Was uns das Evangelium (Mk 4,35-41) heute schildert, scheint mir ein treffendes Bild für die Kirche unserer Tage zu sein.
Vor vielen Jahren war ich einmal an der Nordsee im Urlaub. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an eine „Butterfahrt“, die wir damals unternommen haben. Mit einem kleinen Schiff,
ging es hinaus auf die offene See. Über die deutsche Zollgrenze hinaus. Dort konnte man dann zollfrei Waren kaufen, und anschließend fuhr man wieder zurück. Und auf dieser Fahrt gerieten wir in schwere See. Rauf und runter ging es mit dem kleinen Schiff. Mir als Landratte wurde es – wie vielen anderen an Bord – gehörig schlecht. Nicht wenigen Passagieren war ihre Angst an der Gesichtsfarbe anzusehen.Viele Tüten mit „Fischfutter“ wurden unfreiwillig gefüllt und flogen über Bord.
So ähnlich stelle ich mir die Situation der Jünger in dem kleinen Boot auf dem See Genezareth, dem Galiläischen Meer, vor. Es muss ein wirklich heftiger Sturm gewesen sein, der die Gruppe von geübten Fischern und Männern aus der Gegend um den See in Bedrängnis brachte.
Jesus war mit ihnen im Boot. Doch „er lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief“ (Mk 4,38).
Wie gesagt: Ich finde es ein treffendes Bild für die Kirche – auch unserer Tage.
Einem Sturm ausgesetzt, treibt sie im Meer der Geschichte. Auf und ab geht es mit ihr. Die mit Jesus im Boot hinausgefahren sind, werden hin und her geschüttelt. Große Wellen brechen über das Boot herein. Und mit vielen im Boot möchte ich Jesus wachrütteln und ihm zurufen:„Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ (Mk 4,38)
Im Unterschied zu den verängstigten Jüngern scheint Jesus geradezu cool, ja so gelassen zu bleiben, dass er sich von dem aktuellen Sturm nicht einmal den Schlaf rauben lässt.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40)
„Alles kann, wer glaubt.“ (Mk 9,23) wird Jesus an einer anderen Stelle sagen.
Und hier auf dem See, inmitten der drohenden Katastrophe, stellt er nicht nur seinen Glauben vor Augen, sondern zeigt für alle sichtbar und erlebbar seine Macht, sogar über die Naturgewalten.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40) klingt mir in den Ohren als Anfrage an mich und Sie und alle Christen, die sich heute Sorge um die Kirche und den christlichen Glauben in unserer Welt machen.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40)
„Schaut doch in die Geschichte der Kirche. Wie oft habe ich da schon bewiesen, dass ich mit den Meinen bin? Habe ich nicht – angefangen in ersten Jahrhunderten, bis heute – in Zeiten massivster Verfolgung und Bedrängnis, die Gemeinschaft der Glaubenden am Leben erhalten,
ja sogar gestärkt. Habe ich nicht mit Hilfe unzähliger gläubiger Menschen, charismatischer, geistbegabter Frauen und Männer, die Kirche immer wieder erneuert? Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40) So sagt Jesus auch uns heute.
„Da ergriff sie große Furcht“ (Mk 4,41) schreibt der Evangelist Markus über die Jünger, die gesehen und erlebt hatten, was Jesus getan und gewirkt hat.
Wenn Menschen das Wirken Gottes sehen, und am eigenen Leib erleben, was Gott Großes vollbringen kann, dann ist es Gottesfurcht, die sie ergreifen möchte.
Gottesfurcht, nicht Angst vor Gott. Vielmehr ein Staunen über das was ER tut.
In dem was geschieht, SEIN Wirken erkennen.
„Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?“ (Mk 4,41) fragen sich die Jünger.
Menschen, die das Staunen über Gottes Wirken nicht verlernt haben, sind gläubige Menschen.
Menschen, die beeindruckende große und kleine Dinge mit Gott in Verbindung bringen, das sind wirklich Gläubige. Und die gibt es auch heute.
In der vergangenen Woche habe ich eine WhatsApp von einem Jugendlichen bekommen, die mir das gezeigt hat: Es ist ein junger Mann, mit dem ich regelmäßig über den Glauben im Gespräch bin. Er schickte mir ein Bild von dem Sonnenuntergang, den er gerade gesehen hat und schrieb dazu:
„Hallo Herr Schnirch, Ich möchte ihnen gern von einer Erfahrung erzählen, die ich grade gemacht habe. Ich hab Gott vorhin gebeten den Abendhimmel besonders schön zu machen und jetzt sieht er so aus. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie sehr ich dadurch seine Liebe spüre.“
Was uns das Evangelium heute geschildert hat, hat uns heute tatsächlich etwas zu sagen:
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40)
Lernt IHM – Jesus – zu vertrauen.
Und Gottesfurcht, das Staunen vor SEINEM Wirken, das ihr nicht nur in der Geschichte, sondern auch heute erleben könnt, selbst wenn ihr den Eindruck habt, in einem Seesturm zu sein.
That’s it! Thanks!