So sollen wir das Evangelium in die Welt tragen – Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis

An verschiedenen Stellen im Evangelium sendet Jesus seine Jünger aus, um das Reich Gottes zu verkünden, um die Gegenwart Gottes in der Welt zu zeigen, um Menschen für Christus zu gewinnen.
Die Version, aus dem Markus Evangelium, die wir gerade gehört haben, legt uns drei Grundzüge nahe, wie die Verkündigung der Frohen Botschaft, wie das Wirken der Kirche im Sinne Jesu, geschehen soll:

1. „Jeweils zwei zusammen“ (Mk 6,7b)
Jesus sendet die Jünger nicht einzeln aus. Nicht einen allein und auch nicht eine Clique von Anhängern, sondern zwei zusammen.
Nicht Einzelkämpfer!
„Zwei und zwei“ steht im griechischen Urtext.
Nicht einsame Helden, sondern Menschen, die wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind, die einander ein Korrektiv, einander Stützen und Ansporn sein können, sind Jesus wichtig.
ER will aber auch nicht einen Fanclub, der in der Gefahr ist, sich selbst zu genügen, sich abzukapseln und eine „Insel der Seligen“ zu bilden.

Mir kommt unweigerlich in den Sinn: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ICH mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
In dieser kleinsten möglichen Gruppe ist Jesu gegenwärtig und wirksam.
Darum geht es ja, dass ER wirksam ist.
Verkündigung des Reiches Gottes, oder Evangelisierung, oder echtes Christliches Leben, oder wie man es auch immer nennen mag, ist weder das Werk von einzelnen Superstars, noch das Produkt eines Kollektivs, das sich für etwas Besseres hält.
ER, Jesus Christus, ist es, der verkündet, Menschen Gott zeigt und Herzen bewegen kann.

2. Sich der Kraft Gottes bedienen
Deshalb sandte ER sie jeweils zu zweit aus und „er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.“ (Mk 6,7a-9)

ER selbst stattet sie mit allem aus, was sie für ihre Verkündigung, ja für ihr Leben im Auftrag Gottes, brauchen.
Die von Jesus Ausgesandten dürfen sich ungeniert der Ressourcen bedienen, die Gott selber ihnen zur Verfügung stellt.
„Sorgt euch nicht“ (Mt 6,25) sagt Jesus an einer anderen Stelle. „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht. Ihr aber, sucht zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit.“ (Mt 6,32f)

Die Sorge um das Auskommen, um die Finanzen, um das Ansehen, um Sicherheit, um vieles andere, blockiert nicht selten unser Handeln – auch als Kirche, unseren freimütigen Einsatz für das Evangelium.
Ich frage mich immer wieder, ob wir Christen, wir Katholiken hier in Deutschland, auf Gott und SEINE Kraft,
vertrauen.
Ob wir mit SEINER Hilfe oder doch eher mit der Kirchensteuer rechnen.
Glauben wir eher an die Vollmacht von Rechtvorschriften, als an die Vollmacht, die uns Gott schenk?

Jesus sendet die Jünger, jeweils zwei und zwei.
Sie dürfen, ja sollen, sich SEINER Kraft bedienen.

Ein Drittes noch lese ich aus dem Evangelium dieses Sonntags:

3. Jesus will Klarheit und Entschiedenheit

Kein Herumziehen, nicht Sprunghaftigkeit und Unstetigkeit.
Nicht mal hier, mal dort: „Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!“ (Mk 6,10)

Dazu braucht es durchaus einen Plan und Voraussicht.
Kluges Handeln und vorher auch Überlegen.
Nicht ein planloses „Heute hier, Morgen dort.“

Jünger Jesu sollen auch bereit sein, sich Menschen anzuvertrauen.
Sie müssen bereit sein, mit denen zusammenzuarbeiten, die ihnen Gott am jeweiligen Ort bereit- und zur Seite stellt. Sich auf die einzulassen, die da sind und die bereit sind, mit an der Aufgabe der Verkündigung des Reiches Gottes zu arbeiten.

„Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.“ (Mk 6,11)
Wenn „die Zwölf weder gastfreundlich in ein Haus aufgenommen werden, noch Gehör finden, rät Jesus ihnen, von dort wegzugehen und nicht unnötig wertvolle Zeit und Kraft hierfür zu vergeuden, so die demonstrative Geste vom Abschütteln des Staubes von den Füßen gegenüber den zu ihnen negativ eingestellten Menschen.“ (perikopen.de)

Klarheit und Entschiedenheit spricht aus dieser Geste.

Das Evangelium, das die Kirche uns für diesen Sonntag vorlegt, zeigt uns drei Tipps dafür, wie wir auch hier und heute das Evangelium, die frohe Botschaft verkünden und bezeugen können:

ER sendet jeweils zwei zusammen: Nicht Einzelkämpfer und keine in sich geschlossene Clique.

ER stattet sie aus und ermutigt sie, sich der Ressourcen zu bedienen, mit denen Gott sie beschenkt.

Und ER gibt ihnen Mut zu Klarheit und Entschiedenheit bei der Verkündigung des Reiches Gottes.

Was Jesus damals seinen Jüngern gesagt und geboten hat, das sagt er auch Ihnen und mir heute.
Ich wünsche mir, dass wir das verstehen und so das Evangelium zu den Menschen tragen.


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