Mitten unter uns lebt schon DER, auf den wir warten – Predigt zum dritten Adventssonntag

Kennen Sie Jesus?
Haben Sie IHN schon gesehen?
Haben Sie IHN schon erlebt?

Nach dem Umweg über die Fragen, wer er selber sei und weshalb er die Taufe spende, wenn er nicht der Messias ist, sagt Johannes der Täufer heute: „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ (Joh 1,26f) 

Der, von dem Johannes da spricht, ist so groß, dass der Täufer sich selbst nicht einmal für den Sklavendienst an ihm für würdig hält. Zweifellos spricht Johannes von Christus.
Einige Verse später wird er über Ihn sagen: „Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, damit er Israel offenbart wird. Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam, wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.“ (Joh 1,31-33) Und schließlich wird Johannes hinzufügen: „Ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.“ (Joh 1,34)

Es geht also um Jesus Christus, wenn Johannes – etwas verständlicher wiedergegeben – sagt: „Mitten unter euch lebt schon DER, auf den wir warten. Ihr kennt IHN nur noch nicht.“ (Joh 1,26 nach der „Hoffnung für alle“-Übersetzung)
Ich glaube, dass das Johannes nicht nur den Leuten damals, sondern auch uns, Ihnen, Dir und mir sagt: „Mitten unter euch lebt schon DER, auf den wir warten. Ihr kennt IHN nur noch nicht.“

Oder kennen Sie Jesus?
Ich meine, IHN zu kennen, aber dennoch scheint ER mir immer wieder neu und unbekannt und zeigt sich immer wieder neu und von einer bisher nicht bekannten Seite.
So glaube ich, dass ER da ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20). Das habe ich oft schon erlebt. Da hat ER sich gezeigt in einer guten Atmosphäre, in guten Ideen, die wir miteinander haben oder in dem inneren Frieden, der in dem Zusammensein spürbar war. 
Aber SEINE Gegenwart ist immer wieder neu und so ist ER in der vergangenen Woche, als ich mit meinen Mitarbeiterinnen zu einem Geburtstagsmittagessen zusammen war, in Gestalt eines hilfsbedürftigen aufgetaucht, der etwas zu essen, ein paar Euro und vor allem eine Viertelstunde zuhören brauchte. Ich dachte mir: das ist Jesus in der Gestalt dieses Menschen.

„Mitten unter euch lebt schon DER, auf den wir warten. Ihr kennt IHN nur noch nicht.“
Und ich möchte hinzufügen: Und wenn ihr IHN zu kennen glaubt, dann zeigt ER sich wieder von einer ganz neuen Seite.
Aber: ER lebt schon mitten unter uns! Und: ER will immer wieder neu entdeckt werden: in der Kollegin; in dem der meinen Weg kreuzt, in der Person, die mir vielleicht sogar gerade im Weg ist; vielleicht sogar in meinem Chef. ER will immer neu entdeckt werden in den Begegnungen; in den Herausforderungen; in den schönen Momenten und bei den Gelegenheiten, vor denen ich am liebsten davonlaufen würde.

„Mitten unter euch lebt schon DER, auf den wir warten. IHR kennt ihn nur noch nicht.“
ER begegnet mir nicht mit einem Schild um den Hals auf dem steht: „Ich bin Jesus“. Aber ER lebt schon mitten unter uns.
Im Advent sind wir gerufen, IHN zu entdecken. IHN, von dem Johannes zu Beginn seines Evangeliums sagt: „In IHM war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1,4f)
ER, „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9) lebt schon mitten unter uns. Und alle, die ihn aufnahmen, hat ER Kinder Gottes werden lassen. (vgl. Joh 1,12)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder Gottes!
„Mitten unter uns lebt schon DER, auf den wir warten.“ 
IHN zu sehen und mit IHM zu leben, das ist Christ-Sein.

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