Liebe Schwestern und Brüder!
Fest Kreuzerhöhung und Einführung Ihres neuen Pfarrers.
Oh Gott!
Wie passt das zusammen?
Ich bin schon ein wenig erschrocken, als ich realisiert habe, dass diese beiden Daten heute zusammenkommen. Kreuzerhöhung und meine offizielle Amtseinführung als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring mit den Gemeinden Bachern, Eurasburg, Freienried, Ottmaring, Paar, Rehrosbach und Rinnenthal.
Der Legende nach hat die Heilige Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, im Jahr 326 im Heiligen Land nach den greifbaren Überresten des Lebens Jesu suchen lassen. Dabei wurde in Jerusalem auch das Kreuz Jesu gefunden, das einige Tage danach den Gläubigen präsentiert wurde: Kreuzerhöhung.
Dieses Fest rückt das zentrale Zeichen unserer Erlösung in den Blick: Das Kreuz.
Es erinnert uns daran, dass das, was Jesus Christus am Kreuz für uns getan hat, das Zentrum unseres Glaubens ist. Ohne das Kreuz ist unser Glaube nicht denkbar und ohne das Kreuz ist auch unser Leben – so wie es wirklich ist – nicht denkbar.
Und dennoch erschrecken wir vor dem Kreuz, weil es vielleicht in der Mathematik ein Pluszeichen ist, aber in dem Wunsch nach einem schönen Leben alles andere als wünschenswert erscheint.
Und dennoch ist es eine Wirklichkeit, der wir nicht ausweichen können.
Das Kreuz bleibt, auch wenn wir es noch so schön verzieren, Zeichen für den Tod, für die Last, für das Leid und die Not.
Das ist eine Wirklichkeit, die wir uns nicht wünschen, die uns aber dennoch ständig begegnet. In größerer oder kleinerer Form: In der Gebrechlichkeit des Alters, in Krankheit, im Erdbeben, im Terror,
im Krieg, in der Vertreibung.
Das Kreuz ist eine Wirklichkeit, vor der wir Menschen uns gerne drücken und vor der wir die Augen verschließen. Gott aber verschließt vor dieser Wirklichkeit die Augen nicht. Im Gegenteil!
Er geht in seinem Sohn ans Kreuz und macht so das Kreuz zu DEM Ort seiner Gegenwart, zu DEM Zeichen der Erlösung.
Dabei vereint er sich mit allen die schwach sind und leiden.
Ja Jesus selbst wird das Kreuz zu schwer und weil er selbst es nicht weiter zu tragen schafft, zwingen die Soldaten den Simon, „Einen Mann, der gerade vom Feld kam“ (Mk 15,21) sein Kreuz zu tragen.
Mich hat schon als Ministrant dieser Simon von Zyrene immer beeindruckt.
Einer der mitten im Leben steht, der von der Feldarbeit kommt, ein Bauer, der vermutlich alles andere als Lust hatte jetzt für diesen zum Tode verurteilten das Kreuz zu tragen.
Dieser kräftige Mann, ein Familienvater, wird – ohne es zu wollen – gezwungen, das Kreuz zu tragen.
Übereinstimmend berichten die synoptischen Evangelien von ihm. Und Markus stellt ihn als den Vater des Alexander und des Rufus vor (vgl. Mk 15,21), in der Gemeinde offensichtlich kein Unbekannter.
Simon von Zyrene trägt das Kreuz und leistet so seinen Beitrag zu dem Erlösungswerk, das Jesus für uns alle tut.
Erleben nicht auch wir es, dass Menschen mitten aus dem Leben gerissen und ihnen, ohne dass sie es Wollen, ein Kreuz aufgebürdet wird?
Mich beeindruckt dieser Simon, weil in seinem Dienst, der ihm sicher alles andere als Freude gemacht hat, genau jene Form der Liebe sichtbar wird, von der wir in der Kirche immer Predigen und von der auch Jesus gesprochen hat:
Es ist die Liebe mit den Händen und den Füßen, mit dem Einsatz unserer Kräfte und Fähigkeiten.
