Wenn ich an meinen Vater denke, fällt mir immer wieder ein Schwarz-Weiß-Foto ein, das bei einem Spaziergang aufgenommen wurde. Es zeigt meinen Vater der mit freudestrahlendem Gesicht mich, seinen kleinen Sohn, auf den Schultern trägt.
Und wenn ich mir dieses Bild vor mein inneres Auge rufe, dann spüre ich all die positiven Kräfte, die es in der Beziehung mit meinem Vater gegeben haben muss. Dabei war es mit ihm beileibe nicht immer einfach.
Aber das Schwarz-Weiß-Foto erinnert mich an die Liebe, die ich von ihm empfangen durfte.
Es zeigt mir, dass er mich getragen hat und dass ich von ihm getragen wurde.
Ich erinnere mich, dass er mir manchmal etwas zugemutet und mich schon als Kind vor Aufgaben gestellt hat, durch deren Herausforderung ich auch zu dem geworden bin, der ich jetzt sein kann.
Wenn Sie an Ihren Vater oder ihre Mutter denken, und wenn Sie versuchen, sich an das Schöne und Gute zu erinnern, das Sie von ihnen empfangen durften, was fällt Ihnen da ein?
Welches Bild kommt Ihnen so ganz spontan?
Und wenn Sie dann nachspüren, welches Bauchgefühl dieses Bild, diese gute Erinnerung, in Ihnen wach ruft, wie fühlt sich das an?
Papa – ABBA – so nennt Jesus seinen und unseren Vater im Himmel.
Der Papa ist der, der sein Kind auf die Schultern nimmt, ihm auch Grenzen setzt und es herausfordert, der aber auf alle Fälle dafür sorgt, dass alles da ist, was sein Kind zum Leben braucht.
„Macht Euch keine Sorgen und fragt nicht: was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? … Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.“ (Mt 6,31f)
Jesus möchte uns wieder neu an das Ur-Vertrauen erinnern, dass wird zum Vater haben dürfen.
Gerade in unseren Tagen ist das eine echte Herausforderung!
Ist es nicht klar, dass wir uns – angesichts der Situation von Politik, Wirtschaft und Kirche – wirklich Sorgen um die Zukunft machen müssen? Ist die Situation in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt nicht besorgniserregend?
Wie wird es weitergehen? Ja – kann es überhaupt weitergehen?
Mir scheint es verständlich, ja logisch, dass sich viele Sorgen machen. Und wenn wir dann noch sehen müssen, dass die Probleme kompliziert sind und dass die, die einfache Lösungen anbieten, selbst zu einem riesigen Problem werden, dann trägt es auch nicht gerade zur Beruhigung bei.
„Macht Euch keine Sorgen!“
Liebe Schwestern und Brüder, die Zusage, die Gott den Einwohnern Jerusalems durch den Propheten Jesaia gegeben hat, gilt weiter. Sie gilt auch für uns.
Auch wenn wir sagen: „der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen. Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, Eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: Ich vergesse dich nicht – Spruch des Herrn.“ (Jes 49,14f)
Gott ist nicht nur sorgender als der sorgendste Vater.
Er liebt auch mehr, als die liebendste Mutter.
Ist die Mutter nicht die, die ihre Liebe zeigt, indem sie das Kind in ihren Armen hält, es nährt und schützt?
Liebe Schwestern und Brüder!
„Macht Euch keine Sorgen!“
Gott ist , der sorgendste Vater und die liebendste Mutter.
Noch einmal zurück zu dem, was ich anfangs sagte:
Wenn Sie an Ihren Vater oder ihre Mutter denken, und wenn Sie versuchen, sich an das Schöne und Gute zu erinnern, das Sie von ihnen empfangen durften, was fällt Ihnen da ein?
Welches Bild ist Ihnen gekommen?
Gott ist noch unendlich sorgender und unendlich liebender, als es unsere Väter und Mütter je haben sein können.