Wäre es nicht großartig, einmal so richtig groß rauszukommen? Den Jackpot zu gewinnen, von allen bewundert zu werden? Ist es nicht auch großartig, wenn ich von mir selbst sagen kann: „DAS hast Du echt super gemacht!“, „DAS ist Dir wirklich besonders gut gelungen!“, „DA warst Du zu einer außergewöhnlichen Spitzenleistung fähig!“? Wer von uns kann denn sagen, dass er oder sie zu den Herausragenden der Gesellschaft, zu den oberen Zehntausend, zu den Stars in der Manege dieser Welt gehört?
„Schaut euch doch selbst an, liebe Brüder und Schwestern! Sind unter euch … wirklich viele, die man als gebildet und einflussreich bezeichnen könnte oder die aus einer vornehmen Familie stammen? Nein!“ (1 Kor 1,26f) So schreibt Paulus an die Christen in der Gemeinde von Korinth.
Und wenn ich mich hier so umschaue. Dann sehe ich auch – wie Paulus damals in Korinth – ganz normale, einfache Menschen. Rentner, Arbeiter und Angestellte, Bauern, Handwerker und Schüler.
Und wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich auch nicht viel anderes. Einen Menschen, der um seine Schwächen weiß und unter seinen Fehlern ebenso leidet wie jeder andere Mensch. Einen, dem manchmal etwas gelingt und dem leider viel zu oft etwas misslingt. Das ist die Wirklichkeit über mich und über sie, die Wahrheit über uns alle.
Und dennoch stehe heute ich hier und Sie sitzen auch da. Wir alle dürfen in dem Bewusstsein da sein, dass uns Gott hier her-gerufen und her-gestellt hat, um in dieser Welt als Christen zu leben und zu handeln. Um diese Welt und diese Kirche mitzugestalten und in ihnen die Zukunft zu erleben.
Ich kann Ihnen sagen, wenn ich an Gottes Stelle wäre, und eine neue Welt, eine bessere Gesellschaft und eine bessere Kirche gestalten wollte, dann würde ICH die besonders Klugen, die besonders Raffinierten, die Mächtigen und Angesehenen aussuchen. Ich würde mir als Mitarbeiter Männer und Frauen mit herausragenden Fähigkeiten, die Nobelpreisträger, die Koryphäen aussuchen und sie in Dienst nehmen.
Komischerweise hat Gott hier Sie und mich ausgesucht. Ganz normale Leute.
Es ist nicht unser Verdienst, dass wir hier sind, dass wir Kinder Gottes sind.
Vor Gott soll sich niemand etwas einbilden können. Das gilt auch für uns. Dass wir mit Jesus Christus verbunden sind, verdanken wir allein Gott!
Wir dürfen stolz sein, weil wir – Sie und ich – Christen sind und als Christen leben dürfen.
Diese Welt und diese Kirche sind uns anvertraut. Aber nicht, weil wir so tolle Hechte sind.
„Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!“ (1 Kor 1,31)
Gott hat die Welt gerettet. Gott führt die Kirche durch die Geschichte.
Nicht die Weisheit der Weisen macht die Welt wirklich besser.
Und nicht die Klugheit der Klugen macht die Kirche zu einer besseren Kirche.
Nicht die von Menschen ersonnenen Dinge bringen die Erlösung.
Wenngleich wir unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten durchaus einsetzen sollen und müssen, um die Welt um uns herum und die Kirche hier vor Ort zu verbessern, lebendig und ansprechend zu gestalten und für die Zukunft mit zu sorgen. Wir dürfen dabei aber darauf vertrauen, dass Gott es ist, der die Welt erlöst hat. ER hat Seinen Sohn gesandt, der uns SEINE unendliche Liebe verkündet und gezeigt hat. ER hat einen ewigen Bund mit uns geschlossen und wird uns nicht im Regen stehen lassen.
Auch wenn die Aussichten nicht rosig, die momentane Situation in der Welt nicht großartig hoffnungsvoll ist. Auch wenn die Kirche in unserem Land im Moment nicht auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit steht, dürfen wir fest darauf vertrauen, dass Gott uns in Christus in eine gute Zukunft begleitet.
Vielleicht braucht es ja sogar das Versagen der Mächtigen dieser Welt, das Scheitern derer, die vorgeben zu wissen wie man es machen muss, damit genau das herausscheint, was Paulus uns und den Korinthern ins Stammbuch schreibt: Ohne die Verbindung mit Gott, ohne die Rückkehr zu den Wurzeln unserer Beziehung mit IHM, ohne die Erinnerung daran, dass ER es ist, der uns erschaffen und in die Welt gestellt hat, werden wir nicht in eine gute Zukunft gehen können.
Wenn sich die Menschen nicht wieder ins Gedächtnis rufen, dass uns die Schöpfung anvertraut ist, mit dem Auftrag uns um sie zu kümmern, wird die Bewahrung der Schöpfung schwerlich gelingen.
Wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir selbst und unsere Mitmenschen Ebenbilder Gottes sind, wird ein menschliches und angemessenes Miteinander in der Welt leichter möglich sein.
Und wenn wir uns nicht immer wieder neu ins Bewusstsein rufen, dass Gott in der Kirche an erster Stelle steht, dann wird auch eine Erneuerung der Kirche und des Glaubens nicht funktionieren.
Und WEIL Gott mit uns geht, brauchen wir – auch mit unseren kleinen Fähigkeiten – keine Angst vor den vor uns stehenden Aufgaben zu haben.