Diese Liebe ist es, die zur Erlösung beiträgt.
Wenn ich mir den Simon von Zyrene vorstelle, dann fallen mir Bauern und Handwerker ein, Lehrerinnen und Hausfrauen Männer und Frauen, die mit ihrem Tun das Leben in Familie,
Kirche und Gesellschaft weitergeben und voranbringen.
Ich bin mir sicher, dass es solche Menschen auch hier in unserer Pfarreiengemeinschaft gibt. Einige durfte ich schon kennenlernen und ich freue mich darauf am besten alle kennen zu lernen.
Das Fest Kreuzerhöhung konfrontiert uns auch mit den Menschen, die sich am Kreuz stören,
denen die christliche Botschaft von der Erlösung wurscht ist oder die sie für Unsinn halten.
Vielleicht sogar mehr als wir musste das der Apostel Paulus erleben und schrieb deshalb:
die Botschaft vom Kreuz sei „für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ (1 Kor 1,23f)
Kreuzerhöhung und Einführung des neuen Pfarrers.
Der Eine oder die Andere wird sich vielleicht fragen: Was wird denn nun anders mit dem neuen Pfarrer? Was wird der Schnirch anders machen als der Brandmair?
Eines kann ich ihnen auf alle Fälle sagen: Auch, wenn ich Spaß verstehe und gerne auch mal einen Witz mache – so laut und lachen wie mein sehr geschätzter Mitbruder Adalbert kann ich leider nicht.
Ob und was sich ädern wird, das werden wir gemeinsam, unser Kaplan Christian Wolf, unsere beiden pastoralen Mitarbeiterinnen Frau Kast und Frau Horn, die Mitbrüder die in der Liturgie und Pastoral mithelfen und natürliche die Verantwortlichen im Pastoralrat, in den Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen anschauen, besprechen und beschließen.
Ich will nicht nur die Genannten, sondern alle – ob jung oder alt – eben alle die zu unseren Gemeinden gehören herzlich dazu einladen, auf dem Weg, auf dem sie ja schon unterwegs sind,
weiter mitzugehen, neu dazu zu kommen und sich von dem überraschen und beschenken zu lassen, was Gott uns in den kommenden Jahren zeigen und schenken wird.
Als ich im Jahr 2000 Pfarrer der neu gegründeten Pfarreiengemeinschaft Nassenbeuren – sechseinhalb Dörfer um Mindelheim herum – geworden bin, da habe ich zu den Gläubigen in den Pfarrgemeinden das gesagt, was ich hier aus ganzem Herzen wiederholen will:
Ihr seid die Pfarrei, ich bin bloß der Pfarrer.
Dementsprechend sind alle dazu nicht nur eingeladen, sondern aufgerufen, miteinander Kirche zu sein.
Was ich mir für meinen Dienst als Pfarrer hier in unserer Pfarreiengemeinschaft wünsche ist:
Dass wir miteinander das Große erleben können, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben (vgl. 1 Kor 2,9).
Das kann erleben, wer mit IHM lebt, wer auf IHN schaut und IHN bezeugt.
Dabei geht es nicht darum „glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern darum, das Zeugnis Gottes zu verkündigen“ (1 Kor 2,1).
Vor meiner Priesterweihe habe ich mir als Primizspruch einen Satz aus der Abschiedsrede des Paulus in Milet gewählt, den ich auch hier in unserer Pfarreiengemeinschaft umsetzen will:
Relativ unbescheiden hatte Paulus zuvor aufgezählt, was er in der Gemeinde alles getan hat und dann sagt er:
„aber ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen, wenn ich nur meinen Lauf vollende und den Dienst erfülle, der mir von Jesus, dem Herrn, übertragen wurde: das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen.“ (Apg 20,24)
Danke für diese Webseite. Gerne lese ich Ihre Predigten, die wertvolle Denkanstöße enthalten. Ich lebe in Ottmaring und werde Ihre Predigten auch öfters live erleben können. Ich wünsche Ihnen einen guten Start im neuen Amt und ein angenehmes Arbeitsumfeld.