Was will uns Jesus mit dem Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl sagen? Er spricht vom Himmelreich, vom Himmelreich, das er mit der Hochzeitsfeier eines Königssohnes vergleicht. Er spricht von etwas Großartigem.
Ich erinnere mich an die Hochzeiten in den Königshäusern Europas, die als DAS Medienereignis in alle Welt übertragen und mit großem Prunk gefeiert werden.
Prinzenhochzeiten waren sicher auch schon zur Zeit Jesu Veranstaltungen der Superlative. Wenn Jesus hier mit diesem Gleichnis das Himmelreich erklären möchte, ist zuerst: Es geht um etwas ganz Großes.
In manchen Gleichnissen schildert Jesus das Reich Gottes als etwas Verborgenes, Kleines, Unscheinbares. Hier aber ist deutlich gesagt: Es geht um etwas Großartiges.
Wenn das Himmelreich zustande kommt, ist es – modern gesprochen und im positivsten Sinne verstanden – DAS Medienereignis des Jahres, DAS Ereignis, dem sich keiner entziehen kann.
Oder auf uns angewendet: Gott hat mit dem Himmelreich, das er für uns bereit hält für UNS etwas Großartiges vor.
Und ER lädt uns in das Himmelreich ein. So wie der König die geladenen Gäste hat Gott auf seiner Gästeliste schon bestimmte Leute vorgesehen. Die, die man aufgrund ihrer Stellung und aufgrund der Beziehung zu ihnen zu so einer großartigen Feier eben einlädt.
Jesus wendet sich damals mit seinem Gleichnis an die Hohenpriester und an die Ältesten des Volkes, an die Führungsschicht“. Heute wendet sich das Matthäusevangelium auch an die Christen, an die, die am Sonntag in die Kirche gehen, an die, die glauben, dass sie in einer besonderen Beziehung mit Gott stehen, kurz – auch an UNS.
UNS hat Gott eingeladen, an seinem Reich, am Himmelreich teilzunehmen.
Und ich kann mir gut vorstellen, dass Gott keinen Gefallen hat, wenn die, für die er den immensen Aufwand treibt, der für das Himmelreich nötig ist, nicht kommen wollen (vgl. Mt 22,3), sich nicht darum kümmern, oder besseres vorhaben (vgl. Mt 22,5). Und noch mehr kann ich mir vorstellen, dass er ausrastet, wenn die eigentlich Eingeladenen auch noch bösartig oder gar handgreiflich werden gegenüber seinen Boten.
Zeigt die – für unser Verständnis völlig überzogene – Reaktion des Königs, der gleich die ganze Stadt der Mörder in Schutt und Asche legen lässt, – nicht das unbeschreiblich große innere Engagement, mit dem er ohne Wenn und Aber seinen Plan umsetzen will? Zeigt die Maßlosigkeit, die Gott durch den Einsatz des Lebens seines eigenen Sohnes für das Reich Gottes und dafür dass WIR am Himmelreich teilnehmen können, nicht die Maßlosigkeit seiner Liebe?
Gott tut von seiner Seite alles, damit die von ihm Geliebten, am Himmelreich teilnehmen. Und doch gelingt es immer wieder Menschen, sich selber von der Teilnahme daran auszuschließen.
Ich frage MICH: Gehöre auch ICH zu denen, die sich ausschließen? Ich frage UNS: Gehören auch WIR zu denen, die sich ausschließen?
Der König hält sich nicht lange damit auf, die Dummheit und den Starrsinn zu beklagen. Für ihn ist klar: die Feier MUSS stattfinden. Gott klagt nicht lange darüber, wenn Menschen sein Angebot ablehnen. Vielmehr nimmt er die ablehnende Entscheidung ernst und wendet sich dann eben Anderen zu.
An vielen Stellen des Alten und des Neuen Testamentes begegnen uns Äußerungen, die das klar machen. Gott ist es ernst damit, das Reich Gottes entstehen zu lassen. Und wenn es die, die es eigentlich ersehnen müssten, nicht kapieren, dann lädt er eben Andere ein. Ja er sieht bei seiner Einladung nicht mehr auf die Würdigkeit des Einzelnen, nicht auf ihre Vorgeschichte, nicht einmal mehr darauf, ob es GUTE oder BÖSE sind (vgl. Mt 22,10).
Er schickt seine Boten – wie es im griechischen Text heißt – „an die Enden der Straßen“ (perikopen.de – S. 2).
Von da, wo man es nicht vermutet, kommen nun die Gäste. Aus Völkern, von denen man es nicht gedacht hätte, kommen nun die, die am Himmelreich Anteil nehmen. Aus Schichten und Gruppen, mit denen – nach menschlichem Ermessen – nichts anzufangen ist, kommen nun die, die einen Platz im Reich Gottes haben.
Übersetzt in unsere Zeit: Wer in der Kirche in Deutschland und Europa hätte geglaubt, dass Asien, Afrika und Lateinamerika die Gebiete sind, in denen sich Menschen in großer Zahl dem Evangelium zuwenden? Wer würde es für möglich halten, dass Verbrecher und Drogenabhängige klarer zum Glauben an Christus stehen, als so manches bieder – bürgerliche Wohlstandskind?
Ich werde nie die Begegnung mit einem jungen Mann vergessen, der mir erzählte, dass er im Gefängnis war, weil er jemanden umgebracht hat. – Er sah auch aus, wie man sich einen von den „schweren Jungs“ vorstellt –
Aber dann sagte er zu mir: „Weißt Du: ohne Jesus kann ich nicht mehr leben!“
Gott hat Großes mit uns vor. Er lädt uns in das Himmelreich ein. Es ist ihm wirklich ernst. Folgen wir seiner Einladung?
ER ruft Viele, auch die, von denen WIR es nicht für möglich halten.
Und dann ist da noch der eine Mann, der an der Tafel Platz genommen hat, ohne ein hochzeitliches Gewand zu tragen. Der König besieht sich die Schar seiner scheinbar wahllos zusammengesammelten Gäste schon noch einmal (vgl. Mt 22,11). Es ist nicht so, dass Gott nun nicht mehr genau hinsehen würde. Man kommt nicht automatisch in das Himmelreich. Es ist nicht so „als ob es auf das Verhalten der Menschen, die gerufen werden, überhaupt nicht ankomme.“ (perikopen.de – S. 6)
Und wie sieht dann das hochzeitliche Gewand aus? Im Kolosserbrief schreibt Paulus: „Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!“ (Kol 3,12) Und schon der Prophet Jesaia spricht vom „Mantel der Gerechtigkeit“, in den man gehüllt sein muss (vgl. Jes 61,10). Ja sogar Martin Luther „versteht unter dem hochzeitlichen Kleid den Glauben, der Werke der Liebe tut“ (perikopen.de – S. 7)
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott hat großes mit uns vor.
Er will sein Reich, das Himmelreich errichten.
Er wird es tun.
Selbst wenn die ursprünglich Eingeladenen seine Einladung ausschlagen. Er wird das Himmelreich errichten.
Wer will seiner Einladung nicht folgen?