Sauber bleiben! – Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis

Heute geht es um die Reinheit.

Für fromme Juden war und ist das ein nicht unwichtiger Aspekt. Denn nur wer (kultisch) rein ist, so der Gedanke, kann in Beziehung mit Gott treten. Unrein wird man, wenn man mit Unreinem, z.B. unreinen Gedanken, mit Körperflüssigkeiten, bestimmten unreinen Tieren, mit Verstorbenen, ja sogar wenn man mit unreinen Menschen in Berührung kommt.
Um wieder rein zu werden, unterzieht man sich reinigenden Ritualen. Regelrechtes Waschen. Auch das Bad in der Mikwe, dem jüdischen Ritualbad gehört dazu.
Wir müssen davon ausgehen, dass Jesus – als frommer Jude erzogen – sich durchaus auch an diese Regeln hielt.

Was Jesus an verschiedenen  Stellen gegenüber den Pharisäern kritisiert ist, dass diese Regeln sich verselbstständigen und wichtiger als die Gebote Gottes genommen werden. Dass scheinbar das äußerliche und rituelle, das innere und die tiefe Beziehung mit Gott verdrängt hat.

Im Evangelium heute geht es nicht ums Händewaschen.
Es geht darum, was man tun muss um „sauber“ zu bleiben.
Was meint das?

Ist ein „sauberer Kerl“ oder ein „sauberes Mädel“ nicht ein Mensch, ohne Falschheit, jemand auf den man sich verlassen kann? 
Heißt „sauber bleiben“ nicht „schmutzige“ Verhaltensweisen und Äußerungen nicht zu tun und stattdessen gut zu handeln und gut zu sprechen? Keine schmutzigen Geschäfte zu machen?
Auf Bayerisch und Schwäbisch – ich weiß nicht, ob ihr es auf Südtirolerisch ist – sagt man „Jemand ist nicht ganz sauber“ und meint damit, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat, dass er spinnt und nicht ganz bei Trost ist.
Und wenn man jemanden als „Dreckskerl“ bezeichnet, dann meint man damit einen üblen Gesellen, einen, vor dem an sich lieber in Acht nehmen sollte.

Wir merken schon in unserer Sprache, um welche Art von „Reinheit“, um was für eine Form von „Sauberkeit“, es geht. Die ist nicht zu erreichen, indem man sich ausgiebig badet.
Die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft (vgl. Mt 7,21-22) sind nicht mit Wasser und mit keiner Seife abwaschbar. Sie stecken im Menschen drin. Es sind die dunklen Seiten, die wir vielleicht auch manchmal an und in uns selbst entdecken.

Ich bin zum Beispiel öfter sehr ungeduldig. Und wenn dann auf der Straße so ein Träumer vor mir her fährt, so einer, der mit 60 oder 70 Kilometern vor mir herumschleicht. – Da ist es gut, dass ich so oft allein im Auto sitze und niemand die Titel, die ich für den Fahrer vor mir finde, hört. Und gefährlich wird es dann ja auch noch, wenn ich beginne aggressiv zu fahren und riskant zu überholen.
Es steckt also etwas in mir, was mich zu so einem unsauberen Verhalten bringt.
Doch wie kann ich das überwinden?
Objektiv fährt der vor mir ja mindestens 30 km/h zu langsam, behindert den Verkehr und reizt die anderen zu riskanten Manövern. Aber der Grund meines Ärgers liegt doch in mir!

Sie kennen vielleicht auch noch andere innere Bewegungen, die Sie zu ungutem, „unsauberem“ Reden oder Tun verleiten.

Und dann sind da ja noch die Triebe, die in uns stecken: Der Selbsterhaltungstrieb, der Sexualtrieb, der Geltungstrieb und andere, denen wir uns oft genug ausgeliefert fühlen und die, wenn sie die Überhand gewinnen, uns zu schlechtem Handeln bringen können.

Was könnte man im Sinne Jesu raten, damit wir „sauber“ bleiben?

Als erstes zitiert Jesus den Propheten Jesaia: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“ (vgl. Jes 29,13). Es geht zuerst darum, zu erforschen, was in unserem Herzen und in unserem Inneren los ist. Sich ehrlich anzuschauen und WAHR- zu nehmen, was meine inneren Regungen, was die wahren Gründe für mein Verhalten und mein Reden sind. Und mir die klar und deutlich bewusst zu machen.

Als zweites darf ich wissen, dass Gott mich als Sein Ebenbild erschaffen hat. Dass er mich zu Seinem Kind gemacht hat und mich unendlich liebt. In meinem Herzen ist es nicht automatisch dunkel. Das Licht Gottes ist auch in meinem Herzen. Vielleicht hat das Dunkle, in dem Moment versucht, die Überhand zu bekommen. Das versucht das Dunkle immer wieder – meist schleichend. Aber Gottes Licht ist auch da. Und wenn ich es wieder entfache und leuchten lasse, dann muss das Dunkel verschwinden. Denn das Dunkel ist nicht mehr als ein Mangel an Licht. „Entfache die Gnade Gottes wieder“ (2 Tim 1,6) rät der Apostel Paulus.
Mache Dir also immer wieder, so oft es geht, bewusst, dass Gott in Dir lebendig ist und dass Du leuchtendes Zeugnis SEINER Gegenwart sein sollst.

Und als drittes müssen wir uns bewusst machen, dass wir, jeder und jede verantwortlich ist, für das eigene Tun und Lassen. Mit der Schöpfung, bei der Erschaffung des Menschen, hat Gott uns die Schöpfung, also alles um uns herum und nicht zuletzt auch uns selbst anvertraut, um gut damit umzugehen. Heute würden wir sagen, um nachhaltig damit umzugehen. Um dafür zu sorgen, dass die Welt – und zu der gehören Sie und ich selber sicher dazu – „sauber“ bleibt. Dass sie so bleibt und wir so bleiben oder werden, wie es Gott gedacht und gemacht hat. Verantwortung dafür trägt ausnahmslos jede und jeder von uns.

Liebe Schwestern und Brüder!

Es geht um „Reinheit“, darum „sauber“ zu bleiben.
Das gelingt uns vielleicht nicht immer.
Wenn wir drei Dinge beachten, wird es besser gelingen:

  1. Schauen wir immer wieder genau in unser Herz und auf seine Regungen.
  1. Lassen wir Gottes Licht in unserem Herzen immer stärker leuchten.
  1. Und machen wir uns stets bewusst, dass wir selber verantwortlich sind.

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