Jesus rastet aus! „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ (Joh 2,16)
Was war geschehen? Im Jüdischen Tempel waren Gottesdienste eine recht handfeste Sache. Ja es war eine blutige Sache. Opfer wurden dargebracht. Rinder, Schafe, Ziegen und Tauben wurden geschlachtet und verbrannt.
Das war in vielen Religionen der Antike so.
Auch das Alte Testament schreibt diese Opfer vor. Und um die entsprechenden Tiere parat zu haben, hatte sich im Tempel selbst ein Viehmarkt entwickelt, wo gläubige die Opfertiere kaufen konnten.
Außerdem konnte man Geldspenden opfern, die allerdings nicht in den Währungen angenommen wurden, auf denen Bilder heidnischer Götter oder des Kaisers abgebildet waren. Deshalb brauchte es Geldwechsler, die sich praktischerweise auch gleich im Tempel angesiedelt hatten.
Man kann sich vorstellen, dass der Markt, den Jesus da vorfindet, wenig mit dem mehr zu tun hat, wozu der Tempel errichtet worden war.
Der Tempel in Jerusalem ist doch der Ort, an dem JHWH wohnt.
Der Tempel ist der Ort der Begegnung mit Gott.
Es ist der Ort, an dem Gott seine Gegenwart zugesagt hat.
Dorthin kann man gehen mit all dem, was einen belastet und freut.
Zur Ehre und Verherrlichung Gottes errichtet. Von riesigen ausmaßen und prunkvoll geschmückt.
Und diesen Tempel, das Haus Gottes, haben sie zu einer Markthalle gemacht, ihn für ihre Geschäfte, für ihre Zwecke missbraucht.
Da wundert es nicht, dass Jesus ausrastet.
Der Eifer für das Haus Gottes entbrennt in ihm.
Heute steht der Tempel in Jerusalem nicht mehr. Aber hätte Jesus nicht auch heute Grund genug, auszurasten?
Beim neuen Volk Israel, bei der Kirche, bei uns?
„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? …Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.“ (1 Kor 3,16) schreibt der Apostel Paulus an die Kirche in Korinth.
Wir, die Kirche, wir, die Gemeinde Gottes hier, wir, Sie und ich als Christen, sind der Tempel Gottes.
Und wie sieht es in diesem Tempel aus? Ist auch dieser Tempel zu einer Markthalle verkommen?
Ist nicht auch die Kirche von Geschäftigkeit und manchmal auch Geschäftemacherei erfüllt?
Sind nicht auch in unsere Gemeinden vom äußeren Tun, vom alltäglichen „Geschäft“ gefangen?
Und wie schaut es in uns persönlich aus?
Was prägt mein Inneres? Ist es das Äußerliche?
Welchen Ramsch habe ich in meinem Inneren angesammelt?
„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid …Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.“ (1 Kor 3,16)
Wie sieht es in diesen Tempel aus? Müsste Jesus nicht auch da mal kräftig ausmisten?
Der Tempel Gottes, die Kirche, unsere Gemeinde, wir – jede und jeder von uns – sind doch Ort der Begegnung mit Gott.
Wäre es nicht angebracht, dass auch wir all das wegschaffen, was die Begegnung mit Gott behindert?
Welche Eitelkeiten und welche Äußerlichkeiten, welches Machtstreben und welche Gier, welches Festhalten an Vergangenem und welche phantastischen Träumereien für die Zukunft halten uns davon ab, ein Ort der Begegnung mit Gott zu sein?
„Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte!“ (Eph 4,31) schreibt Paulus in diesem Zusammenhang an die Christen in Ephesus. Und er fährt fort: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.“ (Eph 4,32)
Haben nicht auch wir eine Tempelreinigung nötig?
Wie würde Jesus hier in der Kirche in Deutschland, in der Christengemeinde hier vor Ort, auftreten?
Was müsste ER aus Deinem und meinem Leben, aus Ihrem, Deinem und meinem Inneren werfen, damit Du, damit Sie, damit Ich wieder reiner Tempel Gottes, Ort für die Begegnung mit Gott für mich, für Dich und für andere Menschen werden?
Was müsste ich an meinem konkreten Verhalten, ändern um wieder Wohnort Gottes zu sein?
Was müssten wir von dem, was sich in unserem Inneren angesammelt haben, rauswerfen, damit Gott hier wieder präsent sein kann?
Ja, Jesus, unser Erlöser, reinige Du uns und lass uns wieder neu Tempel Gottes sein!