Zwei im wahrsten Sinn des Wortes „berührende“ Begegnungen schildert uns das Evangelium.
Zuerst die Heilung der Frau, die an Blutungen litt. Und – um dieses Zeichen Jesu herum – die Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus, dessen Name übersetzt bedeutet: „Gott wird erstrahlen / Gott wird erwecken“.
Bei beiden Begegnungen geht es um körperliche Berührung. Und beide schildern nicht nur die körperlichen, sondern auch die inneren Folgen der Berührung.
Die Frau hatte sich gesagt: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.“ (Mk 5,28) Und sie hat es tatsächlich getan. Und sofort die körperliche Heilung verspürt. (vgl. Mk 5,29)
Das Mädchen wird von Jesus an der Hand gefasst und steht sofort auf und geht umher. (vgl. Mk 5,41f)
Das eine Mal wird Jesus berührt, das andere Mal berührt Jesus. Und beides Mal geschieht Heilung, wird ein Mensch heil.
So heilsam kann Berührung sein. Sie hat ganzheitliche Folgen. Sie bleibt nicht nur äußerlich, sie verändert den Menschen, macht etwas mit seinem Körper, mit seinem Geist und seiner Seele.
Mich beeindrucken die Vorsicht, Behutsamkeit und Diskretion, mit der die Frau SEIN Gewand berührt. (vgl. Mk 5,27)
Und ich stelle mir vor, wie zärtlich und einfühlsam Jesus die Hand des Mädchens ergreift, während ER mit Bestimmtheit zu ihr sagt: „Talíta kum! – Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ (Mk 5,41)
In der damaligen Vorstellung macht das von Kranken berührt werden und das Anfassen von Toten unrein. Doch was uns der Evangelist miterleben lässt, zeigt, dass diese Vorstellung seit Jesus überholt ist. Das Heil, das Jesus bringt, scheint vielmehr aufs engste damit zusammenzuhängen, Jesus zu berühren und von IHM berührt zu werden.
Und so wünsche ich mir, dass ich IHN berühren kann, um durch IHN von meinen Leiden geheilt zu werden. Und genauso wünsche ich mir, dass ER auch mich bei der Hand nimmt und wirkmächtig zu mir sagt: „Junge, ich sage Dir, steh auf!“ (vgl. Mk 5, 41).
Das Evangelium erzählt vom Berühren und vom berührt werden.
Jesus fühlt noch im selben Augenblick, dass ER berührt wurde und eine Kraft von IHM ausgeströmt war (vgl. Mk 5,30).
Die Berührungen machen etwas mit dem berührenden Menschen und mit dem berührten Menschen. Und Jesus selbst bleibt auch zuinnerst nicht unberührt. Ich habe den Eindruck, dass ER von uns berührt werden möchte. Und dass ER uns berühren möchte.
Das Evangelium ermuntert uns: Trau Dich Jesus zu berühren! ER zählt nicht zu den unberührbaren und ER ist auch nicht weit weg, sondern ganz nahe bei Dir. Wenn Du IHN berührst, wird ER Dein Leben verändern.
Ebenso ermuntert uns das Evangelium: Lass Dich von IHM berühren und lass Dich von IHM an der Hand nehmen.
Es braucht Menschen, die sich von IHM berühren lassen.
Und Menschen, die die Erfahrung zulassen, dass IHN zu berühren das Leben verändert und neues Leben schenkt.