Schön, dass wir heute wieder miteinander den Gründonnerstag feiern können. Schön, dass Sie alle da sind!
Wir haben die vertrauten Texte vom Paschamahl, von der Einsetzung der Eucharistie und von der Fußwaschung beim letzten Abendmahl gehört. Wir haben gehört, wie Gott sein Volk durch die Einsetzung des Paschamahles auf die Befreiung aus der Sklaverei vorbereitet hat.
Mit dem Pascha-Abend beginnt für das Volk Gottes der Weg in ein ihm unbekanntes Land. Ein Weg, auf dem es die Erfahrung machen wird, dass Gott mitgeht. Ein Weg, auf dem es die Erfahrung machen wird, dass Gott sogar da mitgeht, wo sein Volk auf Abwege gerät.
Auch heute geht Gott mit seinem Volk, mit uns, seiner Kirche, auch mit uns hier in der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring.
ER geht mit, auch wenn WIR nicht genau wissen, wie es weitergehen wird.
Aber wie das Volk Israel, durften und dürfen auch wir, die Erfahrung machen, dass Gott mit uns geht.
Auch in den beiden vergangenen Jahren ist ER mit uns gegangen.
Wie das Volk Israel, mussten und durften wir auf vertraute Dinge und Formen verzichten, mussten und durften wir Neues erleben. Ich denke an die Erstkommunion und ihre Vorbereitung, an die Firmung und ihre Vorbereitung, an die digitalen Jugendgottesdienste, die Weihnachtsgottesdienste in der Griesbachmühle, an das Engagement so vieler in der Choronazeit. Ich denke an die Freude, sich nach den Lockdowns wieder live treffen zu können und die Erfahrung, dass die digitalen Medien auch Menschen, die weit voneinander entfernt sind, an einen Tisch holen können.
GOTT geht mit.
Es geht um das „GEHEN“. „Stehen bleiben“ wäre das Gegenteil. „Stehen bleiben“ führt nicht weiter. „Gehen“ ist mit Anstrengung verbunden und mit hinter sich lassen, mit Abschied, aber auch mit Neuem, das im Laufe des Weges und vor allem am Ziel auf den „Geher“ wartet.
Daran erinnert mich die erste die Lesung, die uns von der Einsetzung des Paschamahles berichtet hat.
Die zweite Lesung ruft uns die Einsetzung der Eucharistie in Erinnerung. „Tut dies, … zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,25) So die Anweisung Jesu.
Wie oft schon haben wir diese Anweisung gehört? Wie viele Messen haben wir gefeiert? Unzählige Male wurde Menschen die Eucharistie gereicht, begegneten sie Jesus Christus in dieser einzigartigen Weise.
Mit dieser Speise will uns Gott nähren. Er will uns auf unserem Weg stärken. Er tut das nicht mit einem üppigen Mahl nach unseren Maßstäben. Er tut es aber mit der nachhaltigsten Speise, die es gibt. ER schenkt sich uns selber. Und ER nährt uns nicht, damit wir nicht vom Fleisch fallen, sondern damit wir IHM immer ähnlicher werden. Mit dem Brot, das der Leib Christi wurde und mit dem Wein, der in das Blut Christi gewandelt ist, will er uns WANDELN. Jeder und jede von uns und wir alle zusammen sollen LEIB CHRISTI werden. In unseren Adern soll CHRISTI Blut fließen.
SO baut Gott seine Kirche auf. Gott will seine Kirche aufbauen aus lebendigen Steinen. Gott will den Leib Christi aufbauen. Und wir alle sollen daran Teil haben.
Ich frage mich immer wieder, ob das deutlich wird, wenn wir in unseren Gemeinden die Heilige Messe feiern: Dass der LEIB CHRISTI aufgebaut werden soll. Und ich frage mich immer wieder: Wollen WIR uns in SEINEN Leib verwandeln lassen? Diese Wandlung ist nicht Selbstzweck. Diese Wandlung ist nicht dazu da, unser Bedürfnis nach Religiosität zu befriedigen. Diese Wandlung soll weiter geführt werden nach der Messe, indem wir durch unser Leben als Christen und durch unseren Dienst an den Brüdern und Schwestern Gott dabei helfen, die ganze Welt zu verwandeln.
Und damit, liebe Schwestern und Brüder, sind wir beim dritten biblischen Text, der uns heute vorgelegt wird: Der Fußwaschung.
Jesus gibt einen eindeutigen Befehl: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,14f)
Beim Abendmahl braucht es dieses Zeichen. Damit wir nicht nur essen und uns, wie nach einem üppigen Mittagessen zurücklehnen oder gar schläfrig werden. Wie wir einander die Füße waschen, daran können wir die Fruchtbarkeit der Messfeier ablesen. Ja, ich möchte sagen, dass die Feier der Heiligen Messe erst fruchtbar wird, wenn aus ihr ein Dienst für die Anderen wird.
Wenn wir nicht bereit sind, dem Beispiel Jesu zu folgen und einander die Füße zu waschen, einander also wirklich dienen, dann ist die Feier der Heiligen Messe ein leerer Kult, ein hohles Getue, das dem widerspricht, wozu Jesus seine Jünger im Abendmahlssaal aufgerufen hat.
Ich freue mich, dass wir in diesem Gottesdienst Mitglieder unserer neu gewählten Pfarrgemeinderäte
für die Fußwaschung gewinnen konnten. 40 Frauen, Männer und Jugendliche haben sich bereit erklärt,
in den nächsten vier Jahren in unseren Gemeinden mitzureden und mitzuarbeiten, dass die geistige Gemeinschaft der Kirche eine geistliche Gemeinschaft, eine für alle Menschen auch leibhaft erfahrbare Gemeinschaft von Jüngerinnen und Jüngern Jesu ist. Einigen von denen darf ich heute – stellvertretend für alle, die sich in unseren Gemeinden engagieren – die Füße waschen.
Wie Jesus darf ich heute dieses Zeichen setzen, damit auch Ihr so handelt, damit auch wir so handeln, wie Jesus an uns handelt. Jesus hat es uns vorgemacht. Und er gibt jedem und jeder hier mit: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ (Joh 13,14)
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie das Volk Israel in Ägypten stehen wir am Anfang eines Weges in ein unbekanntes Land.
Wollen wir den Weg „Gehen“?
Wir haben in unserer Pfarreiengemeinschaft viele Gottesdienste und Traditionen und wir haben unzählige Male die Messe gefeiert.
Auch uns will Gott verwandeln und er wartet darauf, dass wir uns verwandeln lassen.
Wenn wir die Messe feiern, und dabei nicht zur gegenseitigen „Fußwaschung“ weitergehen, dann ist das nutzlos.
Und wie geht Fußwaschung konkret? Ohne Waschschüssel und Handtuch?
Wäre es nicht: füreinander da sein, dem Anderen zuhören, die anfallende Arbeit gut und mit Freude machen?
Wie geht Fußwaschung in Ihrem konkreten Leben, nachher, wenn Sie nach Hause kommen?
Ich bin mir sicher, Sie selber haben da auch Ideen.
Nehmen Sie sich doch einen Moment Zeit zu überlegen, wie und wem Sie – Füße – waschen – können.
Und wenn Sie wollen, dann tauschen Sie sich jetzt einfach für zwei Minuten mit ihrem Banknachbarn darüber aus.