Ich war zu Besuch in einem Schwesternkloster. Die Rede kam auf eine alte Ordensfrau, die krank war und bald sterben würde. Mit Blick auf den bevorstehenden Tod ihrer Mitschwester sagte eine: „Wir rechnen mit dem Schlimmsten.“
Mich hat das sehr erstaunt: eine Klosterfrau, die beim Gedanken an den Tod vom „Schlimmsten“ redet. Ich dachte, sie hätte ihr ganzes irdisches Leben auf das Ewige Leben hin ausgerichtet. Und ich fragte mich: glaubt die Schwester, die so redet, an das Ewige Leben?
Beim Lesen des Evangeliums kam mir diese Begebenheit und die damit verbundene Frage in den Sinn. Jesus führt ein Streitgespräch mit den Sadduzäern. Die Sadduzäer – eine Gruppe unter den Juden zur Zeit Jesu – erkannten nur an, was in den Fünf Büchern des Moses ausdrücklich geschrieben ist. „Damit hing zusammen, dass sie die Hoffnung auf eine zukünftige Auferstehung der Toten und auf eine endzeitliche Vergeltung für die Gerechten nicht teilten.“ (Die Sadduzäer)
Kurz gesagt: sie glaubten nicht an die Auferstehung und an das Ewige Leben. Das wird auch aus der spitzfindigen Frage deutlich, die sie Jesus stellen.
Mich und Sie, liebe Schwestern und Brüder, frage ich heute: „Glaubst Du an die Auferstehung der Toten und an das Ewige Leben?“ Und: „Glaubst Du, dass Du nach dem Tod auferstehen und ins Ewige Leben gehen wirst?“
Diese Frage ist eine der existenziellsten und essenziellsten Fragen für unseren Glauben und für unser Leben. Sie geht ans Eingemachte.
„Glaubst Du, dass Du nach dem Tod auferstehen und ins Ewige Leben gehen wirst?“
„Wie sieht das Leben nach dem Tod aus?“ „Was erwartet uns da?“ Immer wieder werde ich das gefragt. Ich WEISS es nicht! Aber die Frage war ja „GLAUBST Du, dass Du nach dem Tod auferstehen und ins Ewige Leben gehen wirst?“
Unser Christlicher Glaube gründet sich auf das Zeugnis von Menschen. Die Frauen und die Apostel, die Jesus nach der Auferstehung begegnet waren. Seine eigenen Worte, die sie gehört und überliefert haben und in denen Jesus immer wieder vom Ewigen Leben und von dem, was uns nach dem Tod erwartet, spricht. Und aus diesen Zeugnissen ist klar: Jesus lebt. Und auch wir werden leben.
Freilich muss man sich dieses Leben anders vorstellen, als unser irdisches Leben. Wie Jesus es ja selbst sagt: „Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten.“ (Lk 20,34-35)
Das Ewige Leben ist nicht einfach die „Verlängerung der irdischen Verhältnisse ins Jenseits“ (Jung).
Aber es muss das Ewige Leben geben. Das folgt daraus, dass Mose selbst Gott „den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“ (Lk 20,37b-38) (vgl. Ex 3,6)
„Gott benennt sich nicht nach Toten. Israels Gott ist ein Gott, der neues Leben eröffnet und verheißt. Die Väter (Abraham, Isaak und Jakob) haben an ihn geglaubt und wurden von ihm zu einem Leben in Fülle geführt. Weil sie an ihn glaubten und ihm vertrauten, haben sie nun auch Anteil an seinem Leben. … Der Gott der Väter ist also ein Gott der Zukunft. … Die Macht dieses Gottes reicht über die irdischen Gesetze hinaus. Denn der Gott der Lebenden ist der lebendige Gott. Er hat Macht, auch den Toten neues Leben zu schenken.“ (Jung)
An Jesus selbst hat er es – wie es uns bezeugt ist – wahr gemacht. Jesus ist uns voraus gegangen und sagt uns allen, dass er einen Platz für uns vorbereitet hat und uns auch dorthin holen wird (vgl. Joh 14,13). Und von sich selbst sagt Jesus zu Martha, die gerade ihren verstobenen Bruder Lazarus betrauert: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ (Joh 11,25f)
„Glaubst Du, dass auch Du nach dem Tod auferstehen und ins Ewige Leben gehen wirst?“
Spätestens im Angesicht des Todes – wir haben in der vergangenen Woche an unsere Verstorbenen gedacht – stellt sich diese Frage. Und sie ist aktuell nicht nur für unseren persönlichen Glauben.
Was wird aus einer Gesellschaft, in der nur das hier und jetzt und der schnelle Gewinn zählt?
Was ist mit der Würde des Menschen, wenn der Sinn des Lebens sich im materiellen und in der Leistung erschöpft?
„Der Verlust des Auferstehungsglaubens … kann dazu führen, dass der Mensch in dem Bemühen, nur nichts zu verpassen und sich alles zu gönnen, was das Leben an Möglichkeiten bietet, alle anderen um sich herum vergisst und nur noch um sich kreist.“ (Jung)
Deshalb ist es wichtig sich die Frage zu stellen: „Glaubst Du, dass auch Du nach dem Tod auferstehen und ins Ewige Leben gehen wirst?“
Wie genau dieses Leben aussehen wird, wissen wir nicht.
Liebe Schwestern und Brüder!
„Der lebendige Gott ist der Gott, der denjenigen, der sich ihm anvertraut, hinaus ins Weite führt, in eine unbekannte Zukunft. So durften es die Väter, angefangen mit Abraham, erfahren. Wer ganz aus diesem und für diesen Gott lebte, dem wird er ein neues Leben eröffnen, das alles übersteigt, was wir uns erbitten, oder ausdenken können (Eph 3,20). Was für das irdische Glaubensleben gilt, vollendet sich in der Auferstehung. Der je größere Gott bereitet seinen Gläubigen das, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist (1Kor 2,9).“ (Jung)
Das Ewige Leben.
Daran dürfen wir glauben.