Worum geht es heute zuerst?
Um eine Krankenheilung? Um eine Totenerweckung?
Um eine Frau, die beinahe die Hoffnung verloren hat?
Um Eltern, die um ihr krankes Kind bangen und dann sogar seinen Tod betrauern müssen?
Unser Blick geht vermutlich zuerst darauf.
Doch dem Evangelisten Markus geht es bei diesen beiden starken Begebenheiten noch um etwas ganz anderes. Besser gesagt um jemand ganz anderen: Es geht ihm um Jesus.
Um Jesus, der das Leben der Menschen, die sich auf IHN einlassen, und die es zulassen, radikal ändert, der ihr Leben vom Kopf auf die Füße stellt.
Es geht um Jesus, der das Heil bringt.
Um Jesus, der die Menschen ansieht und den das Leid des Menschen nicht kalt lässt.
Es geht um Jesus, der sich dem Menschen zuwendet und der sich für scheinbar unbedeutende Dinge interessiert.
Um Jesus, der sich berühren lässt und von dem eine heilende und wandelnde Kraft ausgeht.
Es geht um Jesus, der nicht nur zum Leben ermutigen will, sondern Leben ermöglicht.
Das ist zumindest die Erfahrung der vormals kranken Frau und des Synagogenvorstehers Jairus und seiner Familie.
Es geht um Jesus.
Je länger ich im Dienst bin, und das sind von – meiner Priesterweihe an gerechnet nun 30 Jahre -, merke ich, dass es in der Kirche, in unseren Gemeinden und Gemeinschaften, ja in meinem ganz persönlichen Leben als Christ vor allem um Jesus Christus gehen muss.
Um IHN und meine Beziehung mit IHM.
Um IHN und um SEINE Beziehung mit mir.
Doch wie oft – so muss ich bekennen – nimmt ER nicht den ersten Platz ein.
Wie oft meine ich / meinen wir, dass ich und meine / dass wir und unsere Vorstellungen und Wünsche im Mittelpunkt stehen?
Wie oft meine ich / meinen wir, dass wir uns selber aus schwierigen Situationen heraus
befreien könnten?
Wie oft vergesse ich / vergessen wir, dass Jesus ein ganz persönliches Interesse an jedem einzelnen Menschen hat?
Wie oft vergesse ich / vergessen wir, dass Jesus jedem einzelnen Menschen seine Nähe zeigen will, dass Jesus jeden einzelnen Menschen mit seiner und ihrer aktuellen Situation, mit seinen und ihren Ängsten und Nöten, Freuden und Stärken annehmen, heilen, an der Hand nehmen und aufrichten möchte?
Was muss noch alles geschehen, dass wir Christen endlich kapieren, dass es heilt und befreit, Jesus zu berühren, so wie es die Frau im Evangelium getan und erlebt hat?
Wann endlich hören wir Christen, dass Jesus auch zu uns, zu jeder Einzelnen und zu jedem Einzelnen sagt: „Ich sage Dir, steh auf!“ (vgl. Mk 5,41)?
Der Evangelist Markus möchte mit seinen beiden Erzählungen nicht nur Begebenheiten von damals schildern. Es geht ihm um Jesus.
Er will zeigen, wie Jesus ist.
Er will zeigen, wie Jesus nicht nur damals war.
Er will zeigen, wie Jesus auch heute ist, wie Jesus auch zu uns, zu Ihnen und Dir und mir ist.
Mich ermutigen die beiden Berichte im Markusevangelium, mich wieder neu Jesus anzuvertrauen, auch mit dem, was in mir heilungsbedürftig ist.
Mich ermutigen die Erlebnisse der Menschen damals, uns alle heute vor Jesus zu stellen, ihn um Heilung und um neues Leben zu bitten.
In den letzten Wochen und Monaten, in denen uns die Pandemie und der Lockdown auch in unseren Gemeinden so vieles unmöglich gemacht und genommen hat, habe ich mich oft gefragt: „Wie geht es denn weiter mit dem Glauben hier bei uns?“
Die Verunmöglichung von vielen bisher für unverzichtbar geglaubten Dingen, von Pfarrfesten, von feierlichen Gottesdiensten, von Bittgängen, Wallfahrten und Prozessionen und von vielem anderen mehr, stellt uns doch ganz direkt die Frage: „um was geht es uns als Christen eigentlich?“
Die Antwort auf diese beiden Fragen scheint mir das Evangelium heute ganz deutlich zu geben:
„Es geht um Jesus!“
„Es geht um Jesus, der heilt, der aufrichtet, der tröstet und der neues Leben schenkt!“
Versuchen wir IHN zu berühren!
Lassen wir uns von IHM an der Hand nehmen!
Und lassen wir uns von IHM sagen: „Ich sage Dir, steh auf!“ (vgl. Mk 5,41)