Gipfelerlebnisse – Predigt zum zweiten Sonntag in der Fastenzeit

Die Tradition verortet die Begebenheit, von der uns das Evangelium heute erzählt, auf dem Berg Tabor. Er liegt im Norden des heutigen Israel. Ein markanter, kegelförmiger Berg, der aus der fruchtbaren Jesreel-Ebene herausragt.
Bei einer Pilgerfahrt ins Heilige Land gehört der Besuch auf dem Berg Tabor unbedingt dazu. Auch ich durfte schon oft da oben stehen und von dem Aussichtspunkt direkt neben der markanten Kirche die dort steht, auf die Ebene hinunterschauen. Ich muss zugeben, dass ich noch nie bei einer der fast 20 Pilgerreisen, die ich schon ins Heilige Land machen konnte, zu Fuß auf den Berg Tabor gestiegen bin. Man kann zwar nicht mit dem Bus, aber mit PKW, Kleinbus und Taxi, die enge Straße hinauffahren.

Bergsteiger wissen, was Gipfelerlebnisse sind: Nach der Anstrengung, die das Erklimmen der Höhe bedeutet, ganz oben auf einem Berg stehen, die Aussicht genießen, weg aus den Niederungen des Alltags das imposante Erlebnis der Natur genießen. 

Für mich steht der Berg Tabor für die Gipfelerlebnisse im Glauben und im Leben. Wir brauchen und haben solche herausragenden Gipfelerlebnisse. Besondere Feste: Hochzeit, Erstkommunion, Firmung, aber auch andere beeindruckende oder einschneidende Erlebnisse wie Krankheit oder der Tod eines lieben Menschen, können solche Gipfelerlebnisse sein. Nicht zuletzt zählen auch Reisen und Pilgerfahrten zu den Gipfelerlebnissen.

Ich hatte im Laufe meines Lebens schon öfter Gipfelerlebnisse. Ich erinnere mich an manche Pilgerfahrt ins Heilige Land, nach Rom, zu den Weltjugendtagen oder auch an andere Wallfahrtsorte die nicht so weit entfernt sind. Auch besondere Feste, die ich selbst begehen oder mit anderen feiern konnte, zählen dazu: Die Priesterweihe und Primiz, die Hochzeiten, Firmungen und Erstkommunionfeiern, Feste im Kirchenjahr. Auch Abiturfeiern oder Gemeindefeste und Urlaubsreisen.

Bei so manchem dieser Gipfelerlebnisse ist es mir so gegangen, wie den Jüngern: Ich war beeindruckt, hatte das Gefühl, dass da Gott in ganz besonderer Weise da ist und ich hätte am liebsten die Situation festgehalten. „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.“ (Mt 17,4) sagt Petrus.

Manche der Gipfelerlebnisse sind auch mit Furcht und Schmerz verbunden. Ich erinnere mich an das Sterben meines Vaters, an meine eigenen Erkrankungen wie zum Beispiel im vor einem Jahr als ich für mehrere Wochen ausgefallen bin und dann Gott sei Dank eine Kur machen konnte. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass auch DAS Gipfelerlebnisse waren, bei denen ich die Gegenwart Gottes, seine Führung und Begleitung erleben durfte.

Mit den Gipfelerlebnissen ist es wie mit dem Berg Tabor: sie ragen aus dem Alltag heraus. Man kann nicht dortbleiben und bei den schwierigen Gipfelerlebnissen ist es auch ganz gut, dass man wieder ins alltägliche Leben zurückkehren kann und muss. Auch Jesus ist mit seinen Jüngern wieder vom Berg Tabor heruntergestiegen.

Ich glaube aber, dass es sehr nützlich ist sich immer wieder an die Gipfelerlebnisse zu erinnern und sich zu vergegenwärtigen: Gott ist da. Ich habe IHN gespürt, habe IHN erlebt und gehört. ER hat mich berührt. Ich bin nicht von IHM verlassen, sondern von IHM geliebt.

Wie war es denn bei den Gipfelerlebnissen in Ihrem Leben?

1 thought on “Gipfelerlebnisse – Predigt zum zweiten Sonntag in der Fastenzeit

  1. Gertrud Schürzinger

    Gerne lese ich immer wieder Ihre Predigten.
    Gipfelerlebnisse sowohl mit wunderschönen als auch mit schmerzlichen Erfahrungen zu verbinden,
    macht betroffen. Unser Leben bewegt sich zwischen 2 Pole: Wir sind dankbar für all das Schöne, doch schwierige Zeiten
    zu bestehen, kann Kraft und Stärke verleihen. Wir spüren, wir sind nicht allein; wir dürfen auf Gottes Liebe vertrauen.
    Danke für Ihre Worte!

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