Der Heilige Geist – Predigt zum Pfingstfest

Der Heilige Geist

Man kann ihn nicht sehen. Man kann ihn nicht hören. Man kann ihn nicht riechen.
Aber er ist da.
Man kann ihn nicht definieren. Man kann ihn nicht abbilden. Man kann ihn nicht anfassen.
Und dennoch ist er da und bewirkt unglaubliches.
Er bewegt Herzen und Lebensläufe.
Er verändert Menschen, ganze Gesellschaften, ja die Weltgeschichte.
Er wirkt Frieden und Versöhnung.
Er macht, dass Menschen aus verschiedenen Sprachen und Kulturen sich verstehen und verbinden.
Der Heilige Geist.

Liebe Schwestern und Brüder!
Um Ihnen den Heiligen Geist vorzustellen könnte ich Ihnen die kirchliche Lehre über die Dreifaltigkeit erläutern, die das Konzil von Konstantinopel 381 definiert hat. Und dazu aus dem Glaubensbekenntnis zitieren, dass der Heilige Geist der Herr ist und lebendig macht, dass Er aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, und mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, und dass er – bereits im Alten Testament – gesprochen hat durch die Propheten.

Ich könnte Ihnen erklären, dass der Heilige Geist nach unserm christlichen Verständnis die dritte Göttliche Person ist. Dass Er sozusagen die personifizierte Liebe Gottes ist. Ich müsste dazu aufzeigen, dass Gott Beziehung ist. Ja, dass die Beziehung zwischen Gott Vater und dem Sohn Jesus Christus nicht nur eine Herzensbeziehung ist, eine Liebesbeziehung wie wir Menschen das von unseren Beziehungen kennen, sondern dass die Beziehung zwischen Vater und Sohn so stark ist, dass sie selber eine Person wird. Und diese Person, ist der Heilige Geist.

Um Ihnen den Heiligen Geist nahezubringen, könnte ich ihnen seine Gaben, die sieben Gaben des Heiligen Geistes aufzählen: Verstand, Weisheit, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
Ich könnte Ihnen auch die Früchte des Geistes anführen: Neun nennt Paulus im Galaterbrief (vgl. Gal 5,22f): Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Ich könnte Ihnen verschiedene Bibelstellen auf- und nacherzählen, in denen vom Heiligen Geist die Rede ist:
Angefangen vom Schöpfungsbericht (vgl. Gen 1,2), wo Gottes Geist über dem ursprünglichen Wasser-Chaos schwebt,
über die Worte des Engels an Maria, der ihr ankündigt, dass der Heilige Geist über sie kommen wird und sie den Messias zur Welt bringen wird (vgl. Lk 1,35)
und die Erzählungen von der Taufe Jesu, in denen Berichtet wird, dass der Heilige Geist wie eine Taube auf Ihn herabgekommen ist (vgl. Mk 1,9-11//).
Ich könnte Ihnen sagen, dass Jesus Wunder tat, in der Kraft des Heiligen Geistes (vgl. Mt 12,28).
Und ich könnte Sie an das erinnern, was wir in der Apostelgeschichte hören, wie der Heilige Geist wie Feuer auf die Jünger herabkam, und dass sie in fremden Sprachen sprechen konnten (vgl. Apg 2,1-11). Dabei könnte ich versuchen, darzustellen, dass der Heilige Geist aus diesem kleinen Häufchen Angsthasen, die nicht mehr weiter wussten, im Laufe der Jahrhunderte die größte Religionsgemeinschaft der Welt gemacht hat. 

Um Ihnen zu erklären, wer und was der Heilige Geist ist, könnte ich Ihnen viele Berichte aus dem Leben gläubiger Christen erzählen, die in allen möglichen Lebenslagen und bei unzählig vielen und verschiedenen Gelegenheiten die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes gespürt und erlebt haben.
Ich könnte erzählen, wie sie in Verfolgung oder Verzweiflung Mut bekamen.
Wie sie in ausweglosen Situationen einen Weg entdecken konnten.
Wie sie aus der Verstrickung in Schuld oder Sucht Befreiung erlebt haben.
Wie sie im richtigen Augenblick den richtigen Gedanken, genau die richtige Idee hatten.

Und ich könnte aus meinem eigenen Leben erzählen, wie mich der Heilige Geist schon so oft genau im richtigen Moment die richtigen Worte hat finden lassen um zu trösten, zu ermutigen, zu ermahnen.
Wie ich – meist in der Rückschau – hinter der Krankheit und Schwierigkeiten Gottes guten Plan entdecken konnte.
Ich könnte Ihnen erzählen, wie er mich vom Anfang meines Lebens bis hier und bis heute geführt hat, auch wenn ich im konkreten Augenblick manchmal nicht verstanden habe, warum es so gekommen ist.

Ich könnte Ihnen viel erzählen, um Ihnen den Heiligen Geist vorzustellen.

Aber eines könnte ich nicht erreichen:
Dass Sie, jeder und jede Einzelne, eine eigene Erfahrung mit dem Heiligen Geist macht.
Doch erst, wenn auch Sie eine eigene Erfahrung gemacht haben, werden Sie, jeder für sich sagen können:
– Ja – ich glaube an den Heiligen Geist
– Ja – ich habe sein Wirken erlebt,
– Ja – ich bin BE-Geistert!

Wenn ich Ihnen heute den Heiligen Geist erklären soll, dann muss ich Ihnen sagen:
So wirklich erklären kann ich ihn nicht.
Aber das braucht es vielleicht auch nicht, wenn ich ihn erlebt, erspürt, ja vielleicht sogar kennengelernt habe. 

ER weht, wo er will. Und jeder Mensch kann ihn erfahren, wenn er sich IHM öffnet, und IHN an sich handeln lässt.

Überlegen Sie doch auch einmal: Wo habe ich schon das Wirken des Heiligen Geistes in meinem Leben erfahren, erlebt oder wenigstens erahnt?
(Stille)

Liebe Schwestern und Brüder!
Zur Liturgie des Pfingstfestes gehört ein ursprünglich lateinischer Hymnus: die Pfingstsequenz. Dieser Text ist schon 800 Jahre alt. Darin kommen die verschiedenen Aspekte des Heiligen Geistes wunderbar zum Ausdruck. Es wird aufgezeigt, wie er sich zeigt und wie er wirkt. Gleichzeitig ist es ein wunderbares Gebet um den Heiligen Geist.
Ich möchte es mit Ihnen zusammen beten.
Schlagen Sie doch dazu auf im Gotteslob Nummer 344 auf.

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