Wen oder was würde Jesus heute wählen? – Predigt am 7. Sonntag im Jahreskreis Lj.C – Sonntag der Bundestagswahl

Heute ist also endlich Wahlsonntag. 
Seit Wochen wird in den Medien fast nichts mehr anderes berichtet: Kandidatenrunden, Umfrageergebnisse, Wahlplakate überall.

Und die Nachrichten, die wir aus der Weltpolitik und aus unserem Land hören, könnten mich fast zur Verzweiflung oder in Depression treiben.
Man kann nur den Kopf schütteln, wenn man die Äußerungen der mächtigsten Leute der Welt in den vergangenen Tagen und Wochen hört und das bedenkt, was sie mit ihren Entscheidungen anrichten.

Und wir in Deutschland sind in so einer Situation (heute) aufgerufen einen neuen Bundestag zu wählen.

Wen oder was soll ich wählen?

An jedem Tag unseres Lebens treffen wir auch große und kleine Wahlentscheidungen. 

Ich frage mich und Sie heute: Wen oder was würde Jesus heute wählen?
Bei welcher Partei ER sein Kreuz machen würde, das weiß ich nicht. 
Aber aus der Heiligen Schrift können wir ablesen, was Jesus wählt:

Jesus wählt die Liebe statt den Hass

Im Lukasevangelium stellt uns Jesus heute vor eine große Herausforderung: „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!“ (Lk 6,27-28)  

Keine einfache Botschaft. Flüstert uns doch unsere menschliche Logik nicht selten Vergeltung, Strafe und Gerechtigkeit im Sinne von „Wie du mir, so ich dir!“ ein. 
Aber Jesus zeigt einen anderen Weg: 
Er wählt Vergebung statt Vergeltung, Barmherzigkeit statt Härte.  

Auch in der alttestamentlichen Lesung (1 Sam 26) hätte David die Möglichkeit gehabt, seinen Verfolger und Feind Saul zu töten. 
Doch er tut es nicht. Er vertraut darauf, dass Gerechtigkeit letztlich von Gott kommt. 

Auch Jesus hat am Kreuz nicht zu Gewalt aufgerufen, sondern gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) 

Wenn Jesus heute wählen würde, dann würde ER eine Gesellschaft wählen, die von Liebe und Versöhnung geprägt ist – nicht von Spaltung und Hass.  

Jesus wählt den Menschen statt die Macht

ER hat sich nie mit politischen oder religiösen Machtstrukturen verbündet. ER war kein König, kein Politiker, kein Anführer einer Partei. Sein Reich war „nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36), aber es hatte direkte Auswirkungen auf diese Welt.  
Er stellte den Menschen in den Mittelpunkt – besonders die, die vergessen, ausgegrenzt oder unterdrückt wurden: die Kinder, die Armen, die Kranken, die Sünder, die Schwachen.  

Auch heute sind wir aufgerufen, nicht nur nach wirtschaftlichem Erfolg oder politischem Einfluss zu fragen, sondern nach dem, was Menschen wirklich dient. 

Jesus würde sich für eine Gesellschaft einsetzen, in der Gerechtigkeit, Frieden und Menschlichkeit Vorrang haben.  

Jesus wählt das Geben statt das Nehmen

„Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen“. (Lk 6,38) So sagt ER selbst.

Jesus lebte einen radikalen Lebensstil des Teilens. ER predigte nicht nur darüber, sondern lebte es vor: ER heilte, ER speiste die Hungernden, ER gab sein Leben für uns hin.  

Wenn Jesus heute wählen würde, dann würde er sich nicht fragen: „Was bringt es mir?“ Sondern: „Was kann ich geben?“ – „Was kann ich beitragen?“

Wir leben in einer Zeit, in der oft das Eigeninteresse im Mittelpunkt steht. Doch das Evangelium ruft uns auf, anders zu denken: Nicht „Was nützt es mir?“, sondern „Was dient dem Nächsten?“

Wen oder was würde Jesus heute wählen?
Jesus würde nicht einfach ein Kreuz auf einem Wahlzettel machen und sich dann zurücklehnen. Seine Wahl wäre eine tägliche Entscheidung – für die Liebe, – für den Menschen, – für das Geben.  

Und diese Wahl liegt auch vor uns. Nicht nur an Wahltagen, sondern jeden Tag, in unseren Begegnungen, in unserer Arbeit, in unseren Familien und Gemeinden.  

Ich will heute Jesus wählen – indem ich in meinem Alltag so zu handeln versuche, wie er es tun würde. 

Übrigens: meine Stimme zur Bundestagswahl habe ich schon vor Tagen mit Briefwahl abgegeben. Hoffentlich habe ich für die richtigen gestimmt. Wenn Sie es noch nicht gemacht haben, dann gehen Sie heute auch unbedingt zur Wahl.

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