Wer ist Jesus Christus – Er ist unser König – Predigt zum Christkönigssonntag

Das Fest „Christkönig“ am letzten Sonntag des Kirchenjahres ist noch nicht einmal hundert Jahre alt. Papst Pius XI. führte es anlässlich des Heiligen Jahres 1925 ein. In diesem Heiligen Jahr wiederum gedachte man des 1600ten Jahrestages des Konzils von Nicäa. Damals, heute also vor fast 1700 Jahren, war in der Kirche eine zentrale Frage noch ungeklärt: „Wer ist Jesus Christus?“ Ist er Mensch? Ist er Gott? Wie ist das Verhältnis von Menschheit und Gottheit in Jesus Christus? Die Bischöfe der damals bekannten Welt waren sich über diese Frage uneins. Ein gewisser Arius und seine Anhänger behaupteten, dass Jesus nicht Gott sei. Viele andere Bischöfe und Theologen dagegen vertraten den Standpunkt, dass Jesus Gott ist. Kaiser Konstantin griff in den Streit ein, indem er – wohlgemerkt: er war selbst gar nicht getauft – er als Kaiser des römischen Reiches die Bischöfe zusammenrief und mit der Autorität des weltlichen Herrschers klären und definieren ließ, was die Christen über Jesus Christus bekennen. 

Jesus ist ganz Mensch UND ganz Gott. Menschheit UND Gottheit sind in ihm vereint. Und schließlich wurde daraus, was wir von Jesus Christus im Großen Glaubensbekenntnis bekennen: er ist „Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.“ 

Für uns heute ist das unstrittig. Aber die Frage, „Wer ist Jesus Christus für DICH?“ hat für uns Christen – wie ich finde – nichts an Aktualität verloren.

Heute – am Christkönigssonntag – feiern wir Christus als unseren König. Als Papst Pius XI. dieses Fest einführte waren in Europa fast überall die Monarchien entmachtet. Die Herrscher, die jahrhundertelang als „von Gottes Gnaden“, also von Gott selbst eingesetzt betrachtet wurden, waren verschwunden, macht- oder zumindest bedeutungslos geworden. Nicht mehr Gott und sein Vertreter regierten, sondern Männer und Frauen, die ihre Legitimation vom Volk bekamen.
Und in dieser geschichtlichen Situation stellte sich die Frage, die ich auch heute für uns bedeutsam finde: „Wer beherrscht uns?“ „Wer oder was hat die Macht über mich und über uns?“

Das Christkönigsfest stellt mir vor dem Beginn des Advent die beiden wichtigen Fragen: „Wer beherrscht Dich?“ und „Wer ist Jesus Christus für Dich?“

„Wer beherrscht mich?“
Sind es Herr Scholz und Herr Söder? Sind es die gewählten Abgeordneten des Bundestages und des Landtages und die Stadt- und Gemeinderäte? Oder sind es die mächtigen in der Wirtschaft? Oder die, die in den Medien und im Sport und allen anderen Bereichen der Gesellschaft das Sagen haben?
Die alle haben Macht und Einfluss in der Gesellschaft und in der Politik. Bestimmen, was und wie es in unserem Gemeinwesen läuft. Und in diesem Sinne sind diese Frauen und Männer sicher auch die, die uns beherrschen.
Es ist wichtig diese „Mächtigen“ zu fragen, von wem und wovon sie sich leiten lassen. Neben den vielen, die sich von der Sorge um das Gemeinwohl und den Prinzipien von Gerechtigkeit und Menschenwürde leiten lassen, gibt es leider auch welche, die sich von der Gier nach Macht und Geld und Einfluss leiten lassen.
Aber für mich selber frage ich heute am Christkönigssonntag: „Wer beherrscht MICH?“ – „Wer oder was hat Macht über MICH?“ – „Welche Personen, welche Vorstellungen und Ideen, welche Wünsche und Triebe bestimmen über MEIN Handeln?“ Bin ich selbst BEHERRSCHT, SELBST-beherrscht? Oder FREMD-bestimmt? 
Und welche Rolle spielt dabei Christus?

Der Christkönigssonntag stell uns Christus als den König vor. Wir haben heute ein etwas anderes Bild von einem König. Das heutige Fest schlägt uns vor, uns ganz von Christus beherrschen zu lassen. Und ganz unter seine Herrschaft zu stellen. Uns immer wieder neu nach SEINEN Prinzipien und Werten, nach SEINER Botschaft auszurichten. Es ist die Botschaft, dass Gott JEDEN MENSCHEN liebt; dass die Menschen einander lieben sollen, wie sich selbst. Es ist die Botschaft, dass nach diesem irdischen Leben das Ewige Leben in der Gegenwart Gottes auf uns wartet. Es ist die Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit. 

Uns ganz unter diese Botschaft, die nicht nur eine Ideologie ist, sondern einen Namen hat: „JESUS CHRISTUS“ zu stellen, das ist der Aufruf an diesem Sonntag an jede Christin und jeden Christen. „Wer beherrscht mich?“ und „Wer ist Jesus Christus für mich?“

Das heutige Fest bietet uns an, uns unter IHN und SEINE Herrschaft zu stellen. Uns IHM anzuvertrauen mit dem Wissen, dass ER den Tod besiegt und uns ein Leben erworben hat, das unendlich weit über das hier hinausgeht. Christus, unser König. Nicht ein Despot und kein Diktator, aber auch kein aus der Zeit gefallenes Erinnerungsstück an vermeintlich bessere Zeiten; sondern DER, der sich aus Liebe zu Dir und Dir und mir am Kreuz hingegeben hat. Und Deinem und meinem Leben einen tieferen, ja einen ewigen Sinn verleiht.

In der Zeit der Romanik, um die erste Jahrtausendwende, wurde Christus häufig als der siegreiche König am Kreuz dargestellt. Ich denke an das Kreuz in der Basilika in Ottobeuren oder an den „Großen Gott von Altenstadt“.

Stellen wir uns unter IHN und unter seine Herrschaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert