Wo ist mein Schaaaaatz? – Predigt zum 19. Sonntag im Jahreskreis

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34) 

Wo ist mein Schatz? Wo ist mein Schaaaaatz?

Wenn Sie Tolkiens „Der Herr der Ringe“ gesehen haben, dann steht Ihnen vielleicht Gollum vor Augen, jene abgrundtief böse und hinterlistige und zugleich abgrundtief bedauernswerte Kreatur, die verkrümmt und verkümmert, kaum mehr menschenähnlich, an nichts anderes mehr zu denken vermag, als (daran) den Ring Saurons wiederzuerlangen, jenen einen Ring, „sie alle zu knechten“. Und wirklich – alle werden sie letztlich vom Ring beherrscht, vom geheimen Zauber dieses Schaaaaaatzes, der größte Macht verspricht und doch nichts anderes schafft als Sklaven und Unmenschen. (Gunter M. Prüller-Jagenteufel)

Wo ist mein Schatz? – Woran hängt mein Herz? – Und: was macht das aus mir
Wo ist unser Schatz? – Woran hängt unser Herz? – Und: was macht das aus uns
Ist es verwerflich zu sagen: „Mein Herz hängt an einem Menschen.“? Wir nenen ja einen geliebten Menschen „mein Schatz“.
Bei dem einen ist „der Schatz“ vielleicht sein Reichtum, beim anderen die Macht, beim dritten die Lust, beim vierten die eigene Geltung und so weiter. Bei den meisten ist es mehreres zusammen. (So stellt Christian Nürnberger in „Keine Bibel“ Seite 163 fest.)

Wo ist mein Schatz? – Woran hängt mein Herz? – Und vor allem:     was macht das aus mir
Macht mich MEIN SCHATZ frei? Oder knechtet mich das, woran ich mein Herz gehängt habe? – Wie der Ring 
den Gollum?

Wir dürfen und müssen ehrlich hinschauen.
Ist es gut oder ist es schlecht, meinen Schatz zu haben? 
Knechtet mein Schatz, oder macht er mich frei? 

Vielleicht ist die Schwierigkeit eben die, dass es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gibt. 
Bin ich Sklavin, Sklave meines Schatzes, oder bin ich frei? Muss ich meine Schätze loslassen, um frei zu werden, oder sind meine Schätze wirklich solche, die mich und auch andere frei machen, glücklich machen, 
das Leben gelingen lassen? (Gunter M. Prüller-Jagenteufel)
Eine durchaus tiefgreifende und unter Umständen folgenschwere Gewissenserforschung.

Wohin man kommt, wenn man sich an den falschen Schatz bindet, ja sich sogar knechten lässt, das sehen wir an Gollum. Und deshalb mahnt Jesus im Evangelium: „Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst!“ (Lk 12,33b) Und vorher sagt er uns zu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ (Lk 12,32)

Es fällt mir das Gleichnis vom Schatz im Acker (Mt 13,44) ein, für den ein Mann – nach der Beschreibung Jesu –
„alles was er besaß“ verkaufte. Mit dem Gleichnis beschreibt Jesus den Umgang mit dem Reich Gottes. Es ist das Reich Gottes, von dem der Vater beschlossen hat, es der kleinen Herde zu geben. (vgl. Lk 12,32)
Wenn wir auf dieses Reich Gottes hoffen und uns seine Verwirklichung wünschen, – im „Vater unser“ beten wir ja immer „Dein Reich komme!“ – wenn wir das Reich Gottes haben wollen, dann ist es offensichtlich nicht egal, wo unser Schatz ist, woran unser Herz hängt.

Wo ist unser Schatz? – Woran hängt unser Herz? – Und: was macht das aus uns
Hilft der Schatz, an dem unser Herz hängt, dass das Reich Gottes kommen kann?

„Erhebet die Herzen!“ werde ich Euch nachher zu Beginn der Präfation zurufen.
Und Ihr alle werdet antworten: „Wir haben sie beim Herrn!“

„Mein Herz hängt an Jesus!“ müsste ich jetzt als Christ vielleicht sagen. Aber – kann ich das so sagen?
Wenn ich nachher in das „Wir haben sie beim Herrn!“ einstimme, dann wäre jetzt die Gelegenheit wieder neu zu sagen: Ja, Herr, ich möchte mein Herz an DICH hängen. Denn DU bist DER EINZIGE SCHATZ, der mir nie genommen werden kann.


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