Wer ist Jesus für Dich? Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis

Ich durfte 6 Jugendliche aus unserer Pfarreiengemeinschaft in einer großen Gruppe von 600 jungen Leuten zum Weltjugendtag nach Lissabon begleiten. Dort waren die Begegnungen mit Papst Franziskus besonders beeindruckend. Jugendliche aus unserer Gruppe haben den Papst in seinem Autokorso zufällig auf der Fahrt vom Flughafen zu seinem Quartier getroffen. Auf dem Video, das sie davon gemacht haben, sprühen sie vor Begeisterung.

Beim Begrüßungsgottesdienst und vor allem bei der nächtlichen Vigilfeier und dem sonntäglichen Gottesdienst, war die Begeisterung der Jugendlichen aus der ganzen Welt beeindruckend. Eineinhalb Millionen waren auf einem riesigen Platz zusammen, haben miteinander gesungen und gefeiert, gehört und gebetet. Dabei war der „Star“ sicher Papst Franziskus.
Ein 86-jähriger alter Mann, der auf einen Stock gestützt schwer gehen kann, der meist im Rollstuhl herumgefahren wurde. In meinen Augen zeigte er äußerlich nicht unbedingt das, was man von einem „Star“ erwartet. Ich sah Gebrechlichkeit und Angewiesensein. Und dennoch strahlte er etwas aus, was kein „Star“ ausstrahlt. Und die Jugendlichen jubelten im zu, hörten ihm zu und beteten gemeinsam mit ihm. Besonders beeindruckend, wenn eineinhalb Millionen Menschen in stiller Anbetung verharren.

Die Jugendlichen hörten von Papst Franziskus die Botschaft davon, dass Jesus mit jedem und jeder Einzelnen eine lebendige und einzigartige Beziehung haben möchte.
Die Jugendlichen hörten von Papst Franziskus die Botschaft, dass Jesus keinen Menschen ausschließt und dass auch die, die Jesus nachfolgen für alle Menschen offen sein sollen. Für alle, alle, alle.

Die Begebenheit, von der uns das Matthäusevangelium heute berichtet, gibt mir einen Schlüssel, um zu verstehen, wie die Begeisterung der Jugendlichen und auch der älteren Menschen, bei der Begegnung mit dem Papst zustande kommt:

Ich sehe vor mir den Simon Petrus. Einen Fischer, der durch seinen Bruder Andreas mit Jesus bekannt wird (vgl. Joh 1,41). Einen Heißsporn, der gerne einmal den Mund voll nimmt. Einen Mann, der etwas wagt, ja sogar versucht auf dem Wasser zu gehen. Einen, der großspurig verkünden wird, dass er Jesus nie verraten wird und ihn am Ende sogar drei mal verleugnet. Aber auch einen Mann, der weiß, dass er ein Sünder ist und der am Ende seines Lebens vor dem Martyrium davon zu laufen versucht. Petrus ein Mensch, der um seinen Glauben ringt, kein „Star“.

Diesem Mann vertraut Jesus die Schlüssel des Himmelreiches an.
Jesus hatte seinen Jüngern die für jeden Christen entscheidende Frage gestellt: „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). „Simon Petrus antwortete: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Dieses Bekenntnis – so stellt Jesus klar – ist nicht von Menschen ausgedacht, sondern von Gott geschenkt. Dieses Bekenntnis ist es, das Simon Petrus als bekennenden Christen zeigt.

„Für wen haltet ihr mich?“ fragt Jesus auch uns. Welche Rolle spiele ich in Eurem Denken, in Eurem Reden, in Eurem Leben, in Eurem Handeln? Welche Rolle spiele ich in Deinem Denken, in Deinem Reden, in Deinem Leben, in Deinem Handeln?

„Du bist der Christus, der Messias, der Retter, der Sohn Gottes!“
Das Bekenntnis, das Petrus ablegt, das ihm Gott geschenkt hat, macht ihn zum Felsen für die Kirche.
Auf dieses Bekenntnis, auf sein ganz persönliches Messiasbekenntnis gründet die Autorität des Petrus. Auf sein ganz persönliches Bekenntnis zu Christus gründet auch die Autorität des Papstes. Auf das klare Bekenntnis der Christen zu Christus gründet die Autorität der Kirche. Wenn wir Christen Christus nicht mehr als unsere Mitte verstehen, sondern uns selber, schwache Menschen, überkommene Formen und Strukturen – kurz: anderes als Christus – in die Mitte stellen, dann verlieren wir den Halt, dann gehen wir unter.

Ich habe mich in Lissabon gefragt, was die Menschen an Papst Franziskus begeisterndes finden: Sie finden an ihm das Bekenntnis zu Christus, zu seiner Botschaft, zu IHM als die Mitte des Lebens, der Mitte der Kirche und die Mitte des eigenen Lebens, der Mitte der Schöpfung.

Jesus Christus ist in Dir, in Ihnen, in mir.
Schauen wir immer wieder und immer neu darauf, auf IHN, den Christus!
Schließen auch wir uns dem Bekenntnis des Petrus an: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“
Vielleicht finden Sie eigene, persönliche Worte, die das umschreiben. Aber nehmen wir IHN wahr, der hier ist in unserer, in Ihrer, in Deiner und in meiner Mitte.

Als Glaubensbekenntnis beten wir heute die Jesus-Litanei GL 561.

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