Wie gerne hätte ich heute wieder mit Gläubigen aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft und mit den priesterlichen Mitbrüdern den Abendmahlsgottesdienst begangen.
Und wie gerne hätte ich wieder Gläubigen die Füße gewaschen. Ich habe dazu bisher immer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesucht, weil Jesus auch seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße gewaschen hat.
Heuer scheint alles anders.
Aber trotz Ausgangsbeschränkungen feiern wir heute das Abendmahl – so wie Jesus mit seinen Jüngern das Pascha-Mahl:
Wir Priester in der Kirche im kleinsten Kreis, Sie zuhause in der Familie ebenfalls im Kreis ihrer Lieben.
Und das was wir feiern, unterscheidet sich nur in der Form von den Gründonnerstagsgottesdiensten in früheren Jahren.
Wir feiern heute Abend, dass Jesus damals im Kreise seiner Jünger die Eucharistie eingesetzt hat. Das Sakrament, dessen Empfang vermutlich viele von uns vermissen.
Wir feiern heute Abend, dass Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen und ihnen gesagt hat: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,14f)
Was Jesus im Abendmahlssaal getan und gesagt hat, hilft mir zu verstehen, wie Eucharistie, wie Kommunion auch in der derzeitigen Situation gehen kann:
An der Stelle, wo Matthäus, Markus und Lukas die Einsetzung der Eucharistie berichten, genau da, schildert Johannes als einziger Evangelist die Fußwaschung.
Ich werde nie vergessen, dass unser Professor für Neues Testament uns Studenten mit der Bemerkung aufgerüttelt hat: „Ich kann nicht verstehen, wieso die Kirche die Fußwaschung nicht zu einem Sakrament gemacht hat.“
Heute, in den Tagen der Corona-Pandemie, wo der Besuch gemeinsamer Gottesdienste nicht möglich ist, könnte die „Fußwaschung“ in unseren Familien im Kreise unserer Hausgemeinschaft die Bedeutung einnehmen, die Jesus ihr im Kreise seiner Jünger verliehen hat:
„Fußwaschung“ geschieht nicht nur da, wo Füße gewaschen werden. Sie geschieht auch da, wo Geschirr und Wäsche gewaschen, Essen gekocht, Kranke versorgt, Leid und Freude geteilt wird.
„Fußwaschung“ ist es, wenn wir für den Nachbarn einkaufen, jemanden anrufen, einen genervten ertragen oder mit den Kindern ein Spiel spielen.
„Fußwaschung“ bedeutet, einen Dienst übernehmen, den vielleicht sonst immer ein Anderer macht, die eigene Angst und den eigenen Frust beiseite zu legen und statt dessen einen Menschen in meiner Nähe aufzubauen und zu ermutigen.
„Fußwaschung“ praktizieren wir überall da, wo wir ganz praktisch den Anderen in den Mittelpunkt stellen und uns selbst vor ihm klein machen.
Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)
Die Ausgangsbeschränkungen und die Unmöglichkeit Gottesdienste zu feiern verweist uns mit aller Deutlichkeit auf den sozialen Aspekt unseres christlichen Glaubens.
„Füße waschen“, für Andere Da sein, einander dienen, das ist unsere vornehmste Christliche Aufgabe. Es ist nicht nur die Aufgabe von Priestern oder anderen dafür angestellten bei der Caritas, in den Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten.
„Füße waschen“ ist uns allen aufgetragen.
Dabei muss man nicht unbedingt nasse Füße bekommen, aber meistens muss man dafür Zeit verlieren, Kraft aufwenden und sich klein machen.
Dass Jeder und Jedem das in diesen Tagen gelingt, wünsche ich Ihnen allen.