Straßenarbeiter werden – Predigt am 2. Adventssonntag Lesejahr B

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

Wenn ich diesen Ausruf des Täufers Johannes höre, dann kommen mir Straßenarbeiter in den Sinn. Männer wie die, die in diesen Wintermonaten den Schnee wegräumen, damit wir auf unseren Straßen sicher Auto fahren können. Männer, die – vielleicht sogar bei laufendem Verkehr – eine Straße begradigen oder eine Brücke erneuern, damit nachher der Verkehr besser fließen kann.

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

Geistlich gesprochen sollen wir es im Advent machen, wie diese Straßenarbeiter: Den Weg frei räumen, die Straßen Gottes begradigen, damit ER kommen kann.
Denn ER will kommen.
Und ER wird kommen.
Auch zu uns.

ER könnte sich mit Gewalt selbst einen Weg bahnen, doch Gott hat uns die Freiheit geschenkt.
Die Freiheit, uns auch gegen sein Kommen zu entscheiden.
Die Freiheit, andere und anderes an SEINE Stelle treten zu lassen oder wichtiger zu nehmen als IHN. Anderes oder andere von uns und unserem Leben Besitz ergreifen zu lassen, sodass ER nicht mehr zu uns kommen, bei uns keinen Raum mehr finden kann.

Liebe Mitchristen, wenn wir wollen, dass Gott in unser Leben eintritt, wenn ER zu UNS kommen soll, dann braucht ER einen Weg zu uns. Und nachdem er uns nicht überfällt, nötigt oder vergewaltigt, sondern bei uns eingelassen werden will, braucht es die Arbeit von geistlichen und weltlichen „Straßenarbeiterinnen und Straßenarbeitern“, die SEINEN Weg bereiten, die SEINE Straßen gerade machen. (vgl. Mk 1,3)

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

Dieses Wort des Propheten Jesaia, lässt durchscheinen, dass der Weg – SEIN Weg – schon existiert.
„Macht gerade SEINE Straßen“ lässt vermuten, dass ER bereits eine Straße gebaut hat, dass sie aber nicht mehr gerade ist, sondern verschlungen wurde, unnötige Umwege und Kurven bekommen, sich im Auf und Ab des Lebens verloren hat.

Gott hat bereits einen Weg zwischen IHM und mir, zwischen IHM und DIR, gebaut.
Bereits seit Deiner Erschaffung, spätestens aber seit Deiner Taufe, gibt es diesen – SEINEN – Weg zwischen IHM und DIR.
DU bist SEIN Ebenbild. DU bist SEIN Kind. Darauf hat Gott sich festgelegt.
Damit hat er SEINEN Weg, SEINE Straße zwischen IHM und DIR gebaut.

Doch was macht die Straße zwischen IHM und mir so schwer befahrbar?
Was liegt IHM im Weg zwischen IHM und mir?
Was hat die Straße zwischen IHM und mit so verändert, dass sie schwer oder gar nicht mehr passierbar wurde?
Wieviel Ichbezogenheit, Egoismus und Gier hat den Weg zwischen Gott und mir überwuchert?
Welche Steine von Selbstsucht, Rechthabereit und Streit liegen auf dem Weg?
Welche Zeitfresser und vordergründige Heilsbringer haben die Straße zwischen Gott und mir so verlängert, dass ich IHM nicht mehr nahekomme?
Wie viele Akte der Lieblosigkeit, welcher Streit, welche Unversöhntheit, hat die Brücken zerstört, auf denen Gott zu mir kommen wollte?

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

Wenn wir wollen, dass Gott zu uns kommt, dann müssen wir SEINEN Weg bereiten, SEINE Straßen gerade machen. Da ist es nicht mit Worten getan. Schöne Gedanken uns Sprüche allein werden das nicht bewerkstelligen.

Wieder fallen mir die Straßenarbeiter ein.
Sie reden nicht, sondern handeln. Sie malen nicht nur Pläne, sondern tun ganz konkrete Dinge.
Sie müssen morgens früh aufstehen und Schnee räumen.
Auf den Baustellen haben sie einen Knochenjob, der ihnen echt etwas abverlangt.
Das was sie tun müssen, bringt sie ins Schwitzen und ist manchmal sogar gefährlich.

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

Wenn wir wollen, dass Gott zu uns kommt, dann wird uns nichts anderes übrigbleiben, als uns die Straßenarbeiter und ihr Tun zum Vorbild zu nehmen.
Es wird uns nicht erspart bleiben, das, was den Weg zwischen Gott und uns verstellt, aus dem Weg zu räumen.
Wir werden das wieder grade rücken müssen, was wir verbogen haben.
Wir werden da wieder Verbindungen schaffen müssen, wo wir die Beziehung mit IHM und mit Anderen haben schleifen lassen oder sie sogar gekappt haben.

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

In zweieinhalb Wochen feiern wir Weihnachten.
Richtig verstanden feiern wir, dass Gott zu uns kommt, dass ER Mensch wird.
Und wenn ER wirklich kommen soll, dann ist es jetzt höchste Zeit, IHM den Weg zu bereiten, SEINE Straße zu uns zu begradigen.

„Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu Johannes in die Wüste hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.“ (Mk 1,5)
Diese Leute haben verstanden, dass sie nicht mehr so weiter machen können, wie sie es bis dahin gewohnt waren.

Heuer wird Weihnachten vermutlich anders sein, als wir es bisher gewohnt waren.
Anstatt das zu beklagen: sollten wir nicht die Chance nutzen, auf DEN zu schauen, den wir da feiern?
Sollten wir nicht jetzt, mitten im Advent, die Chance nutzen, IHM SEINEN Weg zu uns zu bereiten, SEINE Straßen zu uns zu begradigen?
Wieder neu die Beziehung mit IHM verlebendigen, indem wir bewusst beten.
Uns mit Menschen versöhnen.
Den ersten Schritt auf jemanden zu machen, mit dem es schwierig ist.
Den Blick von uns selbst auf andere Menschen und auf Gott richten.
Unsere Sünden und Fehler einzugestehen und zu bekennen.

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mk 1,3)

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