Heuer feiern wir anders Ostern als sonst.
In der Osternacht, die Kaplan Livinus und ich im kleinsten Kreis begehen, nehmen wir heuer – anders als sonst – alle sieben alttestamentliche Lesungen, die eigentlich für die Feier der Osternacht vorgesehen sind:
Es beginnt mit dem Bericht über die Erschaffung der Welt (Genesis 1,1-2,2a).
Aus dem ursprünglichen Tohuwabohu (hebräisch תהו ובהו tōhū wā-bōhū – meist übersetzt mit ‚wüst und leer‘) erschafft Gott nacheinander das Licht (Gen 1,3-5);
den Himmel (Gen 1,6-8);
Meer und Land mit den Pflanzen die dort wachsen (Gen 1,9-13);
Sonne, Mond und Sterne (Gen 1,14-19);
alle Lebewesen im Wasser, in der Luft und auf dem Land (Gen 1,20-25);
und schließlich den Menschen (Gen 1,26-31).
Ihm – dem Menschen – den er als sein Ebenbild, als Mann und Frau – also als ein Wesen, das in sich Beziehung ist – gemacht hat (vgl. Gen 1,26-27), vertraut Gott die Schöpfung an. (Ein sehr beeindruckendes Video zur Schöpfungsgeschichte finden Sie hier.)
In der zweiten Lesung (Genesis 22,1-18) hören wir von Abraham, den Juden Muslime und Christen als den Stammvater ihres Glaubens verehren. Sein Glaube wird von Gott auf eine harte Probe gestellt: Er soll Gott seinen Sohn Isaak, der ihm noch in hohem Alter als Garant für das Fortbestehen seines Geschlechtes geschenkt wurde, Gott zurück geben. Abrahams Vertrauen auf Gott ist so groß, dass er das tut. Der Glaube ist nicht ohne Belang und der konkrete Glaube ist nicht ohne Folgen: „Segen in Fülle“ für ihn und seine Nachkommen ist das, was Gott ihm am Ende zusagt (vgl. Gen 22,16-18).
Die dritte Lesung schildert uns die Rettung der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten (Exodus 14,15-15,1). Es ist die Erlösungserfahrung des Volkes Gottes. Mit mächtiger Hand handelt Gott und vernichtet die, die als Synonym für die Unterdrückung und die Sklaverei stehen.
In der vierten Lesung (Jesaja 54,5-14) macht der Prophet Jesaia deutlich, dass Gott zu seinen Zusagen steht. Die Zusage seiner Liebe gilt. ER hat Mitleid mit seinem Volk und niemals wieder wird ER die Vernichtung schicken, so wie es in den Tagen des Noah geschehen war (vgl. Gen 7-8).
Ebenfalls beim Prophet Jesaja (Jesaja 55,1-11) fordert Gott in der fünften Lesung alle auf, sich IHM anzuvertrauen, IHN zu suchen, zu IHM umzukehren, denn ER ist es, der das WIRK-liche wirkt.
Zwar ist es die Erfahrung – nicht nur des Volkes Israel, sondern wohl aller Gläubigen – dass wir uns immer wieder von Gott entfernen, doch SEINE Wege zu gehen, das ist wahre Weisheit. Sich ganz an IHN zu halten, führt zum Leben. So macht es die sechste Lesung deutlich, die aus dem Buch des Propheten Baruch entnommen ist (Baruch 3,9-15.32-4,4).
Schließlich zeigt, mit dem Text der siebten Lesung, Gott beim Prophet Ezechiel (Ezechiel 36,16-17a.18-28) überdeutlich hin auf die Taufe, wenn er sagt: „Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein.“ (Ez 36,25a). Und allen Zuhörern sagt er zu: „Ihr werdet mir Volk sein und ich, ich werde euch Gott sein.“ (Ez 36,28b)
Die neutestamentliche Lesung (Römer 6,3-11) schließlich nennt sogar ausdrücklich die Taufe: „Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.“
Mit anderen Worten gesagt: in der Taufe sind wir mit Christus begraben und zum Neuen Leben auferweckt.
Wir sind neu geschaffen, befreit aus der Knechtschaft der Sünde und dürfen mit Christus als „neue Menschen“ leben „als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.“ (Röm 1,11)
Die Lesungen zielen alle darauf hin, uns die Würde der Taufe neu bewusst zu machen.
Ich lade Sie ein, heute Ihr Taufversprechen zu erneuern.
Dazu habe ich den Text so umformuliert, dass Sie ihn selber sprechen können.
Meine Erfahrung ist, dass die Erneuerung des Taufversprechens sehr gut dabei hilft, uns wieder neu als getaufte Christen mit Gott zu verbinden.
Erneuern wir also an diesem so speziellen Osterfest unsere Taufe und versuchen wir mit neuem Schwung unseren Glauben zu leben und zu bezeugen.
Die Erneuerung des Taufversprechens (in der ICH-Form)
Durch das österliche Geheimnis der Taufe sind wir alle mit Christus begraben worden, damit wir mit ihm auferstehen zu einem neuen Leben. Nach den vierzig Tagen der Fastenzeit, in denen wir uns auf Ostern vorbereitet haben, erneuern wir darum das Taufversprechen, mit dem wir einst dem Satan abgeschworen und Gott versprochen haben, ihm, unserem Herrn, in der heiligen katholischen Kirche zu dienen.
Ich widersage den Verlockungen des Bösen,
damit es nicht Macht über mich gewinnt.
Ich widersage dem Bösen,
um in der Freiheit eines Kindes Gottes leben zu können.
Ich widersage dem Satan,
dem Urheber des Bösen.
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Ich glaube an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
der geboren ist von der Jungfrau Maria,
der gelitten hat und begraben wurde,
von den Toten auferstand
und zur Rechten des Vaters sitzt.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
die Gemeinschaft der Heiligen,
die Vergebung der Sünden,
die Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, hat uns aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt und uns alle Sünden vergeben. Er bewahre uns durch seine Gnade in Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben. Amen.