Seid heilig – Predigt zum 7. Sonntag im Jahreskreis

Die Lesung hat mit der Aufforderung begonnen: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ (Lev 19,2) Und das Evangelium endete mit den Worten: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48)

Zuerst fällt mir auf, dass uns die Heilige Schrift nicht dazu auffordert, heilig zu werden, sondern heilig und vollkommen zu sein. Heiligkeit ist also nicht etwas, was wir später erlangen werden, wenn wir im Himmel sind. Heiligkeit gehört in die Gegenwart. 

Den Maßstab dafür, was wir tun können, um heilig zu sein, setzt Gott selbst. Er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Gute und lässt es Regen übergerechte und ungerechte. (Vgl. Mt 5,45) Und deshalb können die, die nach Seinem Maßstab leben, mit Recht Kinder Gottes genannt werden.

Die Antwort auf die Frage „wie würde Gott es machen?“, oder besser noch auf die Frage „wie macht es Gott?“ kann uns aufzeigen, welches Verhalten in der konkreten Situation dem göttlichen Maßstab entspricht:

Keinen Hass gegen den Bruder oder die Schwester in sich tragen (vgl. Lev 19,17); keine Vergeltung und keine Rache üben (vgl. Mt 5,38); großzügig sein (vgl. Mt 5,40-42); Ja sogar die Feinde lieben und für seine Verfolger beten (vgl. Mt 5,44); selbst den ersten Schritt tun, auf den anderen zu gehen, und nicht von der Gegenleistung her denken (vgl. Mt 5,46f).

Eine ganz schön schwere Aufgabe. Doch mir scheint es im wahrsten Sinn des Wortes not-wendig zu sein, so zu handeln. Besonders wenn wir auf die aktuelle Situation in der Welt schauen, wird das über deutlich.

Hass und Feindschaft, Rache und Egoismus führen zu Zerstörung und in den Untergang.

Eine ganz schön schwere Aufgabe. Und ich muss selber zugeben, dass ich immer wieder am Anfang stehe. Wie oft misslingt es mir, den Maßstab Gottes zu meinem zu machen. Aber da, wo es gelingt, merke ich, dass die Welt besser wird, dass ich meinen -wenn auch nur kleinen – Beitrag leisten kann.

Am Anfang der Woche bekam ich eine E-Mail, über die ich mich sehr geärgert habe und ich habe gespürt, wie in mir der Zorn und der Wunsch nach Vergeltung hochgekommen ist. Erst als ich über die Mail und Ihren Inhalt in Ruhe nachdenken und mich mit jemanden darüber besprechen konnte, war ich in der Lage, sachlich an das Problem heranzugehen. Dann habe ich gespürt wie sich innere Ruhe und Gelassenheit, ja sogar Verständnis für die Schreiberin der Mail bei mir eingestellt haben. 

Gelegenheiten so zu handeln, wie Gott, bieten sich mir jeden Tag. Und so möchte ich mir und Ihnen einfach noch einmal die Rahmensätze der heutigen Schriftlesungen wiederholen: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ (Lev 19,2) „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48) Und ich bitte Gott, dass das mir und ihnen immer besser gelingt.

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