Dieser Abend ist der große programmatische Abend im Leben und Wirken Jesu.
Mit dem heutigen Abend geht Jesus über die bisherige Tradition und Praxis des Judentums hinaus. Er tut einen Schritt in eine neue Zukunft.
An diesem Abend feiert er mit seinen Jüngern Pessach.
Wie alle Juden begeht er die Gedächtnisfeier an den Auszug aus Ägypten:
Gott hatte das Volk Israel aus der Knechtschaft befreit. Zuvor hatten die Juden jenes Mahl gehalten, das Gott selbst in Auftrag gegeben hatte. Wir haben in der Lesung davon gehört.
Jährlich sollen sie es wiederholen, damit sie nicht vergessen, was Gott großes an ihnen getan hat.
Es ist eine Feier in der Familie mit genau festgelegten Rollen, Texten und Gesten.
Jesus feiert dieses bis heute zentrale Ritual jüdischen Lebens nicht mehr im Kreise seiner natürlichen Familie, sondern im Kreise seiner Jünger, seiner neuen Familie, zu der all die gehören, die Gottes Willen tun (vgl. Mt 12,50).
So begründet er eine neue Gemeinschaft, zu der man nicht mehr durch Geburt gehört.
Zu der man gehört, wenn man auf Gott hört, seinem Wort folgt und sich um Jesus Christus versammelt.
Diese neue Gemeinschaft ist nicht mehr an ein bestimmtes Volk oder einen bestimmten Ort gebunden.
Alle Menschen, überall auf der Welt, können zu ihr gehören, wenn sie zu Christus gehören wollen.
Heute Abend gründet Jesus die Kirche, zu der auch wir gehören, egal aus welcher natürlichen Familie wir stammen oder in welchem Ort wir wohnen.
Wir gehören zu der einen Kirche, ob wir nun aus der Pfarrei Bachern, der Pfarrei Ottmaring, der Pfarrei Paar oder der Pfarrei Rehrosbach oder ganz wo anders herkommen.
Wir gehören zur einen Kirche Christi, unabhängig davon, in welcher geistlichen Gemeinschaft oder Konfession wir leben.
Wir sind Glieder am selben, einen Leib Christi, auch wenn wir verschiedene Dienste in der Kirche haben.
Wir sind eine neue Familie. Wir sind Seine neue Familie!
Der Gründonnerstag ist das Fest dieser Familie!
Bei dem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern stiftet Jesus die Eucharistie.
In Brot und Wein ist er nun gegenwärtig.
Mehr noch: in den Gestalten von Brot und Wein bietet er sich selbst als Nahrung all denen, die ihn empfangen, die seine Nähe suchen und ihn in sich hineinlassen.
So wird Christus selbst der, der uns aufbaut. Die Wandlung, die geschieht, geschieht nicht nur in der Wandlung der Gaben in den Leib und das Blut Christi.
Die Wandlung soll auch in dem geschehen, der diese Gaben empfängt: Er soll selbst immer mehr Christ werden, Christus gleichgestaltet, von innen heraus gewandelt, werden.
Und der so gewandelte Mensch, der Christ, soll schließlich mithelfen, die Welt zu wandeln.
In Gottes Welt – Reich Gottes aufbauen.
Dreifache Wandlung geschieht also heute und in der Folge dieses Abends:
Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi,
Wandlung des Menschen in einen Christen
und Wandlung der Welt in den Ort der spürbaren Gegenwart Gottes.
Der Gründonnerstag ist das Fest der Wandlung.
Und schließlich setzt Jesus ein Zeichen, das wir heute ganz besonders betonen wollen: Die Fußwaschung.
Seinen Jüngern, seinen Mitarbeitern, denen, zu denen er sich als erster gesandt weiß, erweist er den Dienst, der sonst nur vom Sklaven, vom geringsten, getan wird.
„Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,12b-15)
Begreifen wir das?
Schon Petrus kapiert es im Abendmahlssaal nicht. (vgl. Joh 13,6ff)
Begreifen wir, dass es unser Auftrag ist, einander die Füße zu waschen?
Begreifen wir, dass es unser Auftrag ist, uns die Füße waschen zu lassen?
Ich freue mich sehr, dass wir heute dieses Zeichen setzen können.
Ich habe Gläubige verschiedenen Alters und Geschlechts aus den verschiedenen Pfarreien unserer Pfarreiengemeinschaft gefragt. Und keiner hat es abgelehnt.
Ich habe Gläubige gefragt, für die und mit denen ich und der Herr Kaplan Wolf in verschiedenen Bereichen arbeiten.
Wir beide möchten heute das Zeichen den Dienstes Jesu hier setzen. Und mit diesem Zeichen uns alle dazu ermuntern, es Jesus gleich zu tun, der gesagt hat: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)
Der Gründonnerstag ist das Fest des Dienstes.
Unsere Aufgabe als Christen
ist der echte Dienst aneinander
und auch für die Welt.
Liebe Schwestern und Brüder!
Heute Abend ist der große programmatische Abend Jesu:
Er gründet seine neue Familie.
Er ermöglicht Wandlung.
Er fordert uns zum Dienst.
Das feiern wir jetzt!