Würden Sie sich mit einem leeren Tank auf eine Autofahrt begeben ohne vorher zur Tankstelle zu fahren?
Das wäre wirklich töricht!
Dass man nicht nur beim Autofahren töricht, ja dumm sein kann, sondern auch im Bezug auf den Glauben, im Bezug auf das Reich Gottes, das macht Jesus mit dem Gleichnis deutlich, das er uns heute erzählt. Es ist so anschaulich, dass ich es gar nicht nacherzählen brauche.
Aber ich will mit Ihnen zusammen überlegen, was das Gleichnis für Sie und mich sagt, welche Anregung für die Gestaltung unseres geistlichen und alltäglichen Lebens enthält dieses Gleichnis?
Ich möchte eine Anregung herausgreifen. Da sind die „zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.“ (Mt 25,1)
Im griechischen Urtext ist nicht von Lampen, sondern von Fackeln die Rede.
Das macht die Geschichte in ihrer Folge noch dramatischer.
Zehn Jungfrauen: „Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.“ (Mt 25,2)
Und worin bestand die Klugheit der Klugen? Und was war die Torheit der Törichten?
„Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.“ (Mt 25,3f)
Der Vorrat an Öl ist der entscheidende Unterschied zwischen den Klugen und den Törichten. Und wenn man sich Fackeln vorstellt, dann zeigt sich die ganze Dramatik der Törichten, ihre ganze Dummheit. Sie nehmen zwar die Fackeln mit, Fackeln, die wir uns als Stecken, die mit Stoff umwickelt sind vorstellen müssen. Brennen können diese Fackeln nur, wenn sie mit dem Öl getränkt sind. Ja – ohne das Öl sind die Fackeln nutzlos.
Die Geschichte, die uns Jesus da erzählt, ist ein Gleichnis. Ein Gleichnis beschreibt mit Hilfe von Bildern eine tiefere Wirklichkeit.
Und so müssen wir uns fragen: Was bedeutet denn das Öl? Wofür steht das Öl?
In der Heiligen Schrift wird das Öl nicht nur als Nahrungsmittel verwendet. Es ist Heilmittel. Es ist Zeichen der Nähe Gottes. Es wird zum Salben verwendet: So betet der Psalm 23: „Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.“ (Ps 23,5)
Ja die Könige werden mit Öl gesalbt: So beschreibt beispielsweise das erste Buch Samuel: „Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern (zum König). Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an.“ (1 Sam 16,13)
Öl ist also Zeichen der Gegenwart und der Zuwendung Gottes. In der Folge wird das Öl zum Zeichen der Freude und so kann der Prophet Jesaia vom „Freudenöl“ sprechen, das der Gottesknecht mitbringt. (Vgl. Jes 61,1-3)
Das Öl in der Heiligen Schrift ist also Zeichen der Freude, Zeichen des Segens und Zeichen der Zuwendung Gottes.
Zurück zum Gleichnis:
Wenn nun die törichten Jungfrauen ohne Öl dahergekommen sind, dann fehlt ihnen aus der Sicht des alttestamentlich und biblisch denkenden Menschen also die Verbindung mit Gott und vor allem die Freude! So, wie nämlich das Öl die Fackel zum dauerhaften brennen bringt, so wie das Öl die Grundlage für den Lichtschein bildet, den die Fackel abgeben kann, so ist die Freude des gläubigen Menschen das Mittel, das sichtbar und erfahrbar Zeichen der Gegenwart Gottes ist.
Wo Christen griesgrämige Sauergurkengesichter aufhaben, da wirken sie wenig anziehend. (vgl. Papst Franziskus an Seminaristen) Da kann sich das Reich Gottes nicht ausbreiten und die Menschen, die lustlose, fade und blasse Christen erleben, die werden wohl kaum auf die Idee kommen, dass deren Glaube anziehend sein könnte.
Die törichten Jungfrauen haben kein Öl, ja nicht einmal Krüge für das Öl, dabei.
Wenn das Öl für die Freude steht, und wenn dieses Gleichnis auch an uns gesagt ist,
müssen wir uns dann nicht fragen, ob wir die Freude dabei haben, die Freude am Glauben, die Freude darüber, dass wir Kinder Gottes sind, die Freude darüber, dass Jesus Christus uns erlöst hat?
An der Hochzeitsfeier teilnehmen können nur die, die das Öl dabeihaben.
Am Himmelreich teilnehmen werden nur die, die die Freude mitbringen, die die Gegenwart Gottes mitbringen.
Zu den Anderen sagt der Bräutigam: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ (Mt 25,12)
Selbstverständlich ist Freude etwas anderes als Gaudi oder Spaß. Was die christliche Freude ist beschreibt Papst Franziskus einmal mit folgenden Worten: „Ist es Fröhlichkeit? Nein: Es ist nicht dasselbe. Fröhlich und heiter sein ist gut, aber die Freude ist eine andere Sache, sie ist mehr. Sie ist nicht stimmungsabhängig, sie stammt nicht aus dem Moment, sondern sie geht viel tiefer. Sie ist ein Geschenk. Wenn wir die Fröhlichkeit immer ausleben wollen, wird sie am Ende zu einer Leichtigkeit und Oberflächlichkeit, außerdem bringt sie mit sich einen Zustand, wo es an christlicher Weisheit fehlt, sie macht uns ein wenig dumm und einfältig. Alles fröhlich und heiter? Nein. Die Freude ist eine andere Sache. Die Freude ist ein Geschenk des Herrn, sie erfüllt uns von innen her. Es ist wie eine Salbung durch den Heiligen Geist.“
Ein freudiger Mensch ist sich sicher, dass Jesus immer bei uns ist. Und wie sollen wir mit der Freude umgehen? Wir können sie ja schlecht haltbar machen und herumtragen.
„Nein, denn wenn wir diese Freude nur für uns selbst haben wollen, wird sie krank und das Herz wird ein wenig zerknittert. Unser Gesicht strahlt dann nicht diese Freude aus, sondern eine Nostalgie, eine Melancholie, die nicht gesund ist. Manchmal haben diese melancholischen Christen ein Gesicht wie Chilischoten in Essig anstatt sich zu freuen und ein gutes Leben zu haben. Die Freude kann niemals fest werden, sie muss weitergehen. Die Freude ist eine pilgernde Tugend. Sie ist ein Geschenk, das sich bewegt, das auf dem Weg des Lebens geht, mit Jesus geht.“
Christen wollen diese Freude weitergeben, weil sie erfüllt von ihr sind.
„Der Christ ist großherzig, er darf kein Angsthase sein. Es ist genau diese Großherzigkeit, die uns den Atem gibt, die uns die Kraft des Vorwärtsgehens gibt, erfüllt mit Heiligem Geist. Sie ist eine Gnade, die wir vom Herrn erbitten müssen, diese Freude. Bitten wir den Herrn um diese Gnade, dieses Geschenk des Heiligen Geistes: Die christliche Freude, weit weg von der Traurigkeit, weit weg von der einfachen Fröhlichkeit, sie ist etwas anderes. Sie ist eine zu erbittende Gnade.“