Christ, wessen Blut fließt in Deinen Adern?
Was antworten Sie darauf?
Meines natürlich! Mit meiner Blutgruppe, mit meinen Cholesterinwerten.
Wie schnell wird einem beim Arzt Blut abgenommen, unzähliger Werte festgestellt und an Hand der Blutwerte klare Diagnosen gestellt.
Das Blut war schon in der Antike als der Lebenssaft bekannt.
Nach jüdisch-biblischer Vorstellung ist das Blut der Sitz der Seele.
Heute sind wir hier zum Heilig-Blut-Fest.
Zum 267ten Mal wird dieses Fest begangen.
Seit 1750 die Pfarrgemeinde die Heilig-Blut-Reliquie geschenkt bekam.
Was Reliquien betrifft, haben wir Menschen heute ein anderes Denken als die Leute in früheren Jahrhunderten:
Uns kommt schnell die Frage, ob die Reliquie wohl echt ist.
Ist es wirklich Jesu Blut, das wir hier sehen?
Noch der barocke Mensch dachte da anders.
Doch auch für den barocken Gläubigen dürfte das Entscheidende gewesen sein, wie es mit seiner persönlichen Beziehung mit Jesus aussieht.
Und damit sind wir wieder bei der Frage, die ich anfangs gestellt habe:
Christ: Wessen Blut fließt in Deinen Adern?
Ist es DEIN Blut? Medizinisch gesehen wohl.
Aber geistlich gesprochen? Von dem, was DICH eigentlich antreibt her gesehen?
Wäre es für mich als Christen nicht das Ziel, dass in meinen Adern Christi Blut fließt?
Mein eigenes Blut hat manchmal so schlechte Werte:
Mein Egoismus, mein Habenwollen und meine schlechten Gewohnheiten machen es dick. Meine Unbeweglichkeit, meine mangelnde Liebe und meine kurze Sicht machen es zäh. Meine Einbildung und mein Stolz, verändern seine Farbe.
Anders das Blut Christi:
Es ist das Blut, das er für Dich und Mich vergossen hat. Es ist das Blut der Hingabe, der Liebe, die bis zum äußersten geht. Es ist das Blut, das uns von Sünden reinigt, das uns wahres Leben schenkt. Es ist das Blut, das uns die Energie gibt, das was Jesus gesagt und getan hat, auch zu tun. Es ist das Blut, von dem er selber sagt: „wer davon trinkt, der hat das ewige Leben“ (vgl. Joh 6,54).
Und dieses Blut haben wir schon so oft empfangen:
Jedes Mal, wenn wir die Kommunion empfangen, empfangen wir in der Hostie seinen Leib und sein Blut.
Jedes Mal, wenn DU Christus in der Eucharistie in Dich aufnimmst, bietet ER DIR an, DEIN Blut in SEIN Blut zu wandeln.
Es ist gewissermaßen eine Bluttransfusion, die ER anbietet.
Die allerdings nur dann wirken kann, wenn DU sie annimmst.
Dann kann sie ihre ganze Wirkung entfalten:
Dann kannst DU wie ER werden, wie ER handeln, wie ER reden.
Unser Ziel als Christen – und das sagt schon unser Name „CHRISTEN“ – ist kein geringeres, als so zu werden wie Jesus Christus.
Daraufhin sind wir unterwegs und mühen uns redlich, auch wenn wir dabei immer wieder Rückschläge erleben und unser Versagen spüren.
Fließt in DEINEN Adern das Blut Christi?
Noch ein zweites bewirkt das Blut Christi in DIR:
DU und ICH und jeder Andere, der Jesu Blut empfängt, WIR werden Blutsbrüder.
Und das nicht nur unter uns, sondern auch noch mit IHM, mit Jesus Christus selbst.
Wir brauchen einander.
Ob es uns passt oder nicht, ob wir einander mögen oder nicht: Durch Christi Blut sind wir – alle Christen – eine Familie. Mehr noch, wir gehören zur Familie Gottes, in der Gott unser Vater ist und wir alle, der Papst, der Bischof, jede und jeder einzelne Gläubige, bis hin zum neugetauften Säugling, und egal aus welchem Winkel der Erde, Brüder und Schwestern.
Und noch an ein Drittes erinnert mich das Heilig-Blut-Fest:
An die Märtyrer, die für den Glauben ihr Blut gegeben haben.
Die unzähligen Brüder und Schwestern, die – angefangen bei den unschuldigen Kindern in Bethlehem, über den heiligen Stephanus, bis heute – ihren Glauben an Jesus Christus
mit ihrem Blut bezahlt haben.
Sie sind die Zeugen dafür, dass es nicht eine Nebensächlichkeit ist, Christ zu sein.
Die Blutzeugen führen uns vor Augen, dass der Glaube an Jesus Christus nicht einfach nur eine Tradition oder eine Folkloreveranstaltung ist.
Es geht ums Leben.
Der Glaube an Jesus Christus ist im wahrsten Sinne des Wortes lebens-gefährlich.
Doch zu diesem lebendigen Zeugnis sind wir als Christen alle berufen und werden dazu durch Jesu Blut befähigt.
Das lebendige Zeugnis besteht nicht nur darin, für den Glauben umgebracht zu werden.
Das lebendig Zeugnis erleben wir auch, wenn Christen
in unmenschlichen Situationen die Menschlichkeit nicht vergessen.
Das lebendige Zeugnis erleben wir, wenn Christen sich für das Wohl des Anderen einsetzen, auch wenn sie selbst nicht daran verdienen.
Das lebendige Zeugnis erleben wir, wenn Christen sich der ungerechten Gewalt, dem Mobbing und der Ungerechtigkeit entgegenstellen.
Das lebendige Zeugnis erleben wir, wenn Eltern ihren Kindern wirklich den Glauben vorleben.
Das lebendige Zeugnis erleben wir, wenn in einer Gesellschaft, in der scheinbar nur immer die Leistung zählt, sich Christen ehrenamtlich engagieren, sich für Kranke, Alte und Flüchtlinge einsetzen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Anfangs habe ich die Frage gestellt:
Christ, wessen Blut fließt in Deinen Adern?
Was antworten Sie darauf?
Ich will darauf antworten:
möge in meinen Adern immer mehr Christi Blut fließen.
Denn SEIN Blut bewirkt, dass ICH immer mehr IHM ähnlich – also CHRIST – werde.
SEIN Blut bewirkt, dass die Christen immer mehr zu einer Familie werden.
SEIN Blut gibt MIR und DIR immer mehr den Mut und die Kraft, lebendige und glaubwürdige Zeugen der frohen Botschaft zu sein.
ICH will, dass in meinen Adern CHRISTI Blut fließt.