„Menschenfischer“ – Menschen für Gott gewinnen – Predigt zum 3. Sonntag im Jahreskreis

Die Berufung der beiden Brüderpaare Simon und Andreas, Jakobus und Johannes beeindruckt mich jedes Mal, wenn ich sie höre. Mitten aus ihrem Alltag, mitten in ihrer Arbeit und fast bei-läufig begegnet diesen Männern Jesus.
„Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Mt 4,19) sagt er zu Simon und Andreas und auch Jakobus und Johannes beruft er vermutlich mit ähnlichen Worten. Die vier lassen alles stehen und liegen und folgen Jesus.

„Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Mt 4,19) sagt Jesus zu diesen gestandenen Männern, die Tag für Tag und Nacht für Nacht die schwere Arbeit des Fischfangs auf dem See Genezareth tun. Der Erfolg ihrer Arbeit ist nicht nur von ihrem Können und ihrer Erfahrung, sondern von Wind und Wetter und auch vom Glück abhängig. 

Das Wort „Menschenfischer“ gefällt mir nicht besonders. Es klingt ein wenig wie „Bauernfänger“. Als ob dieser Fischer Menschen mit mehr oder weniger sanfter Gewalt an den Haken nehmen und für sich und seine Zwecke vereinnahmen wollte. Der Begriff „Menschenfischer“ „ist aber durchaus positiv gemeint. Als Terminus der Missionssprache bedeutet „fischen“ „vor dem Verderben retten, für den wahren Glauben gewinnen“.“
Ich fände es angemessener, Jesus hier mit einer sehr zeitgemäßen Übersetzung (Hoffnung für alle) sagen zu lassen: „Ich werde euch zu Menschen machen, die andere für Gott gewinnen.“ Das ist ja der Auftrag, mit dem ER die, die ihm nachfolgen, in die Welt schickt.

Die Berufungsgeschichte der ersten Jünger Jesu erinnert mich an meine eigene Berufungsgeschichte.
Wie ich als Kind mit Begeisterung Ministrant war, als Jugendlicher mir überlegen musste, was ich werden soll. Ich weiß noch gut: ich war in der achten Klasse Hauptschule und als mich meine Mutter fragte: „was willst Du denn werden?“ habe ich geantwortet: „Ich will Pfarrer werden!“ 
Wie bei den Jüngern war da nichts Spektakuläres. Es hat mich nicht wie den heiligen Paulus vom Pferd gehauen. Aber in mir drin spürte ich, dass ich das machen soll. In der Rückschau ist mir klar, dass Jesus mich da gerufen haben muss, so wie die Jünger am See. Damals aber war es eher das Gefühl, wohin es mich zieht, ein Wunsch, der in mir da war und sich beim ihm nachgehen immer deutlicher gezeigt hat. Von Anfang an war mir auch klar, dass es bedeutet, ohne eigene Familie zu leben, aber das hat mich nicht abgehalten. Ich musste mich entscheiden, in ein Internat zu gehen, um das Abitur nachzumachen. Meine Schwester sagte damals: „Das muss ihm ernst sein, sonst würde er nicht noch mal fünf Jahre in die Schule gehen.“ Und im Gehen des Weges wurde mir immer deutlicher, dass es der richtige Weg für mich ist. Und im Laufe der Zeit habe ich auch gelernt, dass es mein Auftrag ist, Menschen für Gott zu gewinnen, Menschenfischer zu sein. Dabei habe ich immer gespürt und erfahren, dass ich kein herausragender Schüler, kein besonders gelehriger Theologe, kein begnadeter Prediger bin. Und schon gar nicht ein besonders frommer oder heiligmäßiger Mensch. Nur einer mit begrenzten Fähigkeiten, wie jeder andere Mensch sie auch hat. Auch mit Ängsten und mit Schwächen unter denen nicht nur ich selber, sondern leider viel zu oft auch meine Mitmenschen zu leiden haben.

Vielleicht gefällt mir deshalb die Berufungsgeschichte von Simon, Andreas, Jakobis und Johannes so gut. „Es sind zunächst Fischer, absolut keine frommen, gelehrten und bibelkundigen Männer. Es sind einfache Fischer, die er zu Menschenfischern macht.“ Die beauftragt er damit, Menschen für Gott zu gewinnen. Es sind Menschen wie Du und ich, die Jesus damals und auch heute damit beauftragt, den anderen das Evangelium zu verkünden. Das beschränkt sich nicht nur auf die Theologen, die Pfarrer und die hauptamtlichen in der Kirche. „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens“ damit beauftragt, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ sagt.

Jede und jeder Getaufte, jede und jeder von uns, hat – unabhängig von der eigenen Berufungsgeschichte – den Auftrag, Menschen für Gott zu gewinnen.

Jeder und jede hat eine eigene Berufungsgeschichte. Erinnern Sie sich doch daran, als Sie entschieden haben, welche Ausbildung Sie machen, welchen Beruf sie ergreifen sollen. Wie war das damals, als Sie sich für Ihren Lebensstand entschieden, Ihren Lebenspartner, Ihre Lebenspartnerin gefunden haben. Welche inneren oder äußeren Anstöße waren es, die sie in Ihrem Lebensweg da und dort hin geleitet haben? War da nicht manchmal auch beiläufig oder vielleicht erst in der Rückschau Gott mit am Berufen?

Ich glaube, dass jeder Mensch eine Berufung hat. Besonders sichtbar ist das für mich, wenn sie eine Begeisterung entwickeln, wenn sie bereit sind auch Anstrengungen dafür auf sich zu nehmen.

Und ich glaube, dass jeder und jede Getaufte den Auftrag hat, Menschen für Gott zu gewinnen, Menschenfischer zu sein. Freilich im Rahmen der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten: Die Eltern und Großeltern für ihre Kinder und Enkel, in der Arbeitswelt für die Kollegen und Mitarbeiterinnen, im ganz normalen Leben für die Menschen, die mir begegnen. Es geht dabei nicht darum, viel von Jesus oder von Gott zu erklären. Vielmehr geht es darum, durchscheinen zu lassen, wie wir unsere persönliche Beziehung mit Gott, mit Jesus, leben oder pflegen. Vielleicht kann jemand zeigen, was für einen Gewinn er aus dem Glauben hat. Manche können auch die Liebe, die Freude, die Klarheit, die Zuwendung, die Jesus selbst vorgelebt hat, an unsere Mitmenschen weiter geben.


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