Synodalität leben: Hören, unterscheiden, gemeinsam gehen – Predigt zu Apg 15, 1-2.22-29

Die Lesung aus der Apostelgeschichte führt uns zurück an einen entscheidenden Wendepunkt der frühen Kirche – zum sogenannten Apostelkonzil in Jerusalem. Es war eine Zeit großer Spannung. Die Frage war: Wie soll die junge Kirche mit den vielen Neugetauften aus den Heidenvölkern umgehen? Mit denen, die – anders als die Apostel selbst – keine Juden waren.
Müssen die erst Juden werden? Alle jüdischen Vorschriften übernehmen? Oder ist der Glaube an Christus allein genug?

Streit, Unsicherheit, gegensätzliche Meinungen – das war die Realität damals in der frühen Kirche. Und doch geschieht etwas Überraschendes: Die Apostel und die Ältesten kommen zusammen. Sie hören einander zu, ringen miteinander, unterscheiden gemeinsam, was Gott will. Und am Ende sagen sie: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“ (Apg 15,28).

Das ist Synodalität in ihrer Urform: gemeinsam gehen, aufeinander hören, Unterscheidung im Hören auf den Geist Gottes.

Synodalität – Ein Weg auch für unsere Zeit

Papst Franziskus rief uns genau zu diesem Weg auf: eine synodale Kirche zu sein, in der das „gemeinsame Unterwegssein“ nicht nur Schlagwort, sondern gelebte Realität ist. 
Und Papst Leo XIV. hat das bei seiner ersten Ansprache gleich nach seiner Wahl bestätigt und bekräftigte, was Papst Franziskus sagte: „Eine synodale Kirche ist eine hörende Kirche (…), in der jeder auf den anderen hört, und alle auf den Heiligen Geist.“
Synodalität ist kein Kirchenprogramm, kein organisatorisches Modell, sondern Ausdruck unseres Glaubens an einen Gott, der mitten unter uns spricht und wirkt – durch jede und jeden von uns.

Und was hat das mit uns in der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring zu tun?

Sehr viel. Denn wir stehen gerade mitten in einem synodalen Prozess: Der Weggang von Pfarrer Heinz fordert uns neu heraus. Wenn einer von drei Priestern für unsere Gottesdienste fehlt, dann kann es nicht so weiter gehen wie bisher.
Wie es weiter geht, ist noch nicht ganz klar. Ein neuer Plan ist gerade im Werden.
Wir erleben: Es geht weiter – wenn wir gemeinsam weitergehen.

Zur Vorbereitung des neuen Gottesdienstplans haben die Mitglieder des Pastoralrates und die Mitglieder unserer Pfarrgemeinderäte Sorgen und Wünsche geäußert. Sie haben mit gedacht, mit diskutiert und Ideen eingebracht. 
Wir verordnen nicht einfach eine Lösung von oben. Sondern wir überlegen gemeinsam. Wir fragen uns: Was brauchen die Menschen in unseren Dörfern? Und: wie können wir mit knapper werdenden Ressourcen trotzdem feiern lebendig, würdig, nah bei den Menschen? Und vor allem versuchen wir darauf zu hören, was uns der Geist Gottes in dieser Situation sagt.

Und siehe da: In diesem aufmerksamen Hören aufeinander ist etwas gewachsen: Verständnis füreinander, Verantwortung füreinander, Vertrauen aufeinander.

Was das Apostelkonzil uns heute sagt

Die Kirche in Jerusalem hätte sich auch spalten können. Sie hätte Machtworte sprechen können. Dekrete von oben herab. Aber sie hat den mühsameren, dafür fruchtbaren Weg gewählt: Den Weg des Gesprächs, der Unterscheidung, der Einmütigkeit im Geist Gottes.

Wenn wir in den Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft Ottmaring, diesen Weg weitergehen, dann werden auch wir mehr und mehr entdecken: Gott redet – nicht nur durch Einzelne, sondern durch das Ganze seines Volkes.

Synodalität ist keine Last. Sie ist eine Gnade. Sie ist ein Weg, auf dem niemand zurückgelassen wird – aber auch niemand sich nur zurücklehnen kann. 
Jeder ist gefragt. Jeder darf hören. Jeder darf sprechen. Und alle hören gemeinsam, was der Geist den Gemeinden sagt (vgl. Offb 2,7).

Ich möchte mit Ihnen, mit allen, die hier Kirche sein wollen, weiter gehen. Nicht ängstlich, sondern hoffnungsvoll. Nicht stur an Altem klebend, aber auch nicht kopflos Neuem hinterherlaufend. Sondern in der Haltung des Gebetes, des Dialogs, der Unterscheidung.
Dann können auch wir – mit den Aposteln von damals sagen: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“ (Apg 15,28)

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