Sind Sie ein österlicher Mensch?
Eine ungewöhnliche Frage und doch eine entscheidende für einen Christen:
Bist DU ein österlicher Mensch?
Was macht denn einen österlichen Menschen aus?
Schauen wir uns doch einfach die Beispiele an, die uns die Evangelien vorstellen:
Das sind als erstes die Frauen.
Übereinstimmend berichten uns die vier Evangelien, dass es die Frauen sind, die entdecken, dass etwas unglaubliches geschehen ist. Trotz ihrer Trauer hatten sie sich auf den Weg zum Grab gemacht. Das Lukasevangelium berichtet uns, wie sie „mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab“ (Lk 24,1) kommen. Und dort entdecken, dass Stein vom Grab weggewälzt und das Grab leer ist. Wie sie ratlos dastehen, treten zwei Männer in weißen Gewändern zu ihnen und verkünden ihnen, dass Jesus auferstanden ist.
Mit dieser unglaublichen Nachricht gehen sie zurück und berichten den Jüngern davon.
Was zeichnet diese österlichen Frauen aus?
Im Unterschied zu den Männern, wagen sie sich heraus aus ihrem sicheren Versteck. Sie stellen sich der Wirklichkeit, dass Jesus wirklich gestorben ist. Sie sind bereit, sich von den Engeln eines Besseren belehren zu lassen. Und erzählen von ihrer Erfahrung.
Eine Frau heben die Evangelisten besonders hervor: Maria von Magdala.
Was sie auszeichnet ist ihre besondere Beziehung mit Jesus. Sie sieht als erste den Auferstandenen. Als ER sie mit Namen anspricht: „Maria“, erkennt sie ihn auch und möchte ihn berühren, am liebsten gar nicht mehr loslassen. Doch das geht nicht, braucht es auch nicht.
Maria Magdalena lässt sich von Jesus ansprechen und sich so von IHM berühren, verändern und begeistern. Und auch sie muss verkünden was sie erlebt hat und trägt die frohe Botschaft weiter.
Die elf und die anderen Jünger hatten sich im Abendmahlssaal eingeschlossen. Nachdem Jesus auf so brutale Weise sowohl von der Menschenmenge, wie auch von den politisch Mächtigen umgebracht worden ist, war es ihnen wohl zu gefährlich, nach draußen zu gehen.
Nicht nur die Angst, sondern die Gefangenheit in ihrem Schmerz hatte sie eingeschlossen und ihnen die Bewegungsfreiheit genommen. Als nun die Frauen mit der Botschaft vom leeren Grab und von der Auferstehung kommen, macht sich Petrus auf und läuft zum Grab. Dort angekommen sieht er die Fakten, das leere Grab und die Leinenbinden. „Voll Verwunderung“ (Lk 24,12) kehrt er zurück nach Hause.
Was zeichnet den Petrus aus? Gesunder Zweifel. „Könnte es nicht wahr sein, was die Frauen berichten?“ Er macht sich auf und geht der Botschaft nach. Er ist nicht gleich begeistert, Ver-WUNDERung kennzeichnet ihn. Der andere Jünger, der „den Jesus liebte“ – von ihm berichtet das Johannesevangelium – „sah und glaubte“. Was ihn auszeichnet ist – wie bei Maria Magdalena – die Liebesbeziehung mit Jesus.
Österliche Menschen sind auch die beiden, die auf dem Weg nach Emmaus sind. Sie begegnen Jesus und erkennen ihr auch zuerst nicht. Nicht einmal als ER ihnen die Schrift aufschließt. Nachdem sie IHN wiedererkannt haben werden sie von sich sagen „brannte uns nicht das Herz in der Brust“ (Lk 24,32). Und sie werden sich, trotz ihrer Müdigkeit und der späten Stunde, aufmachen und die Frohe Botschaft verkünden.
Charakteristisch für diese beiden österlichen Menschen ist: Sie tauschen sich aus über ihren Glauben, und ihre Erfahrungen mit Jesus. Sie beschäftigen sich mit der Schrift. Und tragen ihre Erfahrungmit dem Auferstandenen weiter.
Und noch einer gehört zu den wichtigen österlichen Menschen: Thomas, der nicht der „Ungläubige“ sondern vielmehr der „Gläubige“ ist, nachdem er Jesus dem Auferstandenen begegnet ist.
Ihn macht aus, dass er nicht einfach nachplappert, was die anderen sagen. Er will selber erfahren, dass es stimmt, was die Anderen ihm erzählen. Und als er seine Erfahrung mit Jesus macht bekennt er „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)
Bist auch DU ein österlicher Mensch? Haben Sie nicht auch wenigstens einen Aspekt, dieser österlichen Menschen aus dem Evangelium, bei Sich entdeckt?
Jesus will auch IHNEN begegnen. Um IHN zu sehen wünsche ich Ihnen mit den Worten von Bischof Klaus Hemmerle „Osteraugen“:
Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du
zu sehen vermögen.