Heute ist eine endgültige Zäsur für die Kirche.
Mit dem Karfreitag hatte es schon begonnen, dass Jesus für die Jünger nicht mehr greifbar war.
Danach Ostern und die Begegnungen mit dem Auferstandenen haben den Jüngern gezeigt, dass ER doch da ist, wenn auch auf eine für sie neue und kaum fassbare Art und Weise.
Aber dann, mit der Himmelfahrt ist es endgültig.
Jesus ist im Himmel und für die Jünger nicht mehr greifbar.
„Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apg 1,11)
Mit diesen Worten im Ohr und mit den Augen zum Himmel, Jesus nachblickend, stehen die Jünger auf dem Ölberg. Und jetzt beginnt etwas für sie ganz Neues.
„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Mk 16,15) hatte ihnen Jesus aufgetragen.
Und um mitzuarbeiten an der Rettung der Menschheit werden sie viele Menschen für den Glauben an Jesus, an Gott, der nicht nur im Himmel, sondern auch unter ihnen wirksam ist, gewinnen.
Sie werden Menschen taufen und beginnen aus der kleinen Schar von 11 Männern die größte Glaubensgemeinschaft der Menschheitsgeschichte werden zu lassen.
Und „Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die es begleiteten.“ (Mk 16,20)
„Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.“ (Mk 16,17f)
Wenn ich höre, was Jesus den Jüngern da als seine letzten Worte mitgibt, dann frage ich mich, ob so etwas heute auch noch zu beobachten ist.
Und unweigerlich kommt mir dann die Frage in den Sinn, ob ich, ob wir hier, ob die Katholiken in Deutschland, zu denen zählen, die zum Glauben gekommen und beim Glauben geblieben sind.
„Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.“ (Mk 16,16) hatte Jesus zuvor angekündigt.
Glaube ich an IHN? Glauben Sie an IHN? Glaubst Du an IHN?
Es reicht nicht aus, getauft zu sein.
Es reicht auch nicht aus, zum Priester geweiht zu sein.
Es reicht nicht aus, in die Kirche zu gehen.
Denn „wer nicht glaubt, wird verurteilt werden.“ (Mk 16,16b)
Er wird keine von den Wundern vollbringen, die Jesus auch an anderer Stelle den Seinen in Aussicht gestellt hat: „Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“ (Joh 14,12)
Wo sind diese Werke zu sehen?
Sind sie hier zu sehen?
Sind sie heute hier zu sehen?
Wenn Ja, wo sind sie?
Und wenn nicht, wieso nicht?
Fehlt es mir am Glauben?
Fehlt es uns am Vertrauen auf Gott?
Glauben wir, dass Jesus auch heute und hier wirkt?
Glauben, von dem Jesus spricht, meint Vertrauen auf die wirk-liche Gegenwart Gottes in unserem konkreten leben.
Wenn ich unsere Kirche anschaue, dann fehlt mir oft dieser Aspekt.
Wenn von der Erneuerung der Kirche gesprochen wird, dann reden viele über die üblichen Themen: Priesterweihe für Frauen, Abschaffung des Zölibates, demokratische Strukturen in der Kirche, und so weiter.
Und wenn wir an die Zukunft der Kirche hier in unserer Pfarreiengemeinschaft denken, denken wir dann nicht zuerst an die Frage: Wann ist in unserem Dorf die Messe? Wo wird im nächsten Jahr eine Fronleichnamsprozession sein? Wie schaffen wir es, dass junge Leute in den Gottesdienst kommen?
Die Frage nach einer Erneuerung des Glaubens kommt da selten, eher gar nicht vor.
Dabei wäre doch die Frage nach dem Glauben die zentrale Frage.
„Durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden die Zeichen geschehen. Wer aber nicht glaubt,
wird verurteilt werden.“ (Mt 16,17&16)
Die Frage nach meinem und Ihrem Glauben, DAS ist für die Zukunft der Kirche UND für Ihre und meine Zukunft DIE entscheidende Frage.
Wenn unser Glaube nicht neu entfacht wird, dann werden wir keine Zukunft haben.
Schauen wir noch einmal auf die Jünger, die da auf dem Ölberg stehen und zum Himmel Jesus nachschauen: Sie wussten auch nicht, wie es gehen soll. Sie hatten auch keinen Plan. Nur den Glauben daran, dass Gott mit ihnen etwas vorhat. Und die Bereitschaft, sich von IHM in Dienst nehmen zu lassen. Und sie zogen aus und verkündeten überall. (vgl. Mk 16,20)
Bitten wir in den kommenden Tagen, in denen wir auf das Pfingstfest zugehen, um eine Erneuerung unseres Glaubens. Bitten wir in dieser nicht einfachen Zeit jeder und jede von uns, um einen neuen und lebendigen Glauben an Jesus Christus und um die Bereitschaft und die Gelegenheit diesen Glauben zu bezeugen und zu verkünden.