Christen: ausgestreckt zwischen Erde und Himmel – Predigt am Fest Christi Himmelfahrt

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apg 1,11)

Die Apostel, die Jesus nachschauen, geben das Bild eines echten Christen ab.
Zwei Haltungen sind es, die sie uns am Himmelfahrtstag zeigen:
Zum Einen stehen da.
Und zum Anderen schauen sie zum Himmel empor.

Sie stehen da, mit beiden Beinen auf dem Boden. Echte Männer, Menschen die wissen wie das Leben geht, Praktiker, wie sie waren: Handwerker, Fischer, Familienväter. Menschen die mitten im Leben stehen. Verwurzelt in der Realität dieser Welt.

Sie sind nicht abgehoben, schweben nicht über den Dingen, hängen nicht Illusionen oder spinnigen Phantasien und Theorien nach.
Christen sind Menschen, die Wissen was die Wirklichkeit menschlichen Lebens ist. Sie kennen die Realität des Lebens. Verstehen, wie es in der Welt läuft. Haben gelernt und kapiert, 
wie es um die Welt, die Schöpfung und die Menschheit steht. Das ist das eine Charakteristikum für uns Christen, dass uns die Apostel heute zeigen.

Das zweite ist ihr Blick zum Himmel:
Sie schauen unverwandt IHM nach zum Himmel empor (vgl. Apg 1,10).

Mit beiden Augen blicken sie Jesus nach. In Richtung Ewigkeit. Weg von den Niederungen, in denen wir oft verhaftet sind. Hin zu dem Ort, von dem aus eine andere Sicht möglich ist. Von wo aus das große Ganze erkennbar und die tieferen Zusammenhänge deutlich werden.

Bei aller Bodenhaftung hilft der Blick zum Himmel, nicht stecken zu bleiben in der Weltlichkeit. Der Blick, hin auf das Ziel, verleiht dem Jetzt erst einen tieferen Sinn, auch wenn der tiefere Sinn im Moment noch nicht klar ist.

Christen sind Menschen, die auf die Ewigkeit schauen. Hin auf Christus, der von sich sagte: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ (Joh 14,2f)

Christen wissen, dass es außer dieser Welt noch eine andere gibt, und dass das eigentliche Ziel dort liegt.

Zwischen Himmel und Erde, mit beiden Beinen auf dem Boden und mit beiden Augen nach oben, stehen Christen da. Mit ihrer ganzen Existenz geben sie der Welt und allen Menschen ein Zeichen, dass sie nicht alleingelassen ist. Und gleichzeitig zeigen sie durch den Glauben, der sie antreibt und beflügelt, zum Himmel. Und zeigen so, dass das was wir hier erleben, nicht alles und schon gar nicht das Ziel des Lebens ist.

Die Apostel, die am Himmelfahrtstag da stehen und zum Himmel blicken, ermutigen mich dazu, die Welt um mich herum wahrzunehmen und anzunehmen. Die Welt um mich herum ist weit größer als meine Wohnung, mein Dorf und mein beschränkter Horizont.

Gleichzeitig spornen mich die Apostel an, Christus nachzuschauen und nachzufolgen. 
Mich ganz an IHM fest zu machen, auf IHN zu hören, von IHM zu lernen, es IHM gleich zu tun, in dem Bewusstsein, dass das Ziel meines Lebens bei IHM ist.

Genau diese beiden Haltungen sind es, die seit dem Beginn des Christentums gläubige Christen dazu angespornt haben, andere Menschen für Christus zu gewinnen und gleichzeitig diese Welt zu verbessern.

Das was wir alle in diesen Tagen erleben, gibt uns genügend Möglichkeit dazu, in den kleinen und großen Dingen an einer Verbesserung dieser Welt mit zu helfen.
Durch das Teilen mit denen, die in Not geraten sind.
Durch unser Zuhören.
Mit unserem geduldigen Warten, wenn wir in der Schlange stehen müssen.
Auch durch ein Lächeln, das vielleicht von der Maske, die wir zum Schutz der Anderen tragen, verdecken sein sollte.

Gerade aber auch diese Tage scheinen mir eine gute Hilfe zu sein, den Ausblick zu wagen und neu unsere persönliche Beziehung zu Christus zu beleben.
Indem wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir mit IHM verbunden sind.
Uns daran erinnern, dass ER versprochen hat: „ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Gelegentlich zum Himmel empor schauen und uns bewusst machen, dass wir Christen – wie die Apostel am Himmelfahrtstag – ausgestreckt sind zwischen Erde und Himmel.

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