Maßlos in der Bereitschaft zu vergeben – Predigt am 24. Sonntag im Jahreskreis

Am vergangenen Sonntag hatte Jesus selbst davon angefangen zu erklären, was zu tun ist, wenn ein Bruder oder eine Schwester sündigt.
Wie müssen wir reagieren, wenn sich jemand aus der Gemeinde etwas hat zu Schulden kommen lassen?
Zuerst eine Zurechtweisung unter vier Augen.
Wenn das nichts nützt: Ein Gespräch unter Zeugen.
Und wenn das nichts nützt: Es der Gemeinde sagen.
Und wenn der Bruder oder die Schwester auch nicht auf die Gemeinde hört, „dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.“ (Mt 18,17)

Im Anschluss daran fragt Petrus Jesus heute: „wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt?“ (Mt 18,21)
Wie oft muss ich dem oder der vergeben, die mir Schaden zufügt, mich belügt, beleidigt, verleumdet oder sich etwas ähnliches zu Schulden kommen lässt.

„Bis zu siebenmal?“ (Mt 18,21)
Die Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit.
Mit „bis zu siebenmal“ spricht Petrus schon vom uneingeschränkten Vergeben.
Siebenmal: an jedem Tag der Woche.

Und wenn Jesus ihm antwortet: „Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“ (Mt 18,22), dann macht er damit deutlich: es geht nicht um ein zählbares Maß. Es geht um Maß-losigkeit.

Jesus geht es um die Maßlosigkeit beim Vergeben.
Jesus möchte, dass wir ständig bereit sind zu vergeben.
Ohne genau nachzuzählen, täglich, immer.

Die Bereitschaft eines Christen zur Vergebung hat ihren Grund dabei nicht darin, dass Christen von sich aus so gütig sind.
Weil GOTT so gütig an UNS handelt, müssen auch wir so an unseren Mitmenschen handeln. Weil Gott UNS vergibt, müssen auch wir einander vergeben. Und weil Gott bei seiner Vergebung nicht kleinlich genau nachmisst, müssen auch wir maßlos sein in unserer Bereitschaft zu vergeben.
Wenn wir dazu nicht bereit sind, wie wollen wir da selbst Vergebung erwarten?

Maßlosigkeit in unserer Bereitschaft zu vergeben.
Das ist der Maßstab Gottes.

Ganz schön heftig. Und vielleicht nicht einfach so aus dem Ärmel zu schütteln.
Aber das Maß, an dem wir unsere Bereitschaft zur Vergebung selbst messen und von Gott messen lassen müssen, ist SEINE Maß-losigkeit.

Ein Beispiel dafür, wie Vergebung geschehen kann, erzählt Jesus mit der Parabel vom unbarmherzigen Gläubiger.
„Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“ (Mt 18,33)

Der Zorn des Königs über die Unbarmherzigkeit des Knechtes ist mehr als verständlich.

Gott ist maßlos in seiner Bereitschaft zu vergeben.
Beim Vergeben sollten auch wir maßlos sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert