Das Kind im Stall – Gott in meiner Welt – Predigt zum Weihnachtsfest

Ein Kind im Stall.
Wie nett, wie romantisch.
Idylle?

Sie wissen, wie es in einem Stall aussieht und wie es da riecht.

Würde Sie da ihr Kind auf die Welt bringen wollen?
Oder wie würden Sie den Ort gestalten, an dem Sie ein Kind zur Welt kommen lassen?

Das Kind an Weihnachten ist nicht irgendein Kind.
Es ist Gottes Sohn, der da geboren wird.

Wie würden Sie dazu noch einen Ort gestalten, an dem Gott zur Welt kommt?

Sauber müsste es schon sein – für das Kind.
Heimelig, warm und gemütlich.
Vor Wind und Wetter geschützt.
Fließend Wasser, ein Bett, ein Feuer, genug zu essen, mindestens.
Vielleicht ein klein wenig Luxus.

Ein schöner und würdiger Raum müsste es schon sein – für Gott.
Geschmückt mit wertvollen Dingen.
Ein Ort der Würde ausstrahlt.
Feierlich, Gott angemessen.
Nichts „Normales“, schon etwas Besonderes.

Für Gott – und auch für das Kind.

Doch der Alltag des Lebens sieht anders aus: In unserem Leben ist nicht alles schön.
Das Leben ist kein Reinraum, kein Schloss, kein Luxushotel.
Die Welt ist keine heile Welt.
Das wirkliche Leben gleicht doch mehr einem Stall.
Auch Unrat, Mist und Mief finden wir überall.
Unter Schmerzen und Geschrei geboren werden, großwerden,
Alltag und Arbeit, Schweiß und Sorge, bis hin zum Sterben – gehört zum Leben.

Wie im Stall.
Das Leben gleicht – dem Stall.

Und in so einem Stall gebar Maria ihren Sohn Jesus Christus, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. (vgl. Lk 2,7)
Und die Hirten werden „ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ (Lk 2,12b)

Das Zeichen an dem sie die Geburt des Messias, des Retters der Welt, erkennen sollen. (vgl. Lk 2,11f)

Gottes Sohn kommt nicht im Palast, nicht in der Klinik, sondern im Stall – in den Niederungen des Lebens – zur Welt. Das ist SEIN Zeichen.
Im Alltag, im „Mist“, in der Umgebung, die am wenigsten nach IHM riecht kommt unser Gott auf die Welt.
Er wird nicht auf Rosen gebettet, sondern auf Stroh.
Er hat wohl Windeln bekommen, doch als erstes Bett – einen Futtertrog
als erste Heimat – einen Stall.

Nach Maria und Josef sind seine ersten Mitbewohner Schafe, Ziegen und Rinder, Ochs und Esel.
und seine ersten Gäste sind Hirten, die Außenseiter der Gesellschaft.
Und die zweiten sind auch nicht besser: Fremde aus Afrika und dem Nahen Osten.

Da hinein wird Gott – Mensch.

Für mich heißt das: Ich brauche keine künstliche Welt zu schaffen, damit Gott zur Welt kommt.
Vielmehr will ER in meine Welt, in meinen Stall, in den Mief meines Alltags, meiner Wirklichkeit, ja auch in den „Mist“, den es in meinem Leben gibt, kommen.
Ich brauche keine Angst zu haben, dass er sich davon abhalten lässt.
Ganz im Gegenteil!

Was ich ihm schenken kann, ist genau das:
Meine Unzulänglichkeiten, meine Alltagssorgen.
Meine Angst, meine Probleme.
Meinen Schmerz und meine kleinen Freuden.

Da hinein will sich der menschgewordene Gott betten lassen.
In das Stroh meines Alltags lässt ER sich legen.

Mich macht das froh.
Und deshalb wünsche ich Ihnen
frohe Weihnachten!

 

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