Mit der ganzen Kirche feiern wir heute das Hochfest Allerheiligen.
Dabei denken wir nicht nur an die, die im Laufe der Geschichte heiliggesprochen wurden, sondern auch an viele unserer Brüder und Schwestern, die ihr Christsein, ihren Glauben, ihre Liebe mitten in einem ganz normalen, einfachen Leben gelebt haben.
Sicher sind unter ihnen viele unserer Angehörigen, Freunde und Bekannten.
Wir feiern das Fest der Heiligkeit.
Einer Heiligkeit, die sich vielleicht nicht in großen Werken oder außerordentlichen Erfolgen zeigt.
Einer Heiligkeit aber, die Frucht einer bewussten und entschiedenen Lebensgestaltung als Christ ist.
Wir feiern die Heiligkeit, die aus der Liebe zu Gott und die in der konkreten Liebe zu den Mitmenschen besteht.
Wir feiern die Heiligkeit, die beispielsweise aus der treuen Liebe von Müttern und Vätern entspringt, die sich für ihre Familien aufopfern und bereitwillig auf viele Dinge, viele Vorhaben oder persönliche Pläne verzichten, auch wenn das nicht immer leicht ist.
Wir feiern die Heiligkeit, die sich da zeigt, wo Menschen sich für andere einsetzen, bisweilen auch hingeben und aufopfern.
Eine Sache kennzeichnet alle Heiligen: Sie sind wirklich glücklich.
Sie haben das Geheimnis dieses echten Glücks entdeckt, das auf dem Grund der Seele wohnt und dessen Quelle die Liebe zu Gott ist. Darum werden die Heiligen seliggepriesen. Die Seligpreisungen sind ihr Weg zur ewigen Heimat. Die Seligpreisungen sind der Weg des Lebens, den Jesus uns lehrt, damit wir seinen Spuren folgen. Die Seligpreisungen sind das Profil Jesu, und darum sind sie das Profil des Christen. Die Seligpreisungen sind in gewisser Weise der Personalausweis des Christen, der ihn als Anhänger Jesu ausweist.
Wir sind berufen, IHM zu folgen, Anhänger Jesu, Selige zu sein, Heilig zu werden, indem wir den Leiden und Ängsten unserer Zeit mit der Gesinnung und der Liebe Jesu begegnen. So könnten wir – bezogen auf die Situationen heute – die biblischen Seligpreisungen erweitern und sagen:
Selig, die im Glauben das Böse ertragen, das andere ihnen antun, und von Herzen verzeihen.
Selig, die den Ausgesonderten und an den Rand Gedrängten in die Augen schauen und ihnen Nähe zeigen.
Selig, die Gott in jedem Menschen erkennen und dafür kämpfen, dass andere auch diese Entdeckung machen.
Selig, die das „gemeinsame Haus“ unserer Erde schützen und pflegen.
Selig, die zum Wohl anderer auf den eigenen Wohlstand verzichten.
Selig, die für die volle Gemeinschaft der Christen beten und arbeiten…
Sie alle sind Überbringer der Barmherzigkeit und der Zärtlichkeit Gottes und werden sicher von ihm den verdienten Lohn erhalten.
Liebe Brüder und Schwestern, die Berufung zur Heiligkeit gilt allen und ist ein Geschenk von Gott.
Die Heiligen sind uns mit ihrem Leben und ihrer Fürsprache vor Gott ein Ansporn, und wir brauchen einander,
um uns gegenseitig zur Heiligkeit zu verhelfen.
Helfen wir einander, heilig zu werden!
Und bitten wir Gott, dass auch wir – wie die Heiligen – wirklich glücklich werden.