„Wird durch Ostern alles gut?“ – Predigt zum Osterfest 2023

„Wird durch Ostern alles gut?“

Diese Frage hat mich in den letzten Wochen durch die Fastenzeit begleitet. Inspiriert wurde die Frage 
durch die Freiburger A-Cappella-Band „Anders“, deren Lied „Alles wird gut“ wir bei unserem Freiluftgottesdienst Ostersonntag Abend an der Griesbachmühle verwenden wollten.
Im Vorbereitungsteam haben wir lange gerungen, ob wir angesichts all der schwierigen Umstände, die wir in der Welt, aber auch in unserer Umgebung, oder gar im Leben einzelner Menschen erleben, mit gutem Gewissen sagen können: „Alles wird gut“.

Es könnte ein Hohn sein in den Ohren eines Menschen, der Krankheit und Leid am eigenen Leib erleben muss. Es könnte weltfremd klingen für jemanden, der sich ernsthafte Sorgen um die Zukunft, um den Frieden oder um das Überleben macht. 

„Wird durch Ostern alles gut?“

Nein! 

Durch Ostern wird Krankheit nicht gut! Durch Ostern wird der Tod eines lieben Menschen nicht gut! Durch Ostern verschwinden die akuten Bedrohungen in unserer Welt nicht!

Nach langem Ringen haben wir uns entschieden, das Lied mit dem Titel „Alles wird gut“ bei dem österlichen Gottesdienst doch zu spielen. Denn Jesus hat mit seinem Leiden und Kreuz gezeigt, dass ER sich mit den leidenden Menschen aller Zeiten identifiziert. Jesus hat durch sein Sterben bewiesen, dass Gott Leid und Tod nicht kalt lassen. In seiner Auferstehung hat Jesus deutlich gemacht, dass in IHM das Leben in Fülle ist. Ein Leben über die Begrenztheit und Zeitlichkeit unseres irdischen Lebens 
hinaus.

Langsam mussten die Frauen, die zum Grab gekommen waren und die Jünger, die sich nach dem Karfreitag vor Angst eingeschlossen hatten, erfahren, dass Jesus lebt. Für die Trauernden damals war es ein ebenso unerhörter Gedanke wie für Leidende, Trauernde und Ängstliche heute: ER LEBT!

Erfahren haben sie es damals, indem sie dem Auferstandenen begegnet sind: 
Maria Magdalena in dem, den sie zuerst für den Gärtner hielt (vgl. Joh 20,14). 
Die Emmausjünger in dem Fremden, der ihnen zugehört und die Schrift erklärt hat (vgl. Lk 24,13ff). 
Die Jünger im Abendmahlssaal in dem, der ihnen seine Wunden zeigte (vgl. Lk 24,36ff & Joh 20,19ff).
Die Jünger am See Genezareth, in dem, der sie auffordert, das Netz auf der rechten Seite des Bootes 
noch einmal auszuwerfen (vgl. Joh 21,1ff).

Später – nach seiner Himmelfahrt – wird er nicht nur Saulus auf dem Weg nach Damaskus begegnen 
und ihn fragen:  „Warum verfolgst Du mich?“ (Apg 9,4). 
Unzählige Christen werden die Erfahrung machen, dass Jesus lebendig da ist. 
Sie werden IHN in seinem Wort zu sich sprechen hören. 
Sie werden SEINE Stärkung erfahren, wenn sie von IHM Zeugnis geben. 
Sie werden spüren, dass ER wirklich da ist, wo zwei oder drei in SEINEM Namen versammelt sind.

Auch heute können wir IHN lebendig unter uns erfahren:
in den Aufbrüchen, die es nach wie vor in den Kirchen gibt; 
in dem Guten, das Christen für Menschen in Not tun. 
Auch heute ist ER lebendig in Menschen, die versuchen, seine Botschaft ins Leben zu übersetzen. 
Auch heute kann ER in der Feier der Gottesdienste und in den charitativen und diakonischen Werken ebenso erfahrbar sein, wie in der Hoffnung und Zuversicht, die in mir selber aufkeimt, wenn ich auf IHN – den Auferstandenen – schaue.

„Wird durch Ostern alles gut?“

Ja! 

Das Leid, die Not und der Tod verschwinden durch die Auferstehung nicht. 
Doch wenn wir mit den Begegnungen mit dem Auferstandenen Christus im Herzen und in den Gedanken auf Leid und Not und Tod schauen, dann kann sich unsere Perspektive ändern. 
Hoffnung kann aufkeimen. 
Wir dürfen aufatmen! Denn das Leben hat den Tod besiegt und am Ende steht Leben in Fülle.

Alles wird gut, nicht, weil heile Welt entsteht, sondern weil Gott letztendlich alles gut macht.

Alles wird gut, aber anders, als wir uns das vorstellen und erträumen können.

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