Zwei eindrückliche Zeichen machen das Besondere dieses Gottesdienstes aus: Das Erste ist die Kerze.
Wann habe Sie das letzte Mal bewusst eine Kerze angezündet und ihren Schein und die Atmosphäre genossen? Ich zünde gerne eine Kerze an, wenn ich in meinem Wohnzimmer bete oder wenn ich Gäste um meinen Tisch versammeln kann. Ihr Licht verbreitet für mein Empfinden eine Ruhe und Wärme, die mir beim Gebet helfen, die Gemeinschaft fördert.
Die Kerzen, die Menschen entzünden, wenn sie Gedenkfeiern machen, wenn sie für den Frieden demonstrieren oder wenn sie eine festliche Tafel decken, zeigen mir, dass ich da mit meinem Empfinden gar nicht so daneben liege. Der Schein einer Kerze drückt Frieden aus, Nähe und Geborgenheit.
Für unsere Gottesdienste sind die Kerzen nicht nur schmückendes Beiwerk. DIE Kerze, die Osterkerze, steht sogar für das größte Geschehen der Geschichte: die Auferstehung Jesu.
Ich erinnere mich daran, wie ich einmal am Heiligen Grab in Jerusalem die Osternacht mitfeiern durfte und zu Beginn ein Franziskanerbruder aus dem Heiligen Grab mit einer einzigen, einfachen, brennenden Kerze heraustrat. An dieser einen Kerze steckten wir alle unsere Osterkerzen an.
So wird deutlich, dass das Licht der Kerze keinen Selbstzweck hat, sondern dazu gedacht ist, sich zu verbreiten, andere anzustecken und die ganze Welt zu erhellen. So gesehen ist die Kerze für mich ein äußerst treffendes Symbol für unseren Christlichen Glauben.
Unser Glaube ist – recht verstanden – ja auch nicht dazu da, damit wir besser um uns selber kreisen können. Vielmehr will er Andere anstecken, sich verbreiten und die Welt heller machen.
Und einen anderen Aspekt christlichen Lebens zeigt die Kerze: Christlich leben bedeutet Hingabe. So wie sich die Kerze selbst verzehrt, wenn sie ihrer Berufung folgt, so ist christliches Leben nur möglich, wenn der Christ bereit ist, sich selbst hinzugeben und seiner Berufung zu folgen.
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16) fordert uns Jesus auf.
Das zweite Zeichen, das in diesem Gottesdienst eine besondere Rolle spielt, ist der Segen. Der Segen, den ich Ihnen am Ende dieses Gottesdienstes einzeln zusprechen darf.
Gott sagt jedem einzelnen Menschen seine Nähe zu.
Eine Nähe, die nicht bedeutet, dass er sich des Menschen mit Gewalt bemächtigt. Gott zeigt seine Nähe nicht, indem er den Menschen beherrscht. Vielmehr zeigt Gott seine Nähe zum Menschen, indem er ihn von innen heraus so stärkt und ausstattet, dass sich der Mensch selbst beherrschen kann.
Gott will jedem Einzelnen mit seiner Nähe dazu helfen, dass jeder Einzelne ganz ER SELBST werden kann.
Gott will jeder und jedem von Ihnen – und auch mir – mit seinem Segen zeigen:
„Du bist mein Ebenbild!“,
„Du bist mein geliebtes Kind!“,
„Du bist mir so wertvoll, dass ich für Dich alles tue!“,
„Um Dich zu retten habe ich meinen eigenen Sohn hingegeben!“.
Wie die Kerze, ist Gott nämlich der, der sich als erster selbst hingibt aus Liebe zu uns.
Uns das bewusst zu machen, ist Ziel des heutigen Festtages.
Wir feiern „Darstellung des Herr“. Maria und Josef bringen das Jesuskind in den Tempel, um ihn Gott zu weihen. Eigentlich hätte es das nicht gebraucht. Ist Jesus doch Gottes Sohn. Aber denen die es miterleben und denen die wie wir davon hören, soll bewusst werden, was der greise Simeon mit den Worten sagt: „meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,30-32)
Wir dürfen IHM, dem Licht der Völker begegnen.
Das zeigt uns die Kerze, das spricht uns ganz persönlich der Segen, den wir heute empfangen dürfen, zu.