Mich beeindruckt der Prophet Elija.
Einer der wichtigsten Propheten des Alten Testamentes.
Er lebt in einer Zeit, in der es nicht selbstverständlich ist, dass die Israeliten JHWH den einen Gott verehren.
Der Vielgötterglaube und der Baalskult waren rundherum verbreitet und wie so vieles nahmen die Israeliten auch diesen Glauben an.
Nicht zuletzt sogar der regierende König Ahab. Er hatte eine Anhängerin des Baalskultes geheiratet. Und auf ihr Drängen Heiligtümer für die heidnischen Götzen bauen lassen.
Doch Elija wusste sich gesandt, dem Volk JHWH, den einen Gott, zu verkünden und es wieder zu IHM hinzuführen.
Mit starken Worten und starken Zeichen machte Elija den Israeliten deutlich, dass sie zu ihrem Gott stehen müssen.
Denn auch JHWH steht zu seinem Volk.
Er hat sie aus der Knechtschaft Ägyptens befreit.
Er hat am Sinai den Bund mit seinem Volk geschlossen.
Er hat sie in das gelobte Land geführt.
Er ist nicht ein Gott aus Holz, Stein oder Gold.
Er ist wirkmächtig.
Durch sein Wort hat er die Welt erschaffen und ihr eine feste Ordnung geschenkt.
Jeden einzelnen Menschen hat ER als Sein Ebenbild erschaffen.
Doch all das, scheinen die Israeliten vergessen zu haben.
Stattdessen wenden sie sich Göttern zu, die sie selber geschaffen, oder die sie aus der Fremde importiert haben.
Auf dem Berg Karmel hatte der Prophet Elija in einer spektakulären Aktion den Beweis dafür geliefert, dass JHWH ein wirkmächtiger Gott ist und Baal dagegen eine nutzlose Figur.
Nach seinem Erfolg, der den Mächtigen gar nicht in den Kram passte, flieht Elija in die Wüste. Er fällt in eine Depression und wünscht sich den Tod. Doch Gott rüttelt ihn wach und schenkt ihm die Kraft zum Weitermachen.
Schließlich kommt er an der Höhle an, wo sich die Begebenheit zuträgt, von der wir in der Lesung gehört haben.
„Elija ging er in die Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr kam nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr kam nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr kam nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte,
hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ (1 Kön 19,9a.11-13a)
Nicht in den spektakulären Zeichen zeigt sich Gott. Sie gehen IHM voraus.
JHWH selbst zeigt sich im „sanften, leisen Säuseln“, im „leis verklingenden Hall“ in „einer ruhigen, leisen Stimme“ in einer „Stimme verschwebenden Schweigens“ wie es in anderen Bibelübersetzungen heißt.
So zeigt sich Gott. Und Elija verhüllt aus Ehrfurcht sein Gesicht und tritt vor die Höhle.
Dort wird Gott zu ihm sprechen und ihm die nächsten Schritte seines Auftrages sagen.
Gott – JHWH ist da. Das hatte er schon dem Mose am brennenden Dornbusch versprochen.
Gott – JHWH ist da. Das erlebt auch Elija.
ER ist da in der „Stimme verschwebenden Schweigens“.
Gott – JHWH ist da.
Auch heute noch und für uns.
Denn auch wir leben in einer Situation, die der zur Zeit des Propheten Elija nicht unähnlich ist.
Obwohl die Menschen in den verschiedensten Abschnitten der Geschichte das Wirken Gottes erlebt haben, obwohl es den Menschen hier bei uns so gut geht, wenden sich viele ab von JHWH, von dem Gott, der sie als SEIN Ebenbild geschaffen hat.
Obwohl ihnen in der Taufe zugesagt ist, dass sie sogar Kinder Gottes sind, schauen viele nicht auf den liebenden Vater, sondern mehr auf das, was menschliche Erfindungsgabe erschaffen hat.
Obwohl wir im Evangelium ganz klar die Gebote Jesu nachlesen können und sie auch immer wieder vorgetragen bekommen, handeln wir so oft gegen die Liebe.
Bräuchte es da nicht einmal so einen richtigen Knall, der alle aufweckt?
Manche sagen mir: es müsste den Leuten wieder schlechter gehen, dann würden sie sich wieder für Gott interessieren.
Gott zeigt dem Propheten Elija an der Höhle etwas Anderes:
Gott ist nicht in der Katastrophe.
Gott ist nicht in der Gewalttat.
Gott ist nicht im Unheil.
Vielmehr ist Gott in der „Stimme verschwebenden Schweigens“
Auf diese Stimme zu hören, das ist heute – wie zu keiner Zeit – leicht.
Aber mir scheint, dass wir es wieder üben sollten.
Jetzt in einer Zeit der Stille im Gottesdienst und auch sonst in unserem täglichen Leben.