„Maria!“ – „Rabbuni!“ (Joh 20,16)
Maria von Magdala begegnet Jesus, dem Auferstandenen.
Sie ist noch ganz aus den Häuschen.
Das Grab ist leer!
Jemand muss IHN aus dem Grab genommen haben!
Wer kann das gewesen sein?
Das Grab liegt in einem Garten.
Vermutlich der Gärtner!
„Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“ (Joh 20,15b) Sagt eine sichtlich verwirrte und dennoch von tiefer Sehnsucht geführte Maria Magdalena zu dem Mann dem sie da im Garten begegnet.
Sie hat nicht erkannt, wer der wirklich ist.
Sie hielt ihn für den Gärtner.
Das ist ja auch das Naheliegendste.
Jesus war ja tot!
Sie hatten ihn doch vom Kreuz abgenommen.
Und dann in das Grab gelegt.
Und jetzt war er weg!
„Wen suchst Du?“ hatte der Mann gefragt.
Ja, Maria suchte IHN, Jesus, mit dem sie gegangen war, der ihr Leben verändert hatte, der ihrem bis dahin erbärmlichen Dasein einen neuen – DEN – Sinn gegeben hatte.
Sie suchte IHN, denn sie brauchte IHN und sie vermisste IHN so sehr.
IHN noch einmal sehn, berühren, umarmen…
Das war die Sehnsucht die Maria Magdalena antrieb.
„Maria!“ (Joh 20,16)
So – spricht Jesus sie an.
So – wie er sie immer angesprochen hatte.
Mit IHREM Namen.
Und so – mit IHREM Namen angesprochen, verändert sich die Haltung der Maria und ihr Blick:
„Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!“ (Joh 20,16)
Die Bibel übersetzt sehr vereinfachend: „Das heißt. Meister.“
Der große jüdische Theologe und Schriftsteller Schalom Ben-Chorin schlägt dagegen vor, „Rabbuni“ zu übersetzen mit: „mein lieber Rabbi“.
Maria von Magdala spricht also mit viel Zärtlichkeit und Hingabe.
Weil sie Jesus liebt, sieht sie mehr in ihm, erkennt sie ihn als den Totgeglaubten, der jetzt aber lebt.
Ihre Liebe macht Maria nicht blind, sondern sehend für die neue, unglaubliche Wirklichkeit: „Jesus lebt!“
Bis zu dem Moment als Jesus sie mit Namen anspricht, war ihre Liebe, ihre tiefe Beziehung mit Jesus, vom Schmerz und von der Sorge überdeckt.
Und es ging ihr, so wie Paulus es einmal treffend beschreibt:
„Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“ (1 Kor 13, 12)
„Maria!“ hatte Jesus gesagt.
Und in dem wie er ihren Namen aussprach lag die ganze Tiefe seiner Beziehung mit Maria.
„Rabbuni!“ hatte Maria geantwortet.
Und in dem wie sie es sagte lag die ganze Tiefe ihrer Beziehung mit Jesus.
Es ist die Beziehung der Maria mit Jesus, die es ihr ermöglicht, Jesus als den Auferstandenen zu erkennen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Auch für uns geht es um die Beziehung mit Jesus.
Ostern verstehen, die Freude über die Auferstehung in sich tragen kann nur einer, der in einer Beziehung mit Jesus Christus hat. Getauft sein allein, Katholisch sein allein, einen Gottesdienst besuchen allein, reicht dafür nicht aus. Wir brauchen eine lebendige Beziehung mit Jesus Christus.
ER hat uns ja mit Namen angesprochen. Bei unserer Taufe und bei so vielen anderen Gelegenheiten.
Doch wenn ich mich IHM nicht zuwende, dann werde ich IHN, den lebendigen und auferstandenen Christus nicht erkennen.
Ich habe in den vergangenen Monaten Christen – auch nicht katholische Christen – kennen gelernt, die sich von Christus haben ansprechen lassen und die sich bewusst IHM zuwenden. Ich muss Ihnen sagen: Aus dem wie die sich verhalten, von ihrem Glauben sprechen, beten und mit mir umgehen, kann ich die Begeisterung erkennen, die ich in unseren Gemeinden und in der Kirche insgesamt so oft vermisse.
Es ist die Begeisterung mit der Maria zu den Jüngern geeilt sein muss, und ihnen verkündete: „Ich habe den Herrn gesehen!“ (Joh 20,18)
Lassen wir uns jetzt an diesem Osterfest von IHM ganz persönlich ansprechen.
Und wenden wir uns, jeder und jede einzelne IHM zu.
Und sagen wir zu IHM – so wie Maria – voller Zärtlichkeit, Liebe und Hingabe: „mein lieber Rabbi“.
Und lassen wir unsere Beziehung mit Jesus neu entflammen.
Denn Jesus lebt!
ER ist auferstanden! – Er ist wahrhaft auferstanden!
Halleluja!