Die vielen Sorgen und das Eine notwendige – Predigt zum 16. Sonntag im Jahreskreis

Es erscheint wie eine klassische Szene zwischen zwei Geschwistern: Die eine hat offensichtlich das Gefühl, dass sie immer alle machen müsste, während die andere sie dabei im Stich lässt. Wer Geschwister hat, oder auch anders mir Menschen zusammenlebt, kennt das vermutlich. 

Es lohnt sich, die Szene genau anzuschauen: In einem Dorf, in einem Haus, ist Jesus eingekehrt. Man kann vermuten, dass das Haus – wie es damals auf dem Land üblich war – aus einem Raum bestand, in dem sich das tägliche Leben abgespielt hat. Da sitzt Jesus und spricht. Auch die ihm zuhören sitzen in dem Raum. Zu denen gehören sicher die Gastgeberin Marta und ihre Schwester Maria. Was Jesus ihnen erzählt, wissen wir nicht. Ich stelle mir aber vor, wie die Maria und auch noch andere aufmerksam auf das hören, was Jesus ihnen sagt. „Marta aber beschäftigte sich mit einem wichtigen Dienst.“ (Schneider) Was sie, währen Jesus redet, tut, nimmt sie ganz in Anspruch. Was genau sie da tut, ist aber – so sagt es der Evangelist im Originaltext ausdrücklich – „viel Dienst“. Es ist also nicht so, wie es einem heute in Gesprächen immer wieder passieren kann, dass sie nebenbei in ihrem Handy herumfingert und eine Nachricht auf Whatsapp liest oder Fotos von der Szene auf Instagramm einstellt. Was sie zu tun hat, wird Jesus gleich darauf wertschätzend benennen. Geradezu zärtlich wird Jesus zu ihr sagen: „Marta, Marta, du denkst und beunruhigst dich über vieles“, „du machst dir viele Sorgen und Mühen“. Was genau dieses Viele ist, das Martha gefangen nimmt, ist nicht klar zu erkennen, aber man kann wohl vermuten, dass es auch ihre Sorge als gute Gastgeberin ist. Vielleicht ist sie mit ihren Gedanken und auch mit ihren Händen mit dem Vorbereiten des Essens für ihre Gäste beschäftigt. Ich stelle mir vor, dass Jesus mit seinen mindestens zwölf Begleitern da ist, vielleicht noch einige andere Leute, die es ja zu bewirten gilt. Was es heißt, für mehr als 15 Leute ein angemessenes Essen auf den Tisch zu stellen, kann ich mir auch leicht vorstellen. Das braucht schon Denken und viel Vorbereiten. Und ich kann mich gut in die Marta hineinversetzen, die den Eindruck hat (wieder einmal) mit der ganzen Arbeit allein da zu stehen. Und dass sie sich da bei Jesus beschwert, ist doch nur verständlich.

Sie kennen das sicher auch, wie viele Dinge einen in Beschlag nehmen. Auch wichtige und gute Dinge. Am schlimmsten finde ich es immer, wenn dann die vielen Dinge auch noch gleichzeitig über mich hereinbrechen. Ich werde in solchen Situationen dann nicht nur nervös, sondern manchmal auch ungehalten und pampig. Ich kann mich gut in die Marta hineinversetzen.

Um so erstaunlicher finde ich es, wie Jesus reagiert: Wertschätzend sieht er nicht nur das Viele, das Marta beschäftigt. – Er wird sich zusammen mit seinen Begleitern das Essen nachher sicher auch schmecken lassen.

Er stellt aber dieses Viele dem EINEN gegenüber, das „notwendig“ ist, das es wirklich braucht. Es ist der gute Teil. Vielleich haben Sie auch noch die alte Einheitsübersetzung im Ohr, die hier sagte, Maria habe „das bessere gewählt“. Das war klar falsch übersetzt. „Nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“ (Lk 10,42)

Was ist das EINE NOTWENDIGE, DAS GUTE, das nicht genommen wird?
„Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.“ (Lk 10,39) hatte es Lukas beschrieben. Es ist also das Hören auf das, was JESUS sagt. 

Ich merke, dass ich oft gefangen bin von meinen Gedanken und Sorgen. Und vor lauter kreisen darum mir gar nicht die Frage stelle: Was sagt Jesus dazu? Was will ER jetzt von mir? Was würde ER denn in dieser Situation tun? Dabei wäre ER der Not-Wender. 

Wie kann ich auf das hören, was Jesus sagt?
Natürlich in der Heiligen Schrift lesen und mich von den Worten der Bibel ansprechen lassen.
Ich kann mir bewusst Zeit nehmen für Stille, um in mich hineinzuhören und zu spüren, was Jesus mir sagen möchte.
Aber da, wo es zu viel wird, wo vieles auf mich einprasselt und es stressig ist, habe ich vielleicht nicht die Zeit oder auch nicht die Kraft zum Beten oder Meditieren. Aber einmal tief einatmen und IHM sagen: „Jesus, was sagst DU mir jetzt? Jesus, wie würdest DU jetzt entscheiden? Jesus, was ist jetzt das EINE NOTWENDIGE?“ dafür dürfte immer Zeit sein.


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