Die HEILIGE Familie – keine HEILE Familie – Predigt am Fest der Heiligen Familie

Am Fest der Heiligen Familie, das die Kirche am Sonntag nach Weihnachten feiert, blicken wir in die Krippe.
Dort sehen wir Maria und Josef und das Jesuskind.

Und wenn die Kirche dieser Familie ein eigenes Fest widmet, liegt der Gedanke nahe, dass das, was wir da in der Krippe sehen, das Ideal der Kirche ist.
Ist die Familie in der Krippe also DIE „HEILE“ Familie?
Auf den ersten Blick sieht es vielleicht wie eine Idylle aus.
Aber die Heilige Familie ist alles andere als eine „HEILE“ Familie!

Nüchtern und unfromm betrachtet war sie für manch Frommen, damals und ist es auch heute vielleicht sogar eine eher „unheilige Familie“:

Da ist Maria, die man als unehelich Schwangere aus dem Dorf geprügelt hätte. Ihr Verlobter nimmt sie zu sich, um den guten Ruf und den Schein zu wahren.
Denken wir an die vielen Mädchen, die heute in schwierigen Situationen verzweifelt nach Auswegen suchen, nur weil ihnen ihre Umgebung kein Verständnis entgegenbringt.

Da muss Maria in einer Bauernscheune ihr Kind zu Welt bringen, weil es nichts gibt, wo sie vorübergehend samt Lebensgefährten hätte wohnen können.
Nichts unterscheidet sie von jungen Leuten, die von einem Wohnungsangebot zum anderen rennen, und überall hören: Nichts frei! Oder: Zu teuer!

Da lebt die Heilige Familie nach ihrer überstürzten Flucht aus Palästina jahrelang im ägyptischen Asyl, in einem fremden Land.
Wie viele Eltern können heute als Flüchtlinge ihren Kindern die Geborgenheit eines Elternhauses nicht bieten?

Später macht sich der Sohn Jesus auf einer gemeinsamen Wallfahrt selbständig und setzt sich von seinen Eltern ab. Die suchen ihn tagelang und fragen ihn völlig irritiert, warum er ihnen das angetan hat.
Ich denke an Eltern, deren Kinder plötzlich eigene, oft unverständliche Wege gehen.

Da bittet Maria ihren Sohn bei einer Hochzeit, dem Hausherrn aus einer Verlegenheit zu helfen und muss sich gefallen lassen, von diesem vor den Gästen schroff zurechtgewiesen zu werden.
Wie viele Eltern fühlen sich heute von ihren Kindern gedemütigt und möchten am liebsten im Boden versinken?

Da sind Eltern, die die öffentlichen Auftritte ihres Sohnes mit immer größerer Sorge verfolgen, denn dieser gerät mit den herrschenden Sitten und Gesetzen immer mehr in Widerspruch.
Das machen viele Eltern durch, deren Kinder mit der Gesellschaft und ihren Gesetzen ungute Erfahrungen machen.

Schließlich bleibt da eine Mutter, die den Schmerz und die Schande ertragen muss, Mutter eines Hingerichteten zu sein.
Wie fühlt sich eine Mutter, ein Vater, heute, wenn das eigene Kind einen tödlichen Unfall verursacht, den Drogentod stirbt oder eine Gefängnisstrafe verbüßen muss?

Die Heilige Familie ist alles andere als eine HEILE Familie.

Was macht sie dann zur HEILIGEN FAMILIE?

Es sind nicht idyllische Zustände oder dass sie keine Sorgen haben.

Die Heilige Familie wird zur HEILIGEN FAMILIE, weil Jesus in ihr lebt.
ER ist es, der diese Familie heiligt.
Dass ER in dieser Familie lebt, nimmt nicht die Schwierigkeiten fort.
Aber: GOTT ist in dieser Familie lebendig.

Wenn Jesus wirklich lebendig ist, und die Mitglieder der Familie wollen, dass er lebendig ist, dann sind all die Dinge, die uns die beiden Lesungen beschrieben haben, selbstverständlich:

Vater und Mutter werden geehrt,die Kinder erfahren die Achtung ihrer Eltern.
Aufrichtiges Erbarmen, Güte, Demut, Milde und Geduld werden geübt.
Man ist bereit, einander zu vergeben.
Man liebt einander.
Dankbarkeit gegenüber dem Anderen und gegenüber Gott, sind selbstverständlich.
Und die Beziehungen werden kein „Machtgefüge“, sondern ein gesundes Miteinander sein, das davon geprägt ist, dass jeder den Respekt, die Liebe und die Hingabe des Anderen erfährt.

In diesem Sinne kann die Heilige Familie unseren Familien ein Vorbild sein.

Lassen sie mich mit dem Gebet schließen, das Papst Franziskus an den Schluss seines wunderbaren Schreibens AMORIS LAETITIA – über die Freude der Liebe in der Familie – vom März 2016 gestellt hat:

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten innigen Miteinanders
und zu Gemeinschaften des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und zu kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien Gewalt, Halsstarrigkeit und Spaltung;
wer Verletzung erfahren oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
lass allen bewusst werden,
wie heilig und unantastbar die Familie ist
und welche Schönheit sie besitzt im Plan Gottes.

Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen.

Amen.

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