Die Lesungen an den Sonntagen wiederholen sich alle drei Jahre. Und wenn ich die Sonntagspredigt vorbereite,
dann schaue ich mir häufig auch an, was ich vor drei oder sechs Jahren gepredigt habe. Manchmal kann man einen Gedanken verwenden, manchmal hat sich das Rad der Geschichte weitergedreht und der Jahre zurückliegende Gedanke oder seine Ausführungen passen nicht mehr.
Auch für das Evangelium des heutigen Sonntags habe ich mir die Predigt angesehen, die ich vor 6 Jahren gehalten habe. Ich bin erschrocken, wie sehr sich die Lage der Welt seitdem verändert hat. Leider nicht zum Besseren.
Das endzeitliche Szenario, das Jesus schildert, ist heute noch deutlich drastischer in unserer Realität zu sehen als vor sechs Jahren. Krieg vor der Haustür. Einen lupenreinen Diktator, der unverhohlen mit dem Einsatz von Atomwaffen droht. Die Angst vieler, ob sie gut durch den Winter kommen. Drohende Hungersnöte in der Welt. Eine Veränderung des Klimas, die Dimensionen annimmt, vor denen einem das Grauen kommt. Noch vieles könnte man da hinzufügen.
Und wir mittendrin.
Eine Perspektive auf Besserung, oder wenigstens die Wiederherstellung der Zustände vor der Krise zeichnet sich nicht ab.
Da könnte man schon die Hoffnung verlieren und den Mut.
Man könnte den Anstand, ja sogar die Grundsätze von friedlichem Zusammenleben verlieren, wenn man die Kaltschnäuzigkeit und Unverfrorenheit der Agierenden und der Krisengewinnler sieht.
Und man könnte den Glauben verlieren, wenn man hört oder mit ansehen muss, was nicht nur in der Welt, sondern auch in der Kirche geschehen ist und geschieht.
Mir scheint, da kommt das, was uns Jesus im Evangelium mitgibt, gerade zum rechten Zeitpunkt. Er sagt: „lasst euch nicht erschrecken!“ (Lk 21,9) Und: „Gebt acht, dass man euch ich in die Irre führt!“ (Lk 21,8) Und weiter: „ich werde Euch die Worte und die Weisheit eingeben!“ (Lk 21,15) Und schließlich: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen!“ (Lk 21,19)
Lasst euch nicht erschrecken! (Lk 21,9)
Ja, es kann einen schon erschrecken und nicht wenige versuchen sogar aus dem Schrecken Kapital zu schlagen. Manchmal merke ich selber, wie das Aggressionspotenzial bei mir und auch mir gegenüber steigt.
Einen kühlen Kopf bewahren, bevor ich reagiere. Mich an das erinnern, was ich als Christ im Umgang mit den Anderen beachten sollte und wollte. Auch das Positive sehen und dem Anderen zuerst eine gute Absicht unterstellen. Das könnten mögliche Strategien gegen das Erschrecken sein.
Gebt acht, dass man euch ich in die Irre führt! (Lk 21,8)
Die Gefahr in die Irre geführt zu werden ist durch die heutige Medienlandschaft und nicht zuletzt die „sozialen Medien“ und die Verbreitung von Fake News so groß, wie vielleicht noch nie in der Geschichte der Menschheit.
Woher beziehe ich meine Informationen? Glaube ich alles, was ich irgendwo lese? Informiere ich mich oder plappere ich nur irgendetwas nach? Lasse ich auch meine eigene Meinung hinterfragen? Es gibt durchaus Möglichkeiten der Irreführung zu entrinnen.
Ich werde Euch die Worte und die Weisheit eingeben! (Lk 21,15)
Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns der Heilige Geist beisteht. Auch wenn nicht jeder Vogel der Heilige Geist ist, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott uns nicht im Stich lässt. Jesus hat uns seine Gegenwart zugesagt.
Aber leben wir als Christen, als Kirche und als einzelne Gläubige so, dass ER wirken kann? Vielleicht würde es mir und uns alle gut anstehen, IHN häufiger um Rat zu fragen, auf SEINE Kraft zu vertrauen.
Natürlich habe ich auch meinen Verstand und sicher haben Fachleute viel Knowhow. Aber glaube ich wirklich daran, dass ER der Retter ist? Oder mache ich es wie Münchhausen, der versucht hat, sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen?
Die Weisheit Gottes dürfen wir nicht unterschätzen. Auf IHN können wir immer zählen. Warum also nicht öfter uns IHM anvertrauen?
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen! (Lk 21,19)
Die Perspektive, die uns verheißen ist und die die Christen von Anfang an ausgezeichnet hat, ist nicht das Diesseits. DAS Leben um das es letztendlich geht ist des EWIGE Leben. Um dahin zu kommen ist Jesus der Weg und von mir als Christ ist gefragt standhaft auf SEINEM Weg zu gehen.
Deshalb sagt Jesus im Angesicht der Krisen auch heute zu uns:
„Lasst euch nicht erschrecken!“ (Lk 21,9)
„Gebt acht, dass man euch ich in die Irre führt!“ (Lk 21,8)
„Ich werde Euch die Worte und die Weisheit eingeben!“ (Lk 21,15)
„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen!“ (Lk 21,19)
Mir macht das Mut, den Schwierigkeiten in die Augen zu blicken.
Mich spornt es an, mich den Schwierigkeiten zu ergeben und mich nicht von ihnen unterkriegen zu lassen.
Mich stärkt die Aussicht, dass ich nicht allein dastehe, sondern einen allmächtigen Helfer habe.
Mir gibt es Hoffnung, dass es ein heilvolles DANACH gibt.