieds, der Trennung – Aus und Ende?
In den Augen von Menschen, die nicht von der Auferstehung wissen oder die nicht daran glauben, mag das so sein.
Auch in den Augen derer, die am Ostermorgen zu dem Grab kommen, in dem sie Jesus bestattet hatten, war das sicher auch so.
ER, mit dem sie die letzten Jahre gegangen waren, 
ER, von dem sie gelernt hatten, wie sehr Gott sie liebt, 
ER, der sich als der Heiland für so viele gezeigt hatte,
ER war auf brutalste Weise umgebracht worden, war tot.
ER, auf den sie ihre Hoffnung gesetzt hatten, war aus dem Leben gerissen.

In den letzten Wochen und Monaten ist es vielen Menschen ähnlich ergangen, wenn sie liebe Menschen verloren haben.
Auch Menschen, die sich in hoffnungslosen Situationen, in einer Welt voll Kriegen und Katastrophen, einer Umgebung mit Aggression, Missgunst, Neid und Egoismus wiedergefunden haben, empfinden wohl so.

Die Frauen und Männer, die damals am Ostermorgen an das Grab gekommen waren, finden es LEER.
Sie wundern sich, sind ratlos, fürchten sich, und sind noch verzweifelter.
Sie hören die Botschaft: „ER ist auferstanden!“ (Mk 16,6) und können es nicht wirklich glauben.

Erst als sie IHM begegnen, als Maria IHN erkennt und von IHM mit ihrem Namen angesprochen wird,
als ER im Abendmahlssaal in ihre Mitte tritt,
als die Jünger auf dem Weg nach Emmaus IHN erkennen,
als ER Thomas auffordert, IHN anzufassen,
verstehen sie: Der Herr ist auferstanden. ER lebt! ER ist auferstanden!

Die Erfahrung, dass Jesus lebt, ist grundlegend für die Hoffnung, die über das Grab hinaus geht.
Die Erfahrung, dass Jesus lebendig ist, ist keine Idee, keine Theorie.
Erfahrung mit dem lebendigen Jesus Christus ist greifbar, spürbar, erlebbar.

Das hat Maria am Grab erlebt, und zuerst gedacht, ER sei der Gärtner. (Joh 20,14ff)
Das hat Thomas erlebt, den Jesus auffordert, IHN anzufassen. (vgl. Joh 20,26ff)
Das haben die Emmausjünger erlebt, als ER mit ihnen gegangen ist und ihnen den Sinn der Schrift erschloss. (vgl. Lk 24,15ff)
Und die Jünger am See, als der Auferstandene Jesus ihnen einen reichen Fischfang bescherte und mit ihnen gegessen hat (vgl. Joh 21): „Es ist der Herr!“ sagt der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus. (Joh 21,7)

Und wir können auch heute solche Erfahrungen machen:
Wenn ich mir in einen stillen Moment bewusst mache, dass Jesus in mir da ist, habe ich IHN schon oft gespürt.
Wenn ich IHN in der Eucharistie empfangen habe und sage: „Jesus, willkommen in meinem Inneren. Breite Dich in mir aus!“ dann spüre ich eigentlich immer, dass ER in mir wirkt.
Wenn meine Mitbrüder oder meine Mitarbeiterinnen mir einen Spiegel vorhalten, oder mir einen Rat geben, dann merke ich oft: Es ist Jesus, der jetzt zu mir spricht.
Wenn sich in einem Gespräch für jemanden neue Wege öffnen oder bisher unbekannte Aspekte zeigen, merke ich: Da ist Jesus am Werk.
Wenn ich mir in einer Begegnung sage: „Jesus das tu ich jetzt für Dich in dem Menschen, der mir da gerade begegnet!“, dann kann ich spüren, dass ER in meinem Gegenüber da ist. Sogar wenn mir dieser Mensch und die Begegnung mit ihm gerade gar nicht in den Kram passt.

Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus lebt!
Auch heute!
Und er will, dass auch wir leben!
Mit IHM.
Heute und in der Ewigkeit.

Amen. Halleluja!

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