Der Freund des Lebens – Predigt am 31. Sonntag im Jahreskreis Lj. C

Die Begebenheit mit Zachäus in Jericho, von der uns der Evangelist Lukas berichtet, ist uns allen vermutlich wohl bekannt: Zachäus, der kleine Mann, reich, aber von allen verachtet. Er hört von Jesus und ist neugierig, ob das, was er gehört hat, stimmt. Er steigt auf den Baum, macht sich gewissermaßen vor allen zum Affen „um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste“ (Lk 19,4b). Aber er erlebt durch Jesus eine grundlegende Bekehrung. 

Was Jesus mit ihm tut, verändert den Zachäus von innen heraus. Dabei hat er ihm keine Moralpredigt gehalten. Ihn nicht auf seine Schwächen und auch nicht auf seine Sünden hingewiesen und ihn erst recht nicht ausgeschimpft oder gar ausgeschlossen. 

Jesus war dahin gegangen, wo der Zachäus war. Hatte SEINEN Standpunkt eingenommen und (man beachte den Perspektivwechsel Jesu!) zu Zachäus AUFGEBLICKT (vgl. Lk 19,5). Aus der Sicht der anderen, die das sahen, hätte er wohl allen Grund gehabt, es ihnen gleich zu tun und auf Zachäus HERABZUSEHEN.

Aber Jesus schaut von unten zu Zachäus auf. Er spricht mit ihm. Spricht ihn sogar mit seinem Namen an: „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben.“ (Lk 19,5b) Ohne Scheu lädt sich Jesus bei ihm ein. Und das lässt den Zachäus sich verändern. „Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.“ (Lk 19,9) wird Jesus das zusammenfassen.

Das Heil ist dem Haus des Zachäus geschehen nicht weil Jesus auf ihn und seine Sünden und Fehler gezeigt hat. Nicht weil er seine Vergehen offengelegt und ihn der gerechten Strafe zugeführt hätte. Das Heil ist im Haus des Zachäus eingekehrt, weil JESUS dort eingekehrt ist. Das hat dem Zachäus die Möglichkeit gegeben sich von innen heraus zu verändern. Nicht die menschliche Gerechtigkeit, die aufzählt, rechnet und verurteilt hat den Zachäus verändert. Sondern er selbst hat sich verändern können, weil der Sohn Gottes, Jesus, zu ihm aufgeschaut hat, ihn mit Namen angesprochen hat und bei ihm eingekehrt ist.

Mit dem wie es Jesus macht, wendet er das an, was in der Lesung aus dem Buch der Weisheit über Gott gesagt wurde: „Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.“ (Weish 11,24-26)

Wir als Kirche, stehen hoffentlich in der Nachfolge Jesu. Ich als Christ, soll und will das Wort Gottes, heute in die Tat umzusetzen. Und deshalb kann ich im Umgang mit Menschen, die nicht so leben, denken und Glauben wie sie und ich eigentlich nicht anders, als es Jesus gleich zu tun. Die Position des Menschen einnehmen. Den Anderen nicht von oben herab anschauen und mich über ihn erheben, sondern ihn mit den Augen Jesu „von unten“ anschauen. Vom andern nicht als „dem da“ oder „der da“ reden, sondern ihn mit seinem Namen ansprechen und die Gemeinschaft mit ihm suchen.

Wie oft habe ich, haben wir als Kirche es anders gemacht als Jesus? Wie oft haben Christen in der Geschichte auf Menschen, die anders glauben, die anders empfinden, die anders sind als es in unser beschränktes Weltbild passt, herabgesehen? Sie verurteilt? Ja bisweilen hat man sie sogar eingesperrt und umgebracht.

Ich kann verstehen, wenn Menschen die so etwas erleben mussten, sich von der Kirche und vom Glauben abgewandt haben.

Ich sehe in den Texten, die uns heute vorgelegt werden die deutliche Aufforderung dazu, es anders zu machen und uns immer wieder den Freund des Lebens (vgl. Weish 11,26) vor Augen zu stellen, von dem die Heilige Schrift selbst sagt: „Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie umkehren. Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist.“ (Weish 11,23-12,1)

